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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Bauarbeiter legte den rechten Zeigefinger an seinen Helm. »Immer zu Diensten, die Herren.«
    Sie verabschiedeten sich von dem Mann und wandten sich zum Gehen, als Lenz sich noch einmal umdrehte und ihn zurückrief. »Eine Sache noch, Herr Zakowski. Wissen Sie etwas von einem Großauftrag, den die Firma Kronberger an Land gezogen hat? Irgendwas in Hofgeismar?«
    »Puh!«, pfiff Zakowski durch die Zähne, »Sie sind aber gut informiert. Da wird schon eine ganze Weile drüber spekuliert, ob wir den Auftrag für das neue Krematorium kriegen. Soll ja ein Riesending werden, wie ich gehört hab. Und unter der Hand wird gemunkelt, dass der Alte da mit drinstecken soll, so als Inhaber und so. Aber das sind bestimmt nur Scheißhausparolen. Und jetzt ist es sowieso egal, weil er ja den Arsch zugekniffen hat.«
     
    *
     
    »Raue Sprache, die auf so einem Bauhof gesprochen wird«, bemerkte Hain, während er den Wahlhebel der Automatik auf D stellte und Gas gab.
    »Ja, finde ich auch«, erwiderte Lenz. »Aber das heißt noch lange nicht, dass die Leute, die so reden, auf den Kopf gefallen sind.« Er überlegte kurz. »Wusstest du eigentlich, dass ich mal auf dem Bau gearbeitet hab, früher, in den Sommerferien?«
    »Du?«
    »Ja, ich. Das muss so Mitte der 70er-Jahre gewesen sein, und ich hab da eine ganze Menge gelernt, was mir im weiteren Leben immer mal weitergeholfen hat.«
    »Na, da bin ich aber gespannt«, feixte Hain.
    »Als Erstes …«
    Weiter kam der Hauptkommissar nicht, weil er durch das Klingeln seines Mobiltelefons unterbrochen wurde. Für einen winzigen Augenblick hatte er die Vision, dass es Maria wäre, an die er den ganzen Tag über immer wieder hatte denken müssen, doch ihm war schmerzlich bewusst, dass das nicht sein konnte.
    »Ja, Lenz.«
    »Franz, Göttingen«, kam es aus dem kleinen Lautsprecher zurück.
    »Ja, Dr. Franz, hallo. Haben Sie schon was rausgefunden?«
    »Habe ich, ja.«
    »Und?«
    »Sitzen Sie gut?«
    »Im Auto, ja. Und jetzt machen Sie es nicht so spannend, Doc. Was haben Sie für mich?«
    »Zwei klitzekleine Einstichstellen in seinem Brustkorb.«
    »Daran ist er gestorben?«
    »Nein, daran stirbt man nicht. Aber das betäubt einen für eine gewisse Zeit.«
    Lenz hätte aus der Hose springen können. Manchmal war die Zusammenarbeit mit dem Rechtsmediziner wirklich eine schwere Geduldsprobe.
    »Und wie geht das?«
    »Nach meiner Erkenntnis wurde er mit einem Distanztaser betäubt. Wissen Sie, wie das funktioniert?«
    »Ist das so ein Elektroschocker?«
    »Genau so ein Ding ist das.«
    »Und was haben die Einstiche damit zu tun?«
    »Diese Taser arbeiten mit zwei Modi. Einmal dem direkten, wobei dem Opfer, oder ich sag mal besser, dem Betroffenen, weil die Polizei diese Dinger ja auch verwendet, im direkten Kontakt ein Stromschlag versetzt wird. Das tut brutal weh und macht ziemlich demütig, würde ich sagen. Im Distanzmodus hingegen verschießt die Waffe zwei kleine Projektile, an deren Spitze sich winzige, mit Widerhaken versehene Nadeln befinden. Die pieksen sich in die Haut und bleiben auch dort, bis man sie wieder herausgefriemelt hat. Stellen Sie es sich einfach wie gerade Angelhaken vor. An den Enden dieser Nadeln werden hauchdünne Drähte mit verschossen, mit deren Hilfe es möglich ist, dem Betroffenen einen Stromschlag zu versetzen, der ihm für eine gewisse Zeit die Lichter ausschaltet.«
    »Ist ja interessant«, entfuhr es Lenz, der sich noch nie näher mit Elektroschockern beschäftigt hatte. »Und wie lange dauert dieser Blackout?«
    »Das ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Zum einen spielt natürlich die Gesamtkonstitution des Opfers eine Rolle. Wichtiger ist aber vermutlich, wie weit die Einschlagstellen der Nadeln auseinander liegen. Je weiter, desto größer ist die Wirkung.«
    »Womit hängt das zusammen?«, wollte der Kommissar wissen.
    »Mit der Menge der Nerven und der Muskeln, die im Stromweg liegen. Wenn die Einschlagstellen der Nadeln nur ein paar Millimeter oder Zentimeter auseinander liegen, werden nur sehr wenige Nerven und Muskeln unter Strom gesetzt. Und je weiter, umso mehr. Ganz einfach eigentlich.«
    »Sie scheinen ja ein richtiger Spezialist auf dem Gebiet zu sein, Doc.«
    »Stimmt. Ich war vor ein paar Monaten Teilnehmer eines Seminars, das sich mit diesen Dingern beschäftigt hat. Dabei durfte ich auch ausprobieren, wie sich das anfühlt, allerdings mit ganz wenig Stromstärke. Aber mir hat es gereicht.«
    »So, so«, machte Lenz und dachte kurz

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