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Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Titel: Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der magische Dolch
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war aus dem Loch zu hören, und Schlamm spritzte empor. Saun verzog das G e sicht, fuhr zurück und schlug hastig noch einmal zu.
    »Was war es? «, rief Mari.
    »Biber. Glaube ich. Vielleicht auch ein Murmeltier. « Saun sprang von dem Loch fort und wirkte blass, während das Spri t zen erstarb.
    Carros Schrei ließ Dag herumfahren. Die Formwirker – alle in der Essenzverknotung gefangene Seenläufer krümmten sich auf ihren Deckenlagern und stöhnten wie in Schmerzen, tiefe, una r tikulierte Tierlaute. Die beiden anderen diensttuenden Streife n reiter eilten besorgt zu ihren Schützlingen. Die Formwirker schienen sich nicht wirklich zu verkrampfen, also unterdrückte Dag den heftigen Drang, etwas zwischen ihre Zähne zu schi e ben und zu diesem Zweck etwas anderes zu suchen als seinen H a ken oder seine Finger.
    Artins Atmung änderte sich von angestrengt zu e r stickt. Carro zog seine Decke nach unten und drückte das Ohr auf seine Brust. »Dag, das ist nicht gut. «
    »Hör auf, Saun! «, rief Dag eindringlich über die Schulter z u rück. Dann kniete er an Artins anderer Seite nieder. Die Lippen des Schmieds nahmen einen bleiernen Far b ton an, und seine Augenlider zitterten.
    »Sein Herzschlag kommt aus dem Takt «, sagte Carro. »Flattert wie Rebhuhnflügel. «
    Kurz bevor der Bogenschütze den Vogel aus der Luft hera b schoss?, führte Dag den unausgesprochenen Gedanken fort. Sein Herz setzt aus. Verdammt, verdammt nochmal …
    Saun eilte wieder zu ihnen. Dag hob den Blick von Sauns schlammigen Stiefeln zu seinem plötzlich kalkwe i ßen Gesicht. Sauns Lippen öffneten sich, aber kein Laut kam hervor. Dag brauchte auch keine Worte, um diesen speziellen entsetzten Blick zu deuten, Ausdruck eines Herzens, das ausgehöhlt wurde von Furcht und Schuldg e fühlen. Du solltest dir nicht so eine Last auf deine Schultern laden, Junge. Niemand sollte das. Aber jemand musste es tun.
    Heute nicht, verdammt nochmal.
    Vielleicht kam noch Hilfe, wenn sie die Formwirker nur lange genug am Leben halten konnten. Irgendwie. Aus irgendeinem Grund erinnerte Dag sich an seinen impulsiven Angriff auf die Höhle des Übels damals in Glashütten. Hauptsache, es funkti o niert, alter Streifenre i ter.
    »Ich werde versuchen, die Essenzen zu verschränken «, kündete Dag schroff an, und er machte Anstalten, Artins zuckenden Leib fester zu halten. »Sein Herz wieder im richtigen Takt tanzen zu lassen, wenn ich das kann. « Wie er es einmal für Saun getan hatte.
    »Dag, Nein! «, rief Mari scharf.
    Aber schon öffnete er seine Essenz. Suchte sich über die Essenz einen Weg in den Körper des anderen. Schmerz über Schmerz, widerstreitende Rhythmen, aber Dags Tanz war der stärkere. Die wahre Welt strömte wieder in sein Bewusstsein, die Au s zehrung und die Pracht und alles andere. Ihm wurde bewusst, wie sehr er sein Essenzgespür vermisst hatte, als wäre er tag e lang ohne die kostbarsten Teile seiner selbst herumgelaufen. Tanz mit mir, Artin.
    Zufrieden atmete Dag aus, als er meinte, dass Herz und Lungen des Schmieds wieder einen gleichmäßigeren, kräftigeren Rhythmus aufgenommen hatten. Dag musste nicht denselben entsetzlichen Schmerz auf sich nehmen wie bei Sauns Verle t zung, aber er fühlte, wie zerbrechlich die Essenz des Formwi r kers war, wie nah er am A b grund einer weiteren Störung und des Todes stand. W a ren die anderen ebenso geschwächt? In wachsender Faszination ließ Dag seine Wahrnehmung ausgre i fen.
    Die Essenzen sämtlicher Seenläufer waren umwickelt und durchzogen von einem feinen grauen Geflecht wie zehntausend verhedderte Fäden. Die Fäden liefen z u sammen und wurden dunkler, bis sie schließlich in rauc h fadengleichen Strängen zu den Löchern der Erdleute hi n liefen. Die Essenzen der Erdleute waren die seltsamsten von allen: schwarz verfärbt, kräftig und bestürzend menschlich in der Form. Die fleischlichen Körper der Tiere mühten sich vergebens und strebten danach, sich di e ser Form anzupassen. In diesem gefesselten Wach s tum gingen sie zugrunde.
    Die Spritzer des Übels, die Dags Essenz zeichneten, schienen im Gleichtakt mit dem verwickelten Essenzg e flecht zu zittern, das die Formwirker gefangen hielt. Plötzlich kam Dag der en t setzte Gedanke, dass es vie l leicht die Teile des Übels in seinem Inneren waren, die diese ganze Struktur noch aufrechterhielten. Musste er sterben, damit sie zerstört wurde …? Ah. Nein. Zw i schen beidem bestand eine gewisse Übereinstimmung, keine Frage,

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