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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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mehrmals auf die Toilette. Ich habe ihm angeboten, dass er nach Hause fahren soll, damit sich seine Frau um ihn kümmern könne, aber er wollte nicht.«
    »Kennen Sie seine Frau?«
    »Natürlich. Jeder hier kennt seine Frau.«
    »Woher?«
    Conradi presste ein wenig Luft durch die Zähne, bevor er antwortete. »Ach, Herr Kommissar, jetzt wollen Sie mich aber aufs Glatteis führen. Sie sind doch sicher schon bei ihr gewesen und haben mit ihr gesprochen. Da brauchen Sie mich doch nicht mehr, um Herrn Wohlrabes Privatleben zu durchleuchten.«
    »Tut uns leid, Herr Conradi«, antwortete Lenz, »aber Frau Wohlrabe hat uns nichts darüber erzählt. Was immer Sie andeuten wollen, wir wissen davon nichts.«
    »Na ja …«, zierte Conradi sich. »Ich weiß nicht …« Er fuhr sich nervös durch die Haare. »Also die Monika, ich meine, die jetzige Frau Wohlrabe, die war hier bei uns im Betrieb angestellt, bis der Chef sich von seiner Frau getrennt hat. Danach hat sie sofort aufgehört.«
    »Ach so«, gab Hain den Unwissenden, »daher kennen Sie die Frau.«
    »Natürlich. Wie gesagt, jeder hier kennt sie.«
    »Das klingt ein bisschen wie: Aber nicht jeder kann sie leiden.«
    »Nein, das will ich damit nicht gesagt haben. Bis die Monika, also die Frau Wohlrabe, hier aufgehört hat, sind alle gut mit ihr ausgekommen.«
    »Und danach?«
    »Na ja, danach hat sie sich halt ein wenig verändert. Es war nicht leicht für uns, mit ihr als neuer Chefin klar zu kommen. Auch, weil sie …« Er brach seinen Satz ab.
    »Auch, weil sie was?«
    »Sie hielt sich für was Besseres, deshalb. So, jetzt ist es raus.«
    »Und sie war seine zweite Frau?«
    »Ja.«
    »Kannten Sie auch die erste Frau Ihres Chefs?«
    »Natürlich«, hellte Conradis Miene sich augenblicklich auf.
    »Die hielt sich nicht für was Besseres?«
    »Nein, die nicht. Frau Wohlrabe ist eine ganz feine Frau.«
    »Hat sie im Betrieb mitgearbeitet, bevor ihr Mann sich von ihr getrennt hat?«
    »Nein, wo denken Sie hin? Sie ist Lehrerin.«
    »Aber sie war schon öfter hier?«
    »Ja, natürlich. Immerhin hat ihr Vater dieses Unternehmen gegründet. Regulär war sie die Chefin.«
    »Können Sie«, mischte Lenz sich wieder ein, »noch ein bisschen mehr erzählen über die jetzige Frau Wohlrabe? Wie lange ist es denn her, dass sie hier aufgehört hat? Und wie kam das eigentlich alles?«
    »Vielleicht«, entgegnete Conradi, der sich sichtlich unwohl fühlte, »sollten Sie das eher sie fragen. Ich weiß nicht, ob ich …«
    Wieder blieb das Ende seines Satzes im luftleeren Raum hängen.
    »Sie können, Herr Conradi«, wurde er von Lenz bestärkt,  »Sie können ganz bestimmt.«
    »Na gut, aber alles, was ich Ihnen erzähle, muss unter uns bleiben. Darauf kann ich mich hundertprozentig verlassen?«
    »Hundertprozentig«, bestätigte der Hauptkommissar.
    »Also, angefangen hat die Monika bei uns vor knapp drei Jahren. Zuerst als Bürokraft, aber schon kurze Zeit später war sie die Sekretärin des Chefs. Sie war wirklich patent, konnte gut mit den Leuten und hat sich schnell eingearbeitet, obwohl sie vorher nur im Reisebüro geschafft hat. Dort hatte sie auch ihre Lehre gemacht, in einem Reisebüro in der Stadt. Und schon im ersten Jahr hat der Hoffunk vermeldet, dass die beiden was miteinander hätten. Ich hab das für Blödsinn gehalten, erstens, weil sie doch so viel jünger ist als er, und weil zweitens in einer Firma mit fast 40 Leuten immer viel gequatscht und getratscht wird. Aber ich habe mich geirrt.«
    Er machte eine kurze Pause und dachte nach.
    »Sie war gerade ein knappes halbes Jahr hier, da hat es eingeschlagen wie eine Bombe. Eines Morgens kam die Frau Wohlrabe, also die alte Frau Wohlrabe, hier angefahren und ist wutschnaubend zum Chef ins Büro gestürmt. Den Krach, den die beiden dann hatten, konnte man noch zwei Straßenzüge weiter mit anhören. Es war entwürdigend, was sie sich an den Kopf geworfen haben.«
    Wieder machte er eine kurze Pause, während der er augenscheinlich den Film von damals noch einmal erlebte.
    »Ich war zufällig im Vorzimmer, stand also direkt bei Monika, um die es in dem Streit ja hauptsächlich ging. Sie saß seelenruhig da, hat sich das alles angehört und dabei gegrinst, gerade so, als ob sie es darauf angelegt hätte. 14 Tage später ist sie bei ihm eingezogen.«
    »Und direkt danach hat sie aufgehört, hier zu arbeiten?«
    »Ja, an dem Tag, an dem sie sich häuslich bei ihm eingerichtet hat, kam sie morgens ins Büro und hat ihre Sachen

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