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Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Titel: Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der magische Dolch
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sich auf die Lippe. »Eine seltsame Art von Essen z projektion, ja, das könnte sein. Essenz ohne Materie, nein. «
    Schließlich sagte Dag, was er eigentlich nicht hatte aussprechen wollen, nicht einmal sich selbst gegenüber. »Übel sind reine Essenz. Essenz ohne Materie. «
    Die Heilerin starrte ihn an. »Darüber musst du mehr wissen als ich. Ich habe nie ein Übel gesehen. «
    »Jede materielle Erscheinung eines Übels ist nur g e stohlen. Sie ergreifen die Essenz selbst und alle Materie nur durch ihre E s senz, um sie nach Belieben zu formen. Oder zu deformieren. «
    »Ich weiß nicht, Dag. « Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss dar ü ber nachdenken. «
    »Bitte tu das. Ich bin « – er unterdrückte das Wort ve r ängstigt »sehr verwirrt. «
    Hoharie nickte abwesend und erhob sich, um ihren Lehrling aus dem Vorzimmer zu holen. Sie stellte ihn als Othan vor. Der Junge wirkte aufgeregt, wahrscheinlich weil es ihm nun mö g lich war, eine Essenzbehandlung an einem sehr interessanten Streifenreiter vorzunehmen. Hoharie räumte ihren Sitz, stellte sich mit verschränkten Armen neben die Männer und schaute zu. Der Lehrling setzte sich und ließ entschlossen die Hände an Dags rec h tem Arm auf und niedergleiten.
    »Hoharie «, stellte er nach einer Weile fest, »dieser Streifenreiter hat seine Essenz verhüllt, und ich komme nicht durch. «
    »Entspann dich, Dag «, empfahl Hoharie.
    Dag hatte sein Essenzgespür dicht an sich gezogen und abg e schirmt, seit er am Tag zuvor die Brücke zur Insel überquert hatte. Er wollte sich hier wirklich, wir k lich nicht öffnen. Aber es war notwendig. Er versuchte es.
    Othan schüttelte den Kopf. »Ich komme noch immer nicht durch. « Der J unge wirkte zunehmend bekümmert, als würde er dieses Scheitern für sein Verschulden ha l ten. Er blickte auf. »Vielleicht … solltest du es lieber probieren, Heilerin? «
    »Ich bin erschöpft. Ich bin frühestens morgen wieder dazu in der Lage. Entspann dich, Dag! «
    »Ich kann nicht …«
    »Was ist denn heute mit dir los? « Sie ging um den Tisch herum und blickte sie beide missbilligend an. Der Lehrling kauerte sich zusammen. »Also gut, probieren wir ’ s mal andersherum. Du versuchst, ihn zu erreichen, Dag. Das sollte eine Öffnung e r zwingen. «
    Er nickte und versuchte, nach der Essenz des Jungen zu greifen. Der Widerwille vor dieser Aufgabe stand in einem scharfen G e gensatz zu seinem verzweifelten Wunsch, die verdammten Schienen endlich loszuwerden. Die Gelegenheit dazu stand ve r lockend vor ihm, und er wollte sie nicht ungenutzt verstreichen lassen. Dag fühlte sich also sehr angespannt.
    Der Lehrling blickte ihn an und wirkte dabei wie ein geschlag e ner Welpe – verblüfft, aber immer noch begierig darauf zu g e fallen. Er ließ den Arm locker über Dags schweben, sein G e sicht voll Ernsthaftigkeit und seine Essenz so weit offen wie ein Tor.
    Auf eine plötzliche Eingebung hin hob Dag den Stumpf und ließ ihn neben ihren Armen auf den Tisch knallen. Etwas blitzte in seinem Essenzgespür auf, jäh und kräftig. Othan schrie auf und wich zurück.
    »Oh! «, sagte Hoharie.
    »Eine Geisterhand «, stellte Dag grimmig fest. »Eine Essen z hand. Wie das hier. « Sein ganzer Unterarm war heiß von neuer Essenz, die er dem Jungen entrissen hatte. Die Geisterhand, so kurz wahrnehmbar, war wieder ve r schwunden. Dag zitterte, aber wenn er die Arme außer Sicht unter den Tisch hielt, würde das nur noch mehr Aufmerksamkeit auf sein Zittern lenken. Er zwang sich, still zu sitzen.
    Der Lehrling presste sich die eigene Rechte gegen die Brust, rieb sie und hatte die Augen weit aufgerissen. »Au «, sagte er einfach. »Was war das? Ich meine … ich habe nicht … hab ich irgendwas getan? «
    »Entschuldigung. Es tut mir leid «, murmelte Dag. »Ich hätte das nicht tun sollen. « Das war neu. Neu und beu n ruhigend und für Dags Empfinden viel zu nah an der Magie der Übel. Obwohl letztendlich wohl jede Art von Essenzmanipulation auf dasselbe hinauslief. War es Diebstahl, etwas zu nehmen, was einem j e mand mit aller Kraft aufzudrängen versuchte?
    »Mein Arm ist kalt «, klagte Othan. »Aber – hat es g e holfen? Habe ich tatsächlich eine Heilung bewirkt, Hoharie? «
    Hoharie tastete mit der Hand sowohl über den Arm des Leh r lings wie auch über Dags. Ihr Stirnrunzeln wich einem mer k würdig ausdruckslosen Blick. »Ja. Hier spüre ich eine ungemein dichte Essenzverstärkung. «
    Othan wirkte aufgemuntert, obwohl er

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