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Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Titel: Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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gleich an?«
    »Natürlich«, sagt der Faller.
    » Seit wann sind die beiden Herren denn schon im Carls ?«, frage ich.
    »Seit zehn Minuten«, sagt der Faller. »Die haben gerade erst die Karte bekommen, das dauert alles noch’n büschen.«
    »Okay«, sage ich, »ich komme.«
    Ich ziehe den Stöpsel, das abgestandene Wasser gurgelt in Richtung Abfluss. Ich steige aus der Wanne und wickele mich in meinen Bademantel ein. Mir ist kalt. Scheißidee, das mit der Wanne. Ich gehe in die Küche, setze Kaffee auf und kucke auf die Uhr. Neunzehndreißig. Ich rufe Klatsche an.
    Es klappert im Hintergrund, als er rangeht. In der Blauen Nacht geht gerade das Geschäft mit dem Alkohol und der Gesellschaft los.
    »Na, Frau Staatsanwältin?«
    »Na, Herr Barchef?«
    »Was machst du?«
    »Ich bin zu Hause, muss aber nochmal in die Hafencity.«
    »Nobel.«
    »Na ja. Wie lange bist du heute da?«
    »Bis du kommst und mich hier abholst, Baby.«
    Immer die gleiche Tour. Und immer wieder finde ich sie super.
    »Gut«, sage ich, »dann rühr dich mal nicht von der Stelle. Und nenn’ mich nicht Baby.«
    Mein Kaffee ist fertig, ich gieße mir eine Espressotasse voll und trinke sie mit drei herzhaften Schlucken aus. Bitter, hart, vielen Dank.
    Ich sag das ja immer. Ein starker Kaffee ist durchaus in der Lage, die Dunkelheit zu vertreiben.
    Ich ziehe Jeans, Hemd, Stiefel und Mantel an, und ich setze mir meine alte dunkelblaue Hafendetektivmütze auf. Erstens, weil meine Haare nass sind, und zweitens, weil es schon eine ordentliche Herausforderung ist, unerkannt seinem direkten Vorgesetzten auf die Pelle zu rücken.

    * * *

    Nieselregen. Seit einer halben Stunde. Das passt uns gerade aber ganz gut ins Konzept. Auf der Terrasse von Carls Brasserie sitzt keiner, und so können der Faller und ich ungestört draußen auf der Treppe rumlungern und in aller Ruhe beobachten, was auf den Tischen des schicken Restaurants passiert. Der diesige Himmel schützt uns einigermaßen vor Blicken von drinnen, aber erst das finstere Millionengrab hinter uns, das eines Tages mal ein Konzerthaus für die Reichen werden soll, aber jetzt schon seine gigantische Dunkelheit über den Platz wirft, macht uns wirklich unsichtbar. Meine Hafendetektivmütze hab ich tief in die Stirn gezogen. Der Faller trägt seinen knittrigen Allwettertrenchcoat und einen grauen Hut, er verschwindet richtiggehend im Nichtlicht des Hamburger Nieselabends. Wir setzen uns auf eine der Bänke, die etwas abseits der schwierig verrenkten Stahllampenkonstruktionen steht, und tun so, als wären wir Touristen. Einheimische trifft man hier sowieso nicht. Ich hab bis heute keine Ahnung, was sich die Stadt bei der Aktion eigentlich gedacht hat. Aber bitte. Von mir aus.
    Der Brückner und der Schulle warten abfahrbereit vorm Lieferanteneingang des Restaurants im Auto, falls unsere beiden Herren überraschend aufbrechen.
    Der Faller und ich kucken aufs Wasser, und dabei haben wir Schubert und Oenninger ganz gut im Auge. Sie sitzen sich gegenüber, auf roten Lederbänken mit hohen Lehnen. Zwischen ihnen steht ein edel glänzender Holztisch, darauf ein silberner Kerzenständer, dreiarmig, und eine Flasche Rotwein. Die beiden trinken ordentlich, Oenninger mehr als Schubert, der Herr Senatsdirektor hat im Grunde die ganze Zeit das Glas am Hals. Er wirkt nervös. Schubert hingegen scheint vor allem sauer zu sein. Er ist der, der redet. Er redet auf Oenninger ein. Und Oenninger windet sich und lässt Schultern hängen.
    »So, mein Mädchen. Und worum geht’s da jetzt bei den beiden?«
    Der Faller kuckt einem kleinen Schlepper hinterher, der eins von diesen Wartungsschiffen durch die Fahrrinne zieht.
    »Um das hier«, sage ich und zeige auf die Schnitte in meinem Gesicht, »das war keine Schutzgeldsache, auch wenn das so in den Zeitungen steht. Damit waren schon wir gemeint. Und es geht um den Mord an den beiden Streifenbeamten. Oenninger hängt da mit drin, und Schubert weiß, dass Oenninger mit drin hängt, und deckt ihn. Deshalb sind wir hier.«
    Der Faller kuckt mich an, kuckt dann wieder dem Schlepper hinterher, nickt und schiebt das Kinn nach vorne.
    »Das is’ natürlich’n Ding.«
    Er fummelt eine Roth Händle aus seiner Manteltasche, klemmt sie sich zwischen die Lippen und zündet sie an.
    »Und nu’?«
    »Schubert fliegt morgen, spätestens übermorgen seine schmutzige Vergangenheit um die Ohren«, sage ich.
    »Wie genau?«
    »Es gab in seiner Jugend Verbindungspartys mit Teenienutten, und

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