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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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und anschließend verscharrt. Andere fielen ins
Meer und wurden von der Strömung fortgezogen. Es gab Bunker und geheime Keller.
Menschenhandel, Sklaverei. Und Schlimmeres, für das die Phantasie vieler gar
nicht ausreichte.
    Seine Eltern würden nie erfahren, was mit ihrem Sohn passiert war.
Sie würden nicht wissen, ob er noch lebte oder tot war. Das war Bens Antwort
auf ihr bisheriges gemeinsames Leben. Er trug so viel Hass in sich, dass ihm
das nur gerecht vorkam. Er würde sie für alles bestrafen, was sie ihm angetan
hatten. Und gleichzeitig würde er sich von ihnen befreien. Er würde sie für
immer aus seinem Leben verbannen. In Freiheit leben.
    Es war richtig, was er tat, davon war er überzeugt. Alles fühlte
sich richtig an.
    Tim folgte den Leuten von Sanner-Secure zur Freitreppe. Im
Verwaltungstrakt sollte eine Besprechung stattfinden. Ihr Chef ging voran, die
anderen schlurften in kleinen Grüppchen hinterher. Tim ließ sich zurückfallen.
Von der Treppe aus beobachtete er Vanessa, die durch die gläsernen
Eingangstüren nach draußen ging und sich dort eine Zigarette anzündete. Sie
stellte sich auf den Vorplatz und inhalierte tief. Dann hielt sie ihr Gesicht
den Sonnenstrahlen entgegen, die sich für einen kurzen Moment durch die
Wolkendecke stahlen.
    Tim ließ sie nicht aus den Augen. Vanessa stand einfach da, in
Gedanken versunken, als wäre dies ein ganz normaler Arbeitstag. Keiner, der sie
so sah, käme auf die Idee, dass dieser Abend ihrer beider Leben verändern
würde.
    Tim wusste noch immer nicht, ob er Vanessa trauen konnte. Doch ihm
blieb gar nichts anderes übrig. Er war dazu verdammt, ihr zu trauen. Wenn es so
weit war, würden sie wie Rädchen eines Uhrwerks zusammenarbeiten. Da war kein
Platz für Zweifel und Argwohn.
    Trotzdem wollte er sie im Auge behalten. Aufmerksam sein. Vielleicht
verschaffte ihm das einen Vorteil. Es war jetzt zu spät, um einen Rückzieher zu
machen. Er musste sich an seinen Teil der Abmachung halten und den Plan mit ihr
durchziehen.
    Er warf Vanessa einen letzten kurzen Blick zu, dann schloss er sich
wieder der Gruppe an und folgte den Kollegen in den Verwaltungstrakt.
    Auf der Treppe zu den Schlafzimmern nahm Jule den Hühnerkopf aus
Pappmaschee ab und schüttelte ihr Haar. Unter der Maske konnte es ganz schön
heiß werden. Unten in der Küche war lautes Gekicher zu hören. Rund zwanzig
Mädels drängten sich in der großen Bauernhausküche. Jule schmunzelte. Zu sagen,
sie würden Prosecco trinken, traf es nicht ganz. Sie soffen ihn. Die leeren
Flaschen reihten sich auf dem Küchentisch und der Anrichte. Es war gar nicht so
leicht gewesen, sich für einen Moment davonzustehlen. Aber schließlich sollte
keiner Verdacht schöpfen.
    Jule wollte ihre Freundinnen nicht einweihen. Jedenfalls noch nicht.
Nur Uli und Marie wussten Bescheid. Die anderen würden später erfahren, was
hinter ihrem Rücken gespielt wurde.
    Sie schlich die Treppenstufen hinauf. Ihre Eltern saßen im
Wohnzimmer vorm Fernseher und warteten darauf, dass dieses Unwetter, das über
ihr Haus hereingebrochen war, endlich weiterziehen würde. Wahrscheinlich bekamen
sie gar nichts mit. Trotzdem wollte sie vorsichtig sein. Sie trat an Niklas’
Zimmertür, klopfte an und schlüpfte hinein.
    Niklas lag reglos auf dem Bett. Erst als er sie in ihrem
lächerlichen Kostüm sah, deutete er ein müdes Lächeln an. »Geht’s jetzt los bei
euch? Dann wünsche ich viel Spaß.«
    Damit wandte er sich wieder ab. Offenbar war das Thema für ihn
beendet. Jule war überrascht. Sie hätte geglaubt, er traute ihr mehr zu.
    »Wir gehen nicht alleine. Du kommst mit.«
    Er warf ihr einen skeptischen Blick zu. »Soll ich etwa durchs
Fenster klettern?«
    »Quatsch.«
    Sie legte den Hühnerkopf aufs Bett und zog eine Plastiktüte hervor.
    »Du wirst Jonas und die Männergruppe vor der Halle treffen. Er weiß
Bescheid. Sie fahren einen Bus später als wir.«
    Er setzte sich auf. »Spinnst du? Wie soll ich denn hier rauskommen?
Vater ist unten, er behält die Haustür im Blick.«
    In ihrer Tüte befand sich ein rosafarbener Kapuzenpullover. Sie
breitete ihn auf dem Bett aus.
    »Der gehört Marie«, sagte sie. »Mama und Papa kennen den nicht. Der
wäre auch nicht mein Stil.«
    »Den soll ich anziehen?« Er starrte den taillierten und
strassbesetzten, rosafarbenen Pullover an.
    Jule lächelte. »Nein, den ziehe ich an. Du trägst das Kostüm.«
    Nun schien er erst recht fassungslos. Jule zog sich eilig aus.
Zuerst die

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