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Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Titel: Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leander Haußmann
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spanischen Kragen, der seinen Hals etwas einschnürt, an der Bühnenrampe. Er bebt und hört nicht das leise »Ezard« meiner Mutter und das »Hört doch mal auf«, das wir kennen, seit ich mir als Teenager mit meinem Vater unendlich sinnlose Gefechte geliefert habe, an deren Auslöser sich heute keiner von uns mehr erinnern kann. Da wurde geschrien, die Türen zuge- und Geschirr zerschlagen. Aber das ist normal, Vater-Sohn-Beziehung halt.
    Während im riesigen Zuschauerraum des Schillertheaters gebrüllt wird, was die Kehlen hergeben, braut sich darüber eine Gewitterwolke zusammen, die sich bald entladen und alles wegspülen wird, für ewige Zeiten. Atemlos betritt ein junger Schauspielkollege aus Chile die Bühne, er will uns etwas mitteilen. Er nimmt mehrmals Anlauf, doch er kommt nicht dazu, so sieht er aus wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    »Du willst doch nur, dass ich mir an den Sack fasse, weil ich dein Vater bin. Würde ein anderer hier an meiner Stelle stehen, würdest du es nicht verlangen.«
    »Genau, weil der würde vielleicht nicht so tönen.«
    »Ich verbitte mir diesen Ton«, brüllt mein Vater.
    »Ezard«, flüstert meine Mutter.
    Rio Reiser, der die Bühnenmusik für die Inszenierung schreibt, lacht leise. Er sitzt mit lang gestreckten Beinen in der hintersten Reihe. Seine spitzen Schuhe lagern auf der vorderen Stuhllehne, er liegt im roten Theatersessel wie eine vergessene Jacke.
    »Wer hat denn angefangen?«, brülle ich.
    »Jetzt hört doch mal uff!« Tränen mischen sich in Steffis Stimme.
    »Ich bin dein Vater.«
    Er hat jetzt schweres Geschütz aufgefahren, dem ich nichts entgegenzusetzen weiß, außer einem zynischen Satz, den ich vergessen habe.
    Mein Vater beruhigt sich langsam, vielleicht auch, weil ihm dieser Ich-bin-dein-Vater-Satz leidtut. »Ich brauch nur einen Grund. Ich frage mich einfach, warum fasst sich der König von Spanien an den Sack?«
    »Weil es ihn juckt«, sage ich erschöpft.
    »Das ist gut«, sagt mein Vater glücklich. »Warum uns das nicht gleich eingefallen ist.« Er verschwindet wieder hinter dem Portal.
    »Was ist denn, Ivano?« frage ich, weil der junge chilenische Bote immer noch nach Luft schnappt und auf den richtigen Moment wartet.
    »Das Schillertheater wird geschlossen.«

32 HOLZAUGE, SEI WACHSAM
HOLZAUGE, SEI WACHSAM
    32 »SAG MAL«, frage ich Steffi, »warum waren wir eigentlich damals in Weimar?«
    »Wegen Fiesco«, antwortet Steffi.
    »Nein«, sage ich, »denn Dirk hat ja im Fiesco mitgespielt. Ist ja auch egal, jedenfalls waren wir in der Zeit schon nicht mehr dort engagiert, sondern am Schillertheater.«
    »Es war wegen Fiesco«, beharrt Steffi, »wir waren nur schon einen Tag vorher dort.«
    »Stimmt«, sage ich, »wir sind ja dann in dieser Nacht nach Berlin zurückgefahren und am nächsten Morgen wieder nach Weimar.«
    »Ja, das war ein ziemlich starkes Stück damals«, stellt Steffi fest und seufzt.
     
    Ist das wirklich wahr? Oder eher eine Art Reise ins Land der Trivialität? Steht er wirklich schon seit Stunden in seiner eigenen Abstellkammer, die so zugerümpelt ist, wie es sich für Abstellkammern gehört? Hat er wirklich ein umgestülptes Weinglas am Ohr und lauscht den Geräuschen hinter der Wand? Steht wirklich neben ihm Steffi, die Schauspielerin des deutschen Nationaltheaters Weimar?
    Er ist kurz eingenickt, aber Steffi hat durchgehalten. Wie ein Soldat hat sie in der Küche, deren Fenster auf den Hof hinausgeht, gestanden und durch das kleine Fenster gestarrt, kam dann in die Abstellkammer gerannt und hat ihn mit ihrem »Sie kommen, sie kommen« jäh aus dem Schlaf gerissen.
    Es ist einige Stunden her, dass Steffi ihn fragte: »Meinst du, der Dirk und deine Frau haben was miteinander?«
    Der Dirk ist Steffis Freund.
    »Christiane?«, fragte er, als wüsste er nicht, wie seine Frau mit Vornamen heißt.
    »Ja, Christiane«, sagte Steffi, »deine Frau.«
    »Als wir im Kino waren vor drei Tagen, da haben wir uns doch zum Abschied alle umarmt«, sagte er. »Und erinnerst du dich, wie die zwei sich umarmt haben?«
    Steffi dachte kurz nach und zuckte mit den Achseln.
    »Gar nicht«, sagte er, »sie haben sich gar nicht umarmt.«
    Sie fuhren schweigend nach Berlin. Vorher hatten sie noch Dirks Mutter angerufen: »Der Dirk und die Christiane sind im Kino«, sagte sie.
    Alles klar.
    »Sie kommen, sie kommen«, ruft Steffi. Christiane und Dirk gehen ins Wohnzimmer, das Zimmer, das an die Abstellkammer grenzt. Steffi und er zücken die Weingläser,

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