Buffy - 22 - Spike & Dru
mag
ungemütlich in diesem Abteil sein, aber die Sonne ist untergegangen, und es
ist besser, wenn wir hier drinnen statt draußen in der Dunkelheit sind.«
Plötzlich drehte sich Sophie auf ihrem Sitz und sah Eleanor an. Das junge
Mädchen schlug schüchtern die Augen nieder, von tiefem Unbehagen
erfüllt.
»Eleanor, du hast mich angestarrt, seit wir uns heute Morgen kennen
gelernt haben. Kann ich dir irgendwie helfen? Hast du Fragen?«
Zögernd schaute Eleanor hoch und strich sich die langen schwarzen Haare
aus dem Gesicht. Sophie sah sie durchdringend an. Die Jägerin hatte ein
derart grimmiges Gesicht, derart kalte Augen, dass Eleanor kaum ein Wort
herausbrachte. Dann sprach Bertram fragend ihren Namen aus, um sie zu
ermuntern.
»Also nein?«, drängte Sophie.
Eleanor schluckte hart. »Hast du denn überhaupt keine Angst?«, wollte sie
wissen.
Sophie blinzelte überrascht. »Mit dieser Frage habe ich nicht gerechnet.
Natürlich habe ich Angst. Aber vielleicht nicht so viel, wie ich eigentlich
haben sollte. Bis jetzt haben diese Vampire mich noch nicht gejagt.
Wahrscheinlich sparen sie sich das bis zuletzt auf. Wenn alle
Kandidatinnen, die mich ersetzen könnten, eliminiert sind, bin ich an der
Reihe.«
Mit einem Kopfschütteln beugte sich Eleanor nach vorn, um Sophie
genauer anzusehen. Die Jägerin beugte sich ebenfalls nach vorn, bis sich
die Köpfe der beiden Mädchen fast berührten.
»Ich meine nicht nur, ob du Angst vor den Vampiren hast, die uns jagen.
Ich meine ... hast du Angst, die Jägerin zu sein? Also, ich schon«, gestand
Eleanor. Bertram wirkte erstaunt, aber sie ignorierte ihn. Die einzige
Meinung, die jetzt wichtig war, war Sophies. »Hier bin ich, ausgebildet, dich
zu ersetzen, wenn du stirbst. Das heißt, falls ich als Nächste auserwählt
werde. Aber du bist so nett zu mir und beschützt mich, obwohl ich dich
ständig daran erinnern muss, wie kurz das Leben einer Jägerin gewöhnlich
ist.«
»Eleanor!«, wies Bertram sie zurecht.
Yanna sah Sophie nur erwartungsvoll an.
Die Jägerin für ihren Teil blickte betroffen drein und wurde sogar ein
wenig blass. Sie schloss für einen Moment die Augen, stand dann auf und
ließ sich neben Eleanor nieder.
»Ja, ich habe Angst«, sagte sie wieder, obwohl diesmal beide wussten,
dass sie etwas anderes meinte. »Es ist schwer, dich anzusehen und zu
wissen, dass du in gewisser Hinsicht meinen Tod repräsentierst.
Andererseits bist du eine von vielen. Du schwebst im Moment in viel
größerer Gefahr als ich.«
Ein angedeutetes Lächeln spielte um Sophies Mundwinkel. »Und
außerdem ist es mir noch ein bisschen zu früh, um zu sterben.«
Eleanor musste gegen ihren Willen lachen, und die Distanz, die sie bis
jetzt zwischen sich und der Jägerin gespürt hatte, verschwand im Nu. Im
selben Moment ertönte das lang ersehnte Geräusch der Glocke. Weniger als
fünfzehn Minuten später ertönte ein Pfiff, Dampf zischte, und die
Lokomotive fuhr quietschend an.
Endlich wehte der Fahrtwind in das Abteil und brachte allen etwas
Kühlung. Draußen war es Nacht geworden. Die Lichter von Lafayette
verschwanden schnell, und bis auf ein gelegentlich aufblitzendes
Streckensignal war alles finster.
Die beiden Mädchen rückten enger zusammen, und Bertram rutschte zur
anderen Seite des Abteils zu Yanna. Während sich die Wächter besorgt über
den Krieg in Europa und ihren eigenen Kampf gegen die Vampire
unterhielten, lernten sich die beiden Mädchen besser kennen. Eleanor war
bei ihrer allein stehenden Mutter aufgewachsen, und die Vorstellung, dass
Sophie ein Waisenkind aus einem so fernen und exotischen Land wie
Dänemark war, erstaunte sie. Eleanor hatte Dänemark bisher nur auf den
Seiten von Hamlet besuchen können.
Ihre Taschen hatten sie auf der Gepäckablage über ihren Köpfen verstaut.
Sophie stand auf, suchte kurz in ihren Sachen und zog dann ein Schwert
heraus, das seit Jahrhunderten im Besitz ihrer Familie war. Die Jägerin hatte
es von ihrem Vater geschenkt bekommen. Eleanor bestaunte es mit großen
Augen. Seine Scheide war verziert, und auf der Klinge prangten Zeichen
und Worte einer Sprache, die Eleanor für Dänisch hielt.
»Es ist wunderschön«, sagte sie ehrfürchtig und strich mit den Fingern
über die stumpfe Seite der Klinge.
»Und scharf«, fügte Sophie hinzu. »Sei vorsichtig.«
»Du benutzt es im Kampf?«, fragte Eleanor überrascht.
»Ja.«
Das jüngere Mädchen warf Bertram einen
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