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 Bufo & Spallanzani

Bufo & Spallanzani

Titel: Bufo & Spallanzani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rubem Fonseca
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Hände, kleine Finger, alles besaßen, nur keine Genitalien, und einzig platonische oder metaphorische Leidenschaften ausdrücken konnten? Meine Helden und auch ich besitzen ein Geschlecht und widmen sich wann immer möglich seinen libidinösen, lustvollen Aktivitäten. Ich als feinfühliger Mensch, dem Grobheit ein Greuel ist, empfinde große Hochachtung vor den Menschen, meine Begierde ist eine Form von Hochachtung, Aufmerksamkeit, Respekt, Großzügigkeit den Frauen gegenüber. Das ist sogar den Feministinnen klar.
    Sobald wir im Bungalow waren, zogen Minolta und ich uns aus. Ich hob sie hoch und setzte sie mir rittlings auf die Hüften, ihre langen, muskulösen Beine waren dafür wie geschaffen; sie verschränkte die Füße über meinem Becken, und die feuchten heißen Lippen ihrer Möse öffneten sich pulsierend, verlangten nach meinem prachtvollen Glied, das bald in sie eindringen, sich tief in sie bohren sollte. Ah! Ah! Mir lief das Wasser im Mund zusammen! Wir gingen in wandelnder Bumserei – als solche konnte man es vielleicht bezeichnen – durch den Raum. »So, ja, saug dich an mir fest, so wie diese verfluchten Zecken es getan haben, oh, wie wunderbar, genau so, mein Liebling … Willst du nach draußen, unter dem funkelnden Sternenzelt bumsen? Ah, ah! Wir gehen schon, splitterfasernackt, halt deinen Orgasmus zurück, warte noch einen Moment auf die Sterne, jetzt! Da sind sie, viele sind schon vor über tausend Jahren gestorben, nur der Lichtschein, der durch den Weltraum wandert, ist noch von ihnen da. Möchtest du, daß es uns gleichzeitig kommt? Singt, ihr Kröten! Jetzt! Verdammt! Himmel! Es kommt mir, himmlisches Gewölbe, es kommt mir!«
    Nach einiger Zeit sagte Minolta:
    »Ich kriege Krämpfe in den Beinen.«
    »Wahrscheinlich von der Kälte. Wir sind schon ziemlich lange hier im Freien.«
    »Wird dir das nicht zu viel, mich zu tragen?«
    »Mein Schatz, wenn ich Liebe mache, wird mir nie etwas zu viel. Aber vielleicht sollten wir lieber hineingehen, ich will nämlich die Geschichte lesen, die Roma geschrieben hat.«
    »Hast du Lust auf sie gehabt?«
    »Ja, hatte und habe ich. Du weißt, daß ich auf alle schönen Frauen Lust habe.«
    »Hast du sie vernascht?«
    »Nein.«
    »Hast du es versucht?«
    »Nein. Es ist so viel passiert. Die Zecken haben mich gebissen, jetzt sieht man nichts, aber ich war ganz verquollen. Dann wurde diese Frau ermordet … Weißt du, daß sie mich verdächtigt haben? Ich war bei ihr im Bungalow gewesen, wo sie mir eine merkwürdige Geschichte erzählt hat. Suzys Verhalten hatte mich nervös gemacht. Vielleicht wußte sie etwas von meinem Fall.«
    »Von welchem Fall?«
    »Vom Totengräber, dem Irrenhaus, dieser ganzen Sache.«
    »Das ist doch schon ewig her, mein Schatz. Über fünfzehn Jahre.«
    »Hast du das enttäuschte Gesicht von diesem Guedes gesehen? Ich glaube, der hat gedacht, ich wäre Suzys Mörder. Er ist ganz verrückt danach, zu beweisen, daß ich jemanden umgebracht habe, egal, wen.«
    Unsere nackten Körper waren kalt. Wir gingen in den Bungalow, Minolta noch immer auf meinen Hüften. Ich legte Minolta auf das Bett, und wir bumsten noch einmal. Anschließend nahm ich mir die Blätter vor, die Roma mir gegeben hatte. Minolta griff nach den ersten und einzigen Seiten, die ich von Bufo & Spallanzani zustandegebracht hatte.
    »Mehr hast du in all diesen Tagen nicht geschrieben?«
    »Nein. Ich habe ja schon gesagt, es waren ereignisreiche Tage.«
    Ich fing an, Romas Text zu lesen.
    »Weißt du was?« sagte Minolta.
    »Was denn?« Ich legte Romas Blätter beiseite und sah zu Minolta. Sie sah mich mit liebevollem Blick an, wie immer, wenn sie eine Schwäche bei mir entdeckte.
    »Das hier ist ausgesprochen schlecht, mein Schatz«, sagte sie. »Was ist mit dir los?«
    »Schlecht?« Ich nahm ihr die beiden Seiten aus der Hand und las: »Der Gelehrte Spallanzani stand am Fenster und betrachtete den Dom von S. Gimignano … «et cetera. »Stimmt, das ist schlecht«, sagte ich, als ich fertig war.
    »Was ist los mit dir? Vermißt du deinen Computer?«
    »Vielleicht. Aber es ist nicht das allein. Ich glaube, das Ende kommt näher. Die Zeit, Memoiren zu schreiben, und was man so im Alter macht.«
    »Du bist knapp über vierzig«, sagte Minolta. »Red keinen Stuß. Wir sollten lieber abschließen. Vielleicht kommt der Mörder ja wieder.«
    Ich schloß die Tür ab. Aber ich glaubte nicht, daß der Einsiedler nach dem, was er getan hatte, wiederkommen würde. Dann wandte ich

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