Bullenhitze
haben.
»Was haben Sie denn Ihrem Mann erzählt, wo Sie die Nacht verbringen würden?«, durchbrach Lenz die peinliche Pause.
»Das ist relativ simpel. Eine Freundin von mir ist über mein Verhältnis informiert und deckt mich. Also habe ich sie am Samstag besucht und bin bis Sonntag geblieben. Für meinen Mann jedenfalls«, fügte sie leise hinzu. »Außerdem ist er selbst ganz früh am Sonntag in den Flieger gestiegen und hat deshalb die Nacht in einem Hotel am Frankfurter Flughafen verbracht, aber das muss ich ihnen ja nicht mehr erzählen, das wissen Sie dank Ihrer gewissenhaften Ermittlungen ja schon.«
»Stimmt«, bestätigte Lenz. »Aber ich muss nochmal auf den Samstagabend zurückkommen, Frau Hödecke. Außer, dass Ihr Begleiter sich ein paarmal zu Ihnen herüber gebeugt hat, ist Ihnen nichts aufgefallen, was den Nachbartisch betrifft?«
Sie dachte ein paar Sekunden nach. »Nein, beim besten Willen nicht. Vergessen Sie bitte nicht, dass es im wahrsten Sinne des Wortes stockfinster gewesen ist in dem Raum. Wir haben die ganze Zeit über, während wir aßen, rein gar nichts gesehen. Wenn diesem Mann während der Veranstaltung etwas ins Essen gemischt wurde, dann könnte es jeder im Raum gewesen sein, mit Ausnahme meines Begleiters und mir, das kann ich beschwören. Mir sagen diese Leute nichts und das alles ist dumm gelaufen. Ohne das alles hätte ich jetzt auch ein paar Probleme weniger.«
»Das kann ich gut verstehen«, erklärte Lenz, und fing sich dafür einen bösen Blick seines Kollegen ein. »Nichtsdestotrotz brauchen wir den Namen Ihres Begleiters, auch wenn es unter Umständen für Sie mit persönlichen Konsequenzen verbunden ist.«
*
»Das kann ich gut verstehen«, äffte Hain den Ton seines Chefs nach, als sie auf dem Weg zum Wagen waren. »Was gibt es denn daran zu verstehen? Die Frau bescheißt ihren Mann, nichts anderes ist das nämlich.«
»Nun spul dich mal nicht so auf, Kleiner. Oder willst du mir immer noch erzählen, dass du noch nie eine deiner vielen Liebschaften betrogen hättest?«
»Ach, hör doch auf, darum geht es doch gar nicht. Nicht, wenn man verheiratet ist. Warum muss ich denn zuerst heiraten, wenn ich später mein Ding einer anderen hinhalte?«
»Und das machst du allein vom Verheiratetsein abhängig?«
»Naja, schon. Das ist doch ein ganz anderes Paar Schuhe, wenn man unter der Haube ist.«
Lenz hielt ihm die Tür auf und trat hinter ihm ins Freie, wo es leicht angefangen hatte zu schneien. »Wenn du deine Carla heiraten würdest, könntest du also ausschließen, dass da noch irgendeinmal irgendetwas schief gehen könnte?«
Hain blieb stehen und sah den Hauptkommissar misstrauisch an. »Ich glaube schon, ja. Was mir aber viel mehr zu denken gibt, ist die Tatsache, dass du das Verhalten der Frau irgendwie zu billigen scheinst. Bist du am Ende auch einer von denen, die was mit einer verheirateten Frau laufen haben? Ist das gar die Erklärung für die ominösen Anrufe und SMS, die du immer kriegst?«
Lenz ging einfach weiter, ohne zu antworten, trat an die Beifahrerseite des Dienstwagens, wartete, bis Hain den Wagen aufgeschlossen hatte, und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
»Leider falsch«, log Lenz seinen Kollegen an. »Vielleicht hätte ich gerne was mit einer verheirateten Frau, aber leider hat es bisher nicht geklappt eine zu finden, die ihre Ehe meinetwegen aufs Spiel setzen würde.«
Hain setzte sich auf den Fahrersitz und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. »Und warum schreit dann der ganze verdammte Bulle in mir, dir dieses eine Mal nicht zu glauben?«
Lenz griff in seine Tasche, zog sein Mobiltelefon heraus und hielt es Hain hin. »Ich bin dir zwar keine Rechenschaft schuldig, Thilo, aber ich will, dass du mir vertraust. Nimm mein Telefon, steck es ein und geh dran, wenn es klingelt. Und wenn in den nächsten, sagen wir mal, zwei Wochen keine Frau angerufen hat, die in dein Fahndungsprofil passt, kannst du es mir zurückgeben.«
Die Augen des jungen Oberkommissars huschten zwischen dem Gerät und dem Gesicht seines Bosses hin und her. 10, vielleicht 15 Sekunden rührte er sich darüber hinaus keinen Jota.
»Scheiße«, flüsterte er anschließend. »Ich glaube, ich hab mich getäuscht und dich enttäuscht, Paul. Entschuldigung dafür.«
»Kein Problem«, erwiderte Lenz, und schämte sich so aufrichtig für sein Verhalten, dass er am liebsten seinen Tränen freien Lauf gelassen hätte.
Das kleine Sportgeschäft, das
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