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Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Titel: Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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durchgetanzten Ding, ineinander verkeilt, als wären wir ein Tintenfisch. Der Grill ist unser Lagerfeuer, der Himmel unser Dach. Ab und an tropft es vom Balkon obendrüber auf unser Geländer, die Tropfen sind unsere Musik. Klatsche hat für sich ein Steak gegrillt und für mich ein Stück Halloumikäse, weil ich schon eine ganze Weile kein Fleisch mehr essen mag. Er hat neuerdings immer ein Stück Käse für mich im Haus. Er kauft für mich ein. Manchmal frage ich mich, was das bedeutet, schiebe es dann aber erschrocken weg.
    Die Wolken ziehen schnell, hin und wieder sind die Sterne zu sehen.
    »Kuck mal«, sagt Klatsche.
    »Ja«, sage ich, »die Sterne.«
    »Was hast du für ein Glück, dass du damals neben mir eingezogen bist«, sagt er.
    »Moment«, sage ich, »du bist neben mir eingezogen, oder?«
    Ehrlich gesagt, weiß ich es aber auch gar nicht mehr so genau.
    Irgendwann vor all den Jahren haben wir uns im Treppenhaus zu lange angekuckt, haben dann zu viele Tequilas miteinander getrunken, sind am Ende in meinem Bett gelandet und da viel zu lange nicht mehr rausgekommen. Danach ging das eben seinen Gang mit mir und meinem jugendlichen Nachbarn. Mal besser und mal schlechter. Im Moment läuft’s ganz gut, das heißt aber natürlich nichts.
    »Mir doch egal, wer wann eingezogen ist«, sagt Klatsche, der Ex-Einbrecherkönig und Kiezgastronom. »Im Zweifel leidest du an Altersdemenz, Baby.«
    Ich bin zu müde, um zu schimpfen, er nutzt es aus und macht den Tintenfisch noch verdrehter. 
    Und dann, plötzlich, ist es schon so spät, dass der dicke, graue Morgen über die Dächer gekrochen kommt.

IV.
    NACHRICHTEN

    Zwanzig nach neun. Der Calabretta, der Inceman und ich warten vor dem Vernehmungszimmer auf Dr. Henning Sackmann. Oberstaatsanwalt Schubert wartet hinter dem verspiegelten Fenster. Nur Sackmann, der ist bisher nicht aufgetaucht. Ich habe zweimal bei ihm angerufen, zweimal ist er nicht rangegangen.
    »Da stimmt was nicht«, sagt der Calabretta.
    Der Inceman hat die Ellenbogen auf die Knie gestützt und das Kinn in die Hände.
    »Sackmann ist abgehauen«, sagt er finster.
    Der Calabretta schüttelt den Kopf.
    »Das glaube ich nicht. Los. Wir fahren hin.«

    * * *

    In Henning Sackmanns Villa sieht es aus, als wäre er nur mal eben mit dem Luchs rausgegangen, in der Küche steht noch das Geschirr von gestern Abend, die Autos parken brav in der Tiefgarage. Nur, dass der Luchs mit aufgeschlitzter Kehle im Garten liegt.
    Auf dem Wasser, am Sackmannschen Alstersteg, dümpelt ein kleines Ruderboot im Nieselregen. Auf dem Rasen vor dem Steg färbt das Blut der toten Raubkatze das Gras dunkelrot. Wir stehen am Ufer, warten auf die Kollegen von der Spurensicherung und können uns nicht von dem armen Tier losreißen. Ich habe das Gefühl, es hier nicht einfach so liegen lassen zu können.
    Immer wieder müssen die dran glauben, die so gar nichts mit der Sache zu tun haben. Und immer wieder legt sich mir in solchen Momenten eine große, graue Schuld auf den Kopf.
    »Wer macht denn so was?«
    Der Calabretta und der Inceman haben die Hände in den Hosentaschen und schauen aufs Wasser.
    Der Calabretta sagt: »Jemand, der jemand anderem etwas mitteilen möchte. Ein totes Tier ist eine unmissverständliche Warnung.«
    »Halt’s Maul, sonst schlitz ich DIR die Kehle auf?«, frage ich.
    »Richtig«, sagt der Inceman.
    Huch. Hat der etwa gerade mit mir geredet? Er schaut weiter aufs Wasser und rührt sich nicht.
    »Und Henning Sackmann hat die Warnung verstanden und ist längst über alle Berge«, sage ich.
    »Nein«, sagt der Calabretta. »Der Luchs ist für jemand anderen bestimmt.«
    »Für wen?«, fragt der Inceman.
    »Keine Ahnung«, sagt der Calabretta.
    »Und wo zum Teufel ist Sackmann?«, frage ich.
    »Endstation Nordsee«, sagt der Calabretta. »Betonschuhe an, dicke Plastikfolie rum, löst sich dann in frühestens 500 Jahren auf. Und auch, wenn die Großfahndung nach ihm schon läuft, verwette ich meine Lederjacke, dass wir den nie wieder sehen.«
    Ich weiß nicht. Ich finde, das hört sich übertrieben an.
    »Finden Sie nicht, dass sich das ein bisschen übertrieben anhört?«
    »Meine Familie kommt aus Neapel«, sagt der Calabretta. »Ich kenne mich aus mit dieser Masche, glauben Sie mir. Tote Tiere sind so was von eindeutig. Kann ich jetzt bitte eine Zigarette haben?«
    »Okay«, sage ich, »dann spucken Sie’s endlich aus. Wer hat da Ihrer Meinung nach die Finger drin?«
    Wir glauben alle drei zu wissen, wer

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