Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2
er deinen Holzstift erst mal wieder ins Krankenfeld stecken muss. Und ich soll ihm sagen, für wie la n ge. «
»Und? Wie lange? «
»Länger als Utau jedenfalls . «
»Das wird Fairbolt gar nicht gefallen. «
»Nun, wir haben darüber geredet. Über dich. Du hast in dieser Essenzverknotung in den Knochensümpfen ja noch einiges mehr getan, als dir nur eine Verletzung ei n gefangen. «
Etwas in ihrem Tonfall versetzte ihn, wenn schon nicht in volle Wachsamkeit, zu der er noch immer nicht fähig war, so doch in eine gewisse weniger flüchtige Aufmerksamkeit. Behutsam ve r schloss er seine Essenz wieder. Hoharie setzte sich auf der g e webten Matte n e ben seinem Bettenlager zurück und umfasste die Knie mit den Armen. Sie betrachtete ihn kühl.
»Du warst lange auf Streife «, bemerkte sie.
»Mehr als vierzig Jahre. Und? Cattagus war beinahe siebzig Jahre unterwegs. Mein Großvater noch länger. Es ist ein L e ben. «
»Hast du je an ein anderes gedacht? Etwas Sesshaft e res? «
»In letzter Zeit nicht. « Jedenfalls nicht bis zu diesem Sommer. Er hatte nicht vor, sich weiter darüber auszulassen, wie veruns i chert er seit Glashütten in Bezug auf sein Leben geworden war.
»Hat dir jemals jemand vorgeschlagen, Heiler zu we r den? «
»Ja, du. Aber du hast nicht gründlich genug darüber nachg e dacht. «
»Ich erinnere mich noch an deinen Einwand, dass du zu alt bist, um Lehrling zu werden. Darf ich darauf hinweisen, dass du womöglich die kürzeste Lehrzeit in der Geschichte durchlaufen könntest? In der Kräuterkunde kennst du dich bereits aus nach Jahrzehnten des Sa m melns auf Streife. Die Feldheilkunde hast du von der praktischen Seite her kennen gelernt – womöglich noch besser als ich. Deine Fertigkeiten in der Essenzverschrä n kung sind verblüffend, wie Saun aus eigener E r fahrung jedem gegenüber bezeugen kann. «
»Wie du womöglich bemerkt hast, ist Saun ein wenig übe r schwänglich. Ich würde ihn nicht allzu ernst ne h men, Hoharie. «
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe gesehen, wie du in dieser Essenzverknotung durch Essenzprojektion und Essenzmanip u lation Dinge angestellt hast, die ich immer noch kaum begreifen kann. Ich habe Artin untersucht, nachdem alles vorüber war. Du kannst es nicht nur, Dag, du könntest sogar sehr gut darin sein! Viele Leute kö n nen auf Patrouille gehen. Aber nicht annähernd so viele erreichen diesen Grad an Essenzbeherrschung, und noch weniger sind zu einer solchen direkten Essenzmanipulat i on fähig. Ich weiß es – ich suche jedes Jahr nach geei g neten Lehrlingen. «
»Sei vernünftig, Hoharie. Essenzgespür oder nicht, ein Heiler braucht zwei geschickte Hände für, nun, für alle Arten von Aufgaben. Du würdest mich nicht mal deine kaputten Hosen nähen lassen, geschweige denn gerissene Haut. Und solche Be i spiele könnte man noch mehr au f zählen. «
»Allerdings, das könnte man. « Sie lächelte und beugte sich vor. »Aber Streifenreiter arbeiten immer in Paaren zusammen. Du bist daran gewöhnt. Und ich bekomme immer mal wieder einen Jüngling, der ganz wild darauf ist, ein Heiler zu werden, der geschickte Hände hat, aber vom Essenzgespür her nicht mitha l ten kann. Du kommst gut mit den jungen Leuten aus, auch wenn du sie am A n fang ein wenig einschüchterst. Wie wäre es, wenn wir dich mit so jemandem zusammenstecken? «
Dag blinzelte. Dann blinzelte er wieder. Fünkchen ? Sie hatte die geschicktesten Hände, die er je gesehen hatte, und, bei den ve r lorenen Göttern, auch genug Verstand und Ruhe für diese Au f gabe. Plötzlich überschlugen sich seine Vorstellungskraft und sein Herz zugleich und li e ßen die unterschiedlichsten Bilder in ihm aufsteigen. Gemeinsam konnten sie hier am Hickory-See arbeiten oder im Lager an der Bärenfurt. Eine ehrbare, notwe n dige und angesehene Arbeit, mit der Fawn sich aus eig e nem Recht einen Platz verdienen konnte. Er konnte jeden Tag an ihrer Seite sein. Und jede Nacht. Und sobald sie erst mal ausg e bildet war, könnten sie mehr tun … würde Fawn diese Vorste l lung gefallen? Er wollte sie sofort fr a gen. Er grinste Hoharie an, und sie strahlte zurück.
»Ich sehe, dass du dich allmählich mit dem Gedanken anfreu n dest «, stellte sie befriedigt fest. »Ich bin ja so froh! Wie du dir vielleicht schon denken kannst, habe ich bereits jemand B e stimmten für diese Aufgabe im Sinn. «
»Ja. «
»Oh, hat Othan schon mit dir gesprochen? «
»Bitte? «
»Es ist sein jüngerer Bruder,
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