Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
Vom Netzwerk:
Ordnung?«
    »Alles klar, danke.«
    »Es war auch meine Schuld, nicht nur die von Larissa und Rebecca.«
    »Ich weiß. Vergiss einfach, was ich gesagt habe.« Sie baute die
Klarinette wieder zusammen. »Ist doch gut, dass sich alles aufgeklärt hat.
Besser so, als wenn wir einen von uns verdächtigen müssten.«
    »Ja, schon. Aber vielleicht hast du ja trotzdem recht, und einer hat
es tatsächlich auf uns abgesehen.«
    »Meinst du wirklich?« Sie warf den Lappen zurück in den Koffer.
»Oder denkst du doch, ich hab ganz einfach einen Knall?«
    »Natürlich hast du einen Knall.« Er lächelte. »Aber man weiß ja nie,
ob nicht doch was dran ist. Was ist, kommst du mit eine rauchen?«
    »Nein, danke. Ich bleibe hier.«
    Er hatte sich bereits abgewandt und ging zur Tür.
    Marie blickte auf. Ohne nachzudenken, sagte sie: »Der Typ, von dem
ich dir neulich erzählt habe. Das ist Jonas.«
    Er blieb stehen. Kurzes Zögern. »Weiß Jule davon?«
    »Nein.«
    Marlon betrachtete sie.
    »Ich werde wohl die Jazzband verlassen«, fügte sie hinzu.
    »Ist das denn nötig?«
    Marie antwortete nicht. Sie legte das Blättchen ans Mundstück und wickelte
die Kordel darum, langsam und sorgfältig, ohne aufzusehen. Dann stellte sie das
Instrument in den Ständer.
    »Das tut mir leid, Marie«, sagte Marlon leise.
    »Du sagst Jule aber nichts davon, oder?«
    Er lächelte. »Nein.«
    »Gut. Das will ich nämlich selbst tun.«
    Schweigend blickten sie sich an. Dann zog Marlon – ganz so, als
hätten sie gerade übers Wetter gesprochen – seine Zigaretten hervor und bot ihr
eine an.
    »Hast du nicht doch Lust, mitzukommen und eine zu rauchen? Nach dem
Versicherungsschaden, den ich gerade verursacht habe, kann ich nämlich wirklich
eine gebrauchen.«
    Sie lächelte. »Ich könnte eigentlich auch ganz gut eine gebrauchen.
Also meinetwegen. Ich komme mit.«
    Dann zog sie eine Zigarette aus seiner Schachtel und ging mit ihm
hinaus auf den Parkplatz.
    Heute werde ich euch von meinen Missionen erzählen. Ich hab nämlich
angefangen zurückzuschlagen. Zwar nur im Kleinen, aber egal, ich setze
zumindest ein Zeichen damit. Und es gab schon so einige dumme Gesichter, die
für mich Belohnung genug waren.
    Die erste Mission hab ich auf dieser lächerlichen Verlobung von Jule
und Jonas durchgezogen. Was glauben die eigentlich, wer sie sind? Unglaublich,
was die für ein Aufhebens darum machen! Als ginge es um die Vermählung eines
Thronfolgers. Da war die Mission echt gut, um wieder einen freien Kopf zu
bekommen. Um nicht zu ersticken an der ganzen Scheiße.
    Der Plan war ganz einfach: Während der Feier bin ich auf den
Parkplatz geschlichen und hab Jonas’ Auto mit Eiern eingeschmiert. Einfach zwei
Packungen aufs Dach geknallt und dann den Schleim überall verteilt. Ich schwöre:
Das ist die größte Sauerei, die man sich vorstellen kann. Wenn das Zeug erst
mal angetrocknet ist, kriegst du es kaum wieder ab. Das hat echt Spaß gemacht!
    Die zweite Mission war dann schon eine Nummer größer und ging gegen
die Jazzband. Die haben ihren beschissenen Anhänger mit den Instrumenten nicht
ausgeräumt, ist das zu glauben? Ich mein, eine bessere Einladung kann man sich
nicht vorstellen. Für das Schloss hab ich keine fünf Minuten gebraucht. Und
dann lag alles offen vor mir, die ganzen Reichtümer der Brooker Jazzband. Erst
wollte ich Benzin drübergießen und alles in Brand stecken. Aber das wäre zu
krass gewesen. Die sollten nur einen Warnschuss bekommen. Ich hab bloß die Tuba
mitgehen lassen. Das ist schon schmerzhaft genug für die, ein guter Schlag, der
bestens gesessen hat. Ich hab mich großartig gefühlt danach. Das hat sich
gelohnt.
    Jetzt denke ich über eine dritte Mission nach. Ich hab schon eine
Menge Ideen, die sprudeln wie wild aus mir heraus. Ich weiß natürlich, dass das
eigentlich alles Kinderkram ist. Aber trotzdem: Es macht so viel Spaß, warum
also nicht? Es geht mir ja nur darum, Zeichen zu setzen. Natürlich ist das kein
Ersatz für den richtigen Schlag, den ich gegen meine Feinde ausführen werde.
Die eine große Aktion, mit der ich mich an allen rächen werde. Aber die muss
gründlich durchdacht sein. Die Vorbereitungen laufen schon, deshalb ist es nur
eine Frage der Zeit. Ich will da nichts falsch machen. Das soll die große
Stunde meiner Rache werden. Lange warte ich nicht mehr.

9
    Donnerstagmorgen im Polizeipräsidium. Das bevorstehende
lange Wochenende lag schon in der Luft. Der kommende Montag war ein Feiertag,
und den

Weitere Kostenlose Bücher