Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Titel: Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der magische Dolch
Vom Netzwerk:
vor seiner Patrouille warnen würde, aber in der Düsternis in i r gendwelche Wachen hineinzulaufen schien inzw i schen ein ebenso wahrscheinliches Risiko zu sein. Ein unförm i ger Mond stand schon hoch am Firmament. Wenn sie erst einmal diese Bäume hinter sich ließen, konnte er vie l leicht besser erkennen, was vor ihnen lag.
    Dag blickte nach rechts und nach links auf die scha t tenhaften Gestalten seiner Flankenleute, Mari und Dirla und Codo und Hann. Was er sah – oder nicht sah! –, beruhigte ihn: Wenn se i ne an die Dunkelheit gewöhnten Augen sie kaum wahrnehmen konnten, konnte der Feind das genauso wenig.
    Er tat einen weiteren, behutsamen Schritt nach vorn, und noch einen, und versuchte dabei nicht zu denken: Verdammt noc h mal, das haben wir doch heute schon einmal getan. Kurz nach Mitternacht hatte seine Patrouille Hinweise auf die zusamme n gezogenen Streitkräfte des Übels gefunden und erneut die Pfe r de zurückgelassen, um sich verstohlen annähern zu können. Durch ein Gelände, für das sie im Gegensatz zu den Knoche n sümpfen weder Karten noch Pläne besaßen.
    Wenn seine eigene Erschöpfung ein Maß für die der anderen war, so hatte Dag selbst nicht viel Vertrauen in seine Entsche i dung, sofort und ohne Atempause zuz u schlagen. Aber eine Rast an diesem Ort war unmöglich, und jede Verzögerung erhöhte die Gefahr, dass sie en t deckt wurden.
    Sie hatten ein ebenes Land erreicht, in dem immer häufiger kleine Höfe in den Wäldern zu finden waren, nicht unähnlich der Gegend oberhalb von Blau West. Kleine, verlassene Ba u ernhöfe. Dag hoffte, dass all die Leute hier von den Flüchtli n gen aus den Knochensümpfen gewarnt worden und nach Lan d heim geflüchtet w a ren.
    Die freien Felder erlaubten einen Blick nach vorn, b e raubten die Streifenreiter aber zugleich der Deckung. Als sie die ausg e franste Kante eines einstmals ausgedehnten Weizenfelds e r reichten, das nun niedergedrückt und ste r bend dalag, stahl Dirla sich an seine Seite. »Siehst du das? «, hauchte sie und zeigte mit der Hand.
    »Ja. «
    Auf der anderen Seite des Felds erhob sich eine bewaldete G e gend – soweit sich das Land hier überhaupt hob – und stieg zu einem flachen Grat an. Der rötliche Glanz einiger hüpfender Fackeln schimmerte zwischen den Bäumen hervor und ve r schwand wieder. Ganz oben auf dem Kamm stand ein schmales, dreieckiges Ba u werk, vom kränklichen Mond versilbert. Vor einer weit entfernten, blassen Wolke zeigten sich kurz die U m risse eines roh gezimmerten Holzturms, vielleicht sieben Schritt hoch und aus Baumstämmen errichtet, die man hastig gefällt und eingekerbt hatte, damit sie zusamme n hielten. Was auch immer für Gestalten oben auf der Plat t form kauerten, sie waren zu weit weg, als dass Dag sie mit den Augen ausmachen konnte. Und obwohl er das Essenzg e spür fest verschlossen hielt, spürte er doch bei jedem P o chen seines Herzens die Bedrohung durch das Übel wie einen Schlag in seinen Leib.
    »Ein Wachturm? «, flüsterte Dirla.
    Dag schüttelte den Kopf. »Schlimmer. « Die verlor e nen Götter mögen uns beistehen. Dieses Übel war fortg e schritten genug, um Türme zu bauen. Selbst das Übel am Wolfskamm war nicht weit genug gekommen, um diesen Drang zu entwickeln. »Kannst du sehen, wie viele auf der Plattform sind …?« Dirlas jüngere Augen waren womö g lich schärfer als die seinen.
    »Nur einer, denke ich. «
    »Dann ist es dort oben. Da müssen wir hin. Sag es we i ter. «
    Sie nickte und zog sich leise zurück.
    Jetzt mussten sie in die Nähe dieses Turms kommen, ohne en t deckt zu werden. So nah – über ein zertrampeltes Feld und e i nen bewaldeten Hang hinauf und doch so fern. Dag nahm an, dass der Großteil der Erdleute und versklavten Menschen des Übels auf der anderen Seite der Anhöhe lagerte, vermutlich en t lang eines Flusses. In dünnen, grauen Fäden erhob sich der Rauch verborgener Lagerfeuer zu einer Dunstglocke und best ä tigte seine Vermutung.
    Es war beinahe windstill, und er bedauerte, dass kein Rascheln aus den Zweigen über ihnen ihre Annäherung übertönen würde. Doch was an Luftbewegung da war, drückte den Rauch in seine Richtung. Dag brauchte die Augen kaum noch, er konnte den Feind riechen: Qualm, Scheiße, Pisse, kochendes Fleisch, de s sen Herkunft er nicht zu erraten wagte.
    Dag zwängte sich durch ein widerspenstiges Bro m beergebüsch und biss die Zähne zusammen, als die zähen Dornen ihn krat z ten und stachen. Schließlich

Weitere Kostenlose Bücher