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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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genervt.
    »Ja, da wäre noch eine Kleinigkeit. Bitte setzen Sie sich wieder, ich spreche so ungern mit jemandem, der über mir steht.«
    Sie war für einen Sekundenbruchteil verunsichert, bevor sie zum Stuhl griff und sich wieder setzte. »Also? Ich sitze.«
    »Verehrteste, Sie sind sich offenbar in keinster Weise über Ihre tatsächliche Situation im Klaren«, erklärte er ihr kopfschüttelnd. Sein Ton hatte sich dabei völlig verändert, in ihm lag nun etwas Herablassendes.
    »Was fällt Ihnen …?«, begann sie ihn zu unterbrechen, doch eine einzige Handbewegung von ihm ließ sie verstummen.
    »Hören Sie auf, Frau Wohlrabe, und hören Sie mir zu. Ihr verstorbener Mann musste sich verschulden, um seine geschiedene Frau abfinden zu können. Das ist Ihr Anteil an dem Schuldenberg, den er Ihnen hinterlassen hat, und diesen Teil sollten Sie mit voller Demut tragen. Für den weitaus üppigeren allerdings sind Sie nicht zuständig, der ist seinem Größenwahnsinn geschuldet, und ich bin relativ sicher, dass er Ihnen davon nichts erzählt hat.«
    Monika Wohlrabe griff in ihre kleine Handtasche und kramte ein Papiertaschentuch heraus, das sie in der Hand knüllte. »Mein Mann und ich hatten keine Geheimnisse voreinander, diesen Zahn kann ich Ihnen schon ziehen. Ich bin von ihm über alles informiert worden, was das Geschäft angeht.«
    »Wirklich über alles?«, fragte er zurück und steigerte damit ihre Verunsicherung. »Auch darüber, dass er vor einigen Monaten einen Kredit in Höhe von dreieinhalb Millionen aufgenommen hat?«
    Sie fuhr sich nervös mit dem Taschentuch über die Nase, obwohl es keinen Grund dafür gab. »Wie … was … nein, das glaube ich Ihnen nicht. Davon hätte er mir erzählt.«
    »Das hat er ganz bewusst nicht getan, weil Sie ihn für verrückt erklärt hätten. Er hat alles verpfändet, was er besaß, um diesen Kredit zu kriegen. Das Grundstück in der Stadt, die Immobilien in Wolfhagen und in Spanien, die Aktien, alles. Alles als Sicherheit für diesen Kredit hinterlegt.«
    Monika Wohlrabe sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Ihre Haltung hatte nun nichts mehr von der Powerfrau, der toughen Geschäftsfrau, die vor einer knappen Viertelstunde das Restaurant betreten hatte. »Sie lügen«, machte sie einen hoffnungslosen Versuch.
    »Wenn Sie meinen«, gab er völlig ungerührt zurück.
    Monika Wohlrabe setzte sich aufrecht und veränderte ihren Gesichtsausdruck, als ob ihr etwas Wichtiges, Entscheidendes eingefallen sei. »Und wenn Günther wirklich diesen Kredit aufgenommen hat, dann muss er auch etwas dafür gekauft haben. Das ist da, das kann man verkaufen«, erklärte sie mit zu Schlitzen verengten Augen. Wieder blieb Schrick gelassen.
    »Schön wär’s. Ihr Mann hat das Geld zwar aufgenommen, aber bis jetzt noch nicht einmal angetastet. Es liegt auf der Bank und kostet jeden Tag Geld. Viel Geld.«
    »Dann gebe ich es eben zurück. Einfacher geht es doch gar nicht«, sprudelte es aus ihr heraus wie aus einem Kind, dem die Ausrede des Jahrhunderts eingefallen war.
    Der Bestattungsunternehmer nippte an seinem Tee, stellte seelenruhig das Glas auf dem Tisch ab und lehnte sich zurück. »Gute Idee. Wenn das so einfach wäre, hätte ich mir die Mühe sparen können, Sie hierherzubestellen. Günther Wohlrabe, Ihr verstorbener Mann, hat in seinem Leben als Geschäftsmann vieles richtig gemacht, und, so weit ich weiß, sind ihm nicht viele Fehler unterlaufen. Bei diesem Kredit allerdings muss ihn der Leibhaftige persönlich geritten haben, denn er hat Konditionen akzeptiert, die im normalen Geschäftsleben ganz und gar nicht alltäglich sind. Das fängt beim Zinssatz an, geht über die monatliche Belastung und endet sicher nicht damit, dass jede Form der Sondertilgung ausgeschlossen wurde. Der Kredit ist zweckgebunden. Eine andere Verwendung als die im Vertrag vereinbarte ist nicht möglich.«
    Sie schaute nachdenklich vor sich hin. »Warum hätte Günther einen solchen Vertrag unterschreiben sollen? Das ist doch Wahnsinn!«
    »Genau das ist es, aber zu anderen Bedingungen hätte er das Geld nicht bekommen. Wir leben in einer Zeit, in der die Banken ihr Geld nicht mehr mit der Gießkanne über dem Volk verteilen.«
    Es entstand eine längere Pause, die Monika Wohlrabe offenbar dazu benutzte, ihre Gedanken zu ordnen. »Um was für einen Verwendungszweck geht es dabei?«, fragte sie mit leiser Stimme.
    »Er wollte eine Sargfabrik in Polen kaufen. Eine riesengroße, teure

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