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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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gepackt. Das ging so schnell, das glauben Sie gar nicht.«
    »Da war aber die alte Frau Wohlrabe schon ausgezogen, oder?«, wollte Hain wissen.
    »Soweit ich weiß, ja. Wir haben das alles ja immer nur hier mitbekommen. Das, was da am Wolfsanger im Haus gewesen ist, darüber gibt es zwar mehr Gerüchte als über den Tod von Kennedy, aber was Genaues weiß eben niemand.«
    »Und von dem Moment an hat sich die spätere Frau Wohlrabe verändert? Ging das richtig schlagartig, oder war das mehr so ein schleichender Prozess?«
    Conradi sah zur Decke und schüttelte kurz den Kopf, bevor er fortfuhr. »Nein, das ging schon ziemlich schnell. Und das Schlimmste war, dass der Herr Wohlrabe, also der Chef, das überhaupt nicht mitbekommen hat. Ich glaube, der wollte das einfach nicht so sehen, sonst …«
    »Was sonst?«, bohrte Hain nach.
    »Nun ja, sonst wäre vielleicht sein Wolkenkuckucksheim, das er sich da zurechtgezimmert hatte, zusammengestürzt. Er war, wie man so schön sagt, blind vor Liebe. Und Monika hat das, wie ich finde, schamlos ausgenutzt.«
    »Wie ging das vonstatten?«
    »Gleich nachdem sie bei ihm eingezogen ist, hat er ihr ein schönes Auto gekauft, einen Sportwagen. Und er hat ihr Klamotten geschenkt, als ob es eine Woche drauf keine mehr zu kaufen gäbe. Das hat sich zwar ein wenig gelegt, als er seine Frau auszahlen musste, aber sie hat trotzdem, wann immer sie hier aufgetaucht ist, nur die neueste Mode getragen. Da habe ich nie etwas zweimal gesehen.«
    »Vorher hat sie nicht viel Geld für Kleidung ausgegeben?«
    »Ach woher. Von dem bisschen, was man als Sekretärin verdient? Nein, das ging alles erst so richtig los, nachdem er und sie …«
    »Hatte die neue Frau Wohlrabe vorher einen Freund?«
    »Ja, da war einer. Aber da dürfen Sie mich nicht fragen, daran kann ich mich nicht mehr so richtig erinnern.«
    »Das macht nichts«, beruhigte Lenz den Mann. »Und nachdem die Exfrau ausgezogen war, ist sie natürlich auch nicht mehr hier im Betrieb gewesen, oder?«
    »Doch, doch, ein paarmal war sie noch hier.« Er deutete mit der rechten Hand auf eine kleine Blockhütte, die etwas abseits stand.
    »Sie töpfert. Dafür hatte sie sich ein kleines Atelier eingerichtet. Sie hat dort seltene Orchideen gezüchtet, so weit ich weiß. Aber von uns hat da nie jemand reingeschaut, weil wir wussten, dass sie das nicht mag. Wenn sie kam, war sie zu allen freundlich und zuvorkommend und hat für jeden ein offenes Ohr gehabt, aber wenn sie da drinnen verschwunden ist, wollte sie nicht mehr gestört werden. War ja auch kein Problem für uns.«
    »Wann haben Sie die neue Frau Wohlrabe zuletzt gesehen?«
    »Das muss ein paar Wochen her sein. Ich glaube, sie hat gemerkt, dass wir enttäuscht waren von ihr, und hat sich deshalb nicht mehr so oft hier blicken lassen. Mit dem Chef war das Verhältnis gut, so lange man das Thema Frauen vermied, aber mit ihr hat es einfach nicht mehr geklappt.«
    Hain machte sich eifrig Notizen. »Und wie war das nun gestern Morgen?«, wollte er wissen.
    »Herr Wohlrabe war krank, sagten Sie?«, fügte Lenz hinzu.
    »Ja, er war definitiv krank. Aber vielleicht war er auch schon vergiftet, das weiß ich ja nicht. Auf jeden Fall hat er sich den Bauch gehalten vor Schmerzen und ist immer wieder zur Toilette gerannt.«
    »Haben Sie ihn darauf angesprochen?«
    »Ja, das habe ich Ihnen doch vorhin erzählt. Ich hätte seinen Kunden übernommen, doch er wollte es nicht.«
    »Wissen Sie etwas darüber, ob Herr Wohlrabe Feinde hatte? Gibt es Menschen, mit denen er sich ganz und gar nicht verstanden hat?«
    Conradi winkte ab.
    »In unserer Branche heißt es zuschlagen, oder die Brocken werden einem weggeschnappt. Das Bestattungsinstitut Wohlrabe ist das größte in der Gegend, und alle wollen sich einen Teil unseres Umsatzes holen. Der Chef war nicht zimperlich im Umgang mit den anderen Bestattern, das kann ich Ihnen versichern, aber ohne diese Härte kann man in der Branche einfach nichts werden.«
    »Kam es dabei auch zu ernsthaften Auseinandersetzungen?«
    »Die Auseinandersetzungen haben in der Regel die Mitarbeiter vor Ort, die sich mit den anderen Bestattern herumärgern müssen. Da passieren schon mal haarsträubende Sachen, und das hatte der Herr Wohlrabe nicht so gerne. Der hat seinen Claim, wie er es nannte, mit Zähnen und Klauen verteidigt.«
    Er holte tief Luft.
    »Und dann war da ja auch noch die Sache mit dem Krematorium in Hofgeismar.«
    »Was genau meinen Sie?«, fragte Lenz.
    »Na ja,

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