Buffy - 22 - Spike & Dru
vorwurfsvollen Blick zu. »Ich
bin gar nicht am Schwert ausgebildet worden.«
Bertram räusperte sich, warf Yanna einen nervösen Blick zu und straffte
sich dann. » Obwohl die Enthauptung eine absolut akzeptable Methode zur
Vernichtung von Vampiren und auch Dämonen ist, rangiert die Fechtkunst
auf der Prioritätenskala weit unter dem Umgang mit Pflock und Armbrust
oder auch der waffenlosen Selbstverteidigung. Der Pflock ist zwar eine
brutale, aber weitaus verlässlichere Waffe gegen Vampire. Du wirst schon
noch in der Fechtkunst ausgebildet werden, Eleanor, aber alles zu seiner
Zeit, ja?«
Mit einem missbilligenden Schnauben sah Yanna Bertram an. »Sophie
konnte schon mit dem Schwert umgehen, bevor ich ihr zugeteilt wurde. Und
in ihren Händen gibt es keine wirksamere Waffe.«
»Das ist gut und schön für sie«, erwiderte Bertram schnippisch. »Aber
noch einmal, alles zu seiner Zeit.«
Die Wächter sprachen weiter miteinander, jedoch deutlich kühler, und
Eleanor fühlte sich verantwortlich. Sie seufzte auf. In den vierzehn
Monaten, die sie jetzt schon zusammen waren, hatte Bertram sie sehr gut
ausgebildet. Sie war nun mit zahlreichen Waffen vertraut, verfügte aber
nicht über die übernatürlichen Fähigkeiten der Jägerin. Ihr fehlte auch das
natürliche Selbstvertrauen, das Sophie auszeichnete, die ihr scheinbar
angeborene Kühnheit.
Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Auch wenn der
Wächterrat sie angeblich als Erbin des Mantels der Auserwählten
identifiziert hatte, Eleanor glaubte ihm nicht. Eigentlich hatte sie das noch
nie getan. Sie war nicht die Jägerin. Sie würde nie die Jägerin sein.
»Sophie«, sagte sie und beugte sich hinüber zu dem älteren Mädchen, dem
sie sich in gewisser Hinsicht verbunden fühlte. »Erzähl mir, wie es ist,
Jägerin zu sein. Ich möchte es hören. Erzähl mir von deinem Leben und von
den Kämpfen, die du aus getragen hast.«
Die Jägerin verkrampfte sich ein wenig und entspannte sich dann wieder.
Sie gestattete Eleanor, sich an sie zu lehnen. Als sie von einem uralten
Vampirkönig namens Gorm erzählte, schien Eleanors offene Bewunderung
Sophie fast peinlich. Später, als Sophie über den Krieg in Frankreich sprach,
schlief Eleanor ein.
Sophie war sich vage des Ratterns des Zuges auf den Schienen bewusst. Es
entsprach dem Stakkatorhythmus ihres eigenen Herzens und einer Reise in
die Sicherheit. Es tröstete sie, während sie auf einem der Sitze in dem
Zugabteil döste und Eleanor sich an ihre Seite schmiegte. Sie atmeten
gleichmäßig, und Sophie hatte einen Arm um das andere Mädchen gelegt,
als wären sie Schwestern. Kleine Mädchen, die von einer langen Tagesreise
erschöpft waren.
Von Zeit zu Zeit ertönte die Pfeife. Als der Zug an einer Weiche die
Gleise wechselte, durchlief jeden der Wagons eine Erschütterung. Sophies
Schwertscheide steckte halb unter ihrem schlafenden Körper. Der nächste
Halt war Montgomery, Alabama. Etwa hundert Kilometer vorher wechselte
der Zug erneut die Spur, und ihr Wagon wurde derart heftig
durchgeschüttelt, dass das Schwert unter seiner Besitzerin hervorrutschte
und klirrend auf dem Boden des Abteils landete.
Sophie fuhr hoch.
In ihrem Abteil war es dunkel, aber im Sternenlicht, das durch das Fenster
fiel, konnte sie gut genug sehen. Eleanor schlief noch immer tief und fest an
ihrer Seite. Yanna saß aufrecht da, an die Wand des Abteils gelehnt. Auch
sie schlief.
Bertram war verschwunden.
»Verdammt«, zischte Sophie.
Eleanor stöhnte im Schlaf und bewegte sich auf dem harten Sitz. Mit einer
Grimasse löste sich Sophie von der Nachwuchsjägerin und bettete sie auf
den Sitz. Sie würde Eleanor erst wecken, wenn es wirklich notwendig war.
Möglicherweise war Bertram nur hinausgegangen, um sich zu erleichtern.
Die Scheide ihres Schwerts schien nicht beschädigt worden zu sein. Sie
würde sie genauer untersuchen, sobald sie sicher sein konnte, dass Bertram
nichts zugestoßen war. Sophie kauerte sich neben ihre schlafende
Wächterin, mit dem Rücken zum Fenster. Die Tür behielt sie genau im
Auge.
»Yanna«, flüsterte sie heiser und stieß die Frau an.
Die Augen der Wächterin öffneten sich einen Spalt weit. »Sophie? Was
ist ... ist etwas passiert?«
»Wo ist Bertram?«, fragte Sophie.
»Bert?«, murmelte Yanna.
Dann riss sie die Augen auf und sah sich in dem dunklen Abteil um. »Oh,
nein«, murmelte sie auf Dänisch. »Das darf nicht wahr sein. Wir
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