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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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er Lenz antwortete. »Wie heißt das? Dark Dinner?«
    »Ja, Dark Dinner.«
    »Nö, nie davon gehört. Was soll das sein?«
    »Ein Essen in absoluter Dunkelheit.«
    »Warte, doch«, sprudelte es aus Wagner heraus. »Klar habe ich davon gehört. Neulich kam was darüber im Fernsehen, aber ich hab nur mit einem Ohr hingehört, wie so oft. Warum willst du das wissen?«
    »Wohlrabe, der Bestattungsunternehmer, ist vorhin gestorben. Und der war gestern mit seiner schönen, jungen Frau bei einem solchen Dark Dinner.«
    »Wohlrabe ist tot?«, fragte sein Freund überrascht zurück.
    »Sag ich doch.«
    »Und was hast du damit zu tun? Kein natürlicher Tod?«
    »Dr. Franz hat da so seine Zweifel.«
    »Und du willst nicht das Ergebnis der Obduktion abwarten und hast deswegen schon mal deine Nase in die Geschichte gesteckt.«
    »Genau.«
    »Na, das wäre aber ein Ding, wenn beim Tod des größten Bestatters in der Gegend jemand nachgeholfen hätte.«
    »Nix is fix, Uwe. Ich werde in die Sache nicht viel Arbeit investieren, solange ich nichts Genaueres über die Todesursache weiß.«
    »Kluge Entscheidung.«
    »Gibt’s was Neues aus dem Krankenhaus?«, wechselte Lenz das Thema.
    »Sie ist aus dem OP und liegt auf Intensiv. Ihr geht es nicht gut, aber es könnte ihr auch schlechter gehen. Mehr weiß ich nicht.«
    »Was ist mit ihrem Kopf?«
    »Er ist noch dran.«
    »Wenigstens etwas«, erwiderte der Hauptkommissar müde.
     
     

11
    Werner Kronberger zog die Tür des Mercedes zu, startete den Motor, und schoss vom Hof des Hotels. Während er sich auf den Zubringer zur A44 einfädelte, blickte er noch einmal auf das Flughafengelände und die Startbahn, wo gerade eine Boeing 737 dröhnend in den grauen Himmel stieg.
    »Ich hätte auch Spaß an so einem Flugzeug, wie Altenburg es hat«, erklärte er seinem Sohn. Der nickte, ohne von den Papieren auf seinem Schoß aufzublicken.
    »Warum so ein großes? Eins mit Propellern tut es doch auch.«
    Sein Vater winkte ab.
    »Ist doch egal, ob mit Düse oder Propeller. Hauptsache, nicht mehr im Stau stehen müssen.«
    »Ist aber teuer, so ein Ding. Außerdem hast du keinen Pilotenschein.«
    »Als ob das so schwierig wäre. Viel mehr als für ein Auto brauchst du bei diesen Dingern auch nicht zu können.«
    »Wenn du meinst«, erwiderte Roland Kronberger und hoffte, dass das Thema damit erledigt wäre.
    »Und fahr bitte nicht so schnell, Vater. Der Schneefall wird immer stärker, und ich habe keine Lust, wegen deiner Raserei im Graben zu landen.«
    »Nun hab dich mal nicht so«, erwiderte der Senior mit schneidendem Ton. »Wenn du mit deinem Motorrad in der Gegend herumfährst, ist das wesentlich gefährlicher als alles, was ich jemals mit dem Auto anstellen könnte.«
    Roland Kronberger stöhnte genervt auf. »Ich fahre einen Chopper, Vater. Das heißt, ich genieße viel mehr das ruhige Dahingleiten, als dass ich rase.«
    Er blätterte in einer Kladde vor und zurück, als würde er etwas suchen. »Bis jetzt dachte ich immer, wir gehen von acht Verbrennungsöfen aus. In allen Unterlagen, die ich hier habe, tauchen aber nur vier auf. Was ist denn nun richtig?«
    Sein Vater winkte ab. »In Altenburgs Genehmigungsantrag stehen vier drin, mit der Option auf vier weitere. Das ist ein Deal mit der Stadt, damit die Dimensionen des Krematoriums nicht gleich alle Mitbürger verschrecken, auch die eher positiv eingestellten.«
    »Aber das ganze Rechenmodell basiert doch auf acht Öfen, die in drei Schichten laufen sollen?«
    »Ja, klar. Altenburg hat mir neulich erzählt, dass er die acht Öfen auch alle sofort kauft. Vier werden eingebaut, die restlichen vier zwischengelagert und nach drei, vier Monaten in Betrieb genommen.«
    »Und er meint, dass das gut geht?«
    »Logisch. Nach ein paar Wochen Betrieb fängt er an zu jammern und bittet um die Genehmigung, die vier weiteren Öfen einbauen zu dürfen. Das klappt sicherlich, auch wegen der zusätzlichen Gewerbesteuer, die für die Kommune dabei abfallen wird. Und Geld, das war schon immer so, ist nun einmal das beste Argument.«
    Werner Kronberger hatte die Autobahn erreicht, regelte den Tempomat auf 160 Stundenkilometer ein, und nahm den Fuß vom Gaspedal.
    »Wenn aber«, bohrte sein Sohn weiter, »aus irgendeinem Grund die vier zusätzlichen Öfen nicht in Betrieb gehen sollten, ist das Krematorium in einem Jahr pleite, das weißt du.«
    Nun wurde Werner Kronberger böse. »Was bildest du dir eigentlich ein, mein Freund«, fuhr er seinen Sohn an.

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