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Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Titel: Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der magische Dolch
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abzuschirmen, und schaffte es nicht. Er fühlte, wie der Griff des Übels um seine Essenz fester wurde, und ihm stockte der Atem unter dem Ansturm unfassbaren Schmerzes, der tief im Mark seinen Anfang zu nehmen schien und nach außen bis zu seiner Haut ausstrahlte, als würden all seine Kn o chen gleichzeitig zertrümmert.
    Dann sprang Dirla auf einen Baumstumpf und stieß Maris Mit t lerklinge in den Rücken des Übels.
    Dag fühlte, wie die Sterblichkeit auch in seine eigene, zerfetzte Essenz eindrang, trübe und unruhig, wie Blut, das in aufg e wühltes Wasser strömte. Einen Augenblick lang teilte er das volle Bewusstsein des Übels. Die E s senz der Welt erstreckte sich meilenweit in alle Richtungen, glühte wie Feuer, und Skl a ven und Erdleute bewegten sich darin in weit verstreuten, leuchtenden Reihen. Der verwirrende Lärm ihrer hunderter, nein, tausender gepe i nigter Geister zerschlug seinen ohnehin schon g e schwächten Verstand. Der gewaltige Wille des Übels schien aus ihnen herauszufließen, während Dag noch zusah, und ließ Dunkelheit und Bestürzung zurück.
    Die undurchschaubare Intelligenz griff nun nach Dags Geist, begierig vor allem darauf, den Grund für die eig e ne Notlage zu verstehen. Dag wusste, wenn das Übel ihn verzehrte, würde es beinahe alles haben, was es brauchte, und doch keine Rettung finden vor den eigenen Begierden und Sehnsüchten. Es ist ziemlich verrückt. Und je intelligenter es wird, umso qualvoller wird ihm der eig e ne Wahnsinn. Das schien eine eigenartige, zugleich aber auch recht nutzlose Erkenntnis zu sein, die er hier am Ende von Licht und Atem gewonnen hatte.
    Wieder schrie das Übel auf. Seine Stimme stieg auf eigentüml i che Weise an, wie ein Lied, schwebte empor zu unerwarteter Klarheit. Sein schöner Leib fiel auseina n der, nur noch von der Kleidung zusammengehalten, und brach in einer Woge von Blut und Flüssigkeit z u sammen.
    Die Erde hob sich und traf Dag heftig am Rücken. Sterne dre h ten sich über ihm und verloschen.
     
    Fawn fuhr im Dunkel empor und setzte sich keuchend auf ihrem einsamen Lager auf. Eine Erschütterung durc h lief ihren Körper und dann eine Woge der Furcht. Ein Geräusch, ein Albtraum? Kein Widerhall klang in ihren Ohren, keine Visionen verblas s ten in ihrem Geist. Ihr Herz hämmerte unerklärlich heftig, und sie fuhr mit der Rechten ans linke Handgelenk. Die gegenwärt i ge Panik war gewiss das Gegenteil von entspannter Offenheit, doch ihr ganzer Arm pulsierte unter dem Eheband.
    Etwas ist mit Dag geschehen. Verletzt? Schwer ve r letzt …?
    Sie kämpfte sich hoch und schob sich durch die Zeltklappe hi n aus ins milchige Licht einer unvollkommenen Mondscheibe. Die Nacht wirkte hell, verglichen mit der undurchdringlichen Finsternis im Inneren des Zelts. Fawn hielt nicht an, um noch etwas über ihr Nachthemd zu ziehen, sondern schritt gerad e wegs über die Lichtung, zuckte zusammen, als Zweige und Steine in ihre bloßen Füße stachen. Das war der einzige Grund, weshalb sie nicht zu rennen anfing.
    Vor Cattagus ’ und Maris Zelt zögerte sie kurz. Nach den vora n gegangenen Regenfällen war die Nacht kühl, und Cattagus hatte die meist als Vordach ausgespannte Plane hinab fallen lassen. Fawn klatschte mit der Hand dagegen wie Utau an jenem dun k len Morgen, als er Dag geweckt hatte. Sie versuchte, am Stand des Mondes über dem See die Zeit abzuschätzen – zwei Stu n den nach Mi t ternacht, möglicherweise? Aus dem Inneren des Zelts war kein Laut zu hören, und sie schlug noch einmal g e gen das Leder. Schließlich hüpfte sie von einem Fuß auf den and e ren und versuchte, den Mut aufzubringen, einfach ei n zutreten und den alten Mann an der Schulter wachzurü t teln.
    Bevor sie das tun konnte, hob sich die Plane vor Sarris Zelt, und die dunkelhaarige Frau kam heraus. Sie hatte sich die Zeit g e nommen, Sandalen anzuziehen, trug aber genauso wenig ein Kleid wie Fawn. Ihr Füße schritten rasch über den freien Platz zwischen den beiden Bloc k haus-Zelten .
    »Hast du das gespürt? «, fragte Fawn besorgt und hielt die Stimme gedämpft, um die Kinder nicht zu wecken. Und dann kam sie sich zutiefst dumm vor, denn natürlich würde Sarri nichts von einer Eheschnur spüren, die um das Handgelenk e i ner anderen gewickelt war. »Hast du gerade irgendetwas g e spürt? «
    Sarri schüttelte den Kopf. »Etwas hat mich aufg e weckt. Was auch immer es war, als ich meinen Verstand beisammen hatte, war es wieder weg. « Ihre Rechte

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