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Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Titel: Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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die Teenienutten waren nicht freiwillig da.«
    Ich zünde mir auch eine Zigarette an.
    »Haben wir der Morgenpost gesteckt.«
    »Na, na, na«, sagt der Faller, »das ist aber ganz schön gemein von euch.«
    »Schubert hat’s verdient«, sage ich und lasse den Rauch in meine Lunge. »Wir glauben, dass der Albaner seine Finger im Spiel hat. Und wir beschatten Schubert und Oenninger, weil wir hoffen, dass sich einer von beiden mit ihm trifft. Dass wir es sehen und sie festnageln können.«
    Der Faller schaut aufs Wasser und bewegt sich nicht. Aber in ihm schlagen die Wellen hoch in diesem Moment. Sie schlagen bis zur Elbe und verstärken die Strömung.
    »Wir kriegen ihn, Faller«, sage ich, »wir kriegen ihn.«
    Der Faller kloppt in drei Zügen seine Zigarette durch, ich kann die Hitze in seinem Körper spüren. Dann lässt er sie fallen und tritt sie aus, als wäre sie eine Kakerlake.
    Vom Wasser her kommt ein Mann auf uns zu. Er trägt einen ähnlich knittrigen Mantel, wie der Faller ihn trägt. Auch mein Mantel ist nicht mehr weit davon entfernt, und wenn er so weitermacht, können die drei demnächst alle zusammen auf den Rummel gehen. Der Mann hat sich einen Jutebeutel umgehängt, quer, so dass die Träger einmal schräg über seine Brust laufen. Er hat eine Baseballkappe auf dem Kopf und Kopfhörer auf den Ohren, dazu ein Headset. In der rechten Hand hat er einen langen Stab, an dessen Ende so ein kleiner Kneifer angebracht ist. Der Mann steuert geradewegs auf den Faller zu, pickt mit seinem Apparat die Kippe auf, die der Faller eben totgetreten hat, und verstaut sie umständlich in seinem Jutebeutel. Dann stellt er sich neben mich und kuckt mich an. Wartet. Ich rauche zu Ende, lasse meine Zigarette auf den Boden fallen und trete sie aus. Er räumt sie aus dem Weg.
    » Danke«, sagt er und holt aus seiner Manteltasche eine CD. Auf der CD sind ein schnauzbärtiger Schlagersänger und eine rote Rose abgebildet, der Song auf der Platte heißt Angelina .
    »Wollt ihr die dafür haben?«
    Der Faller und ich schütteln den Kopf.
    Wir trauen uns nicht, den Mann zu fragen, was er mit den ganzen Kippen vorhat.
    Der Faller sagt an diesem Abend sowieso kein Wort mehr, kein einziges Wort. Die ganze Zeit nicht. Dazu wühlt es zu stark in ihm. Der Albaner wühlt. Und so schweigen wir eben, während wir an Oenninger dran bleiben und die anderen beiden an Schubert, wir schweigen, während wir darauf warten, dass irgendwas passiert, aber es passiert exakt genauso viel, wie wir reden: nichts.
    Als nach Mitternacht überall die Lichter ausgehen, brechen wir ab.

XII.
    VERPFIFFEN

    Hamburg, sechs Uhr morgens, wieder mal Regen. Ich stehe auf meinem Balkon, trinke Kaffee und rauche. Kaum geschlafen, macht aber nichts. Ich brenne darauf, dass der Kioskmann kommt und seinen Laden aufschließt. Da hinten schlurft er um die Ecke. Er ist müde, reibt sich die Augen. Er hat seinen grünen Kapuzenpulli an, den er die Hälfte des Jahres trägt. Die andere Hälfte des Jahres trägt er eine Bomberjacke mit Fellkragen. Er steckt seinen Schlüssel in das kleine Schloss, das unten in der Mitte der Tür angebracht ist, eine doppelte Schlüsseldrehung nach rechts, dann fährt die Glastür zur Seite. Licht an, Kiosk auf. Ich drücke meine Zigarette aus, stelle meine Kaffeetasse auf meinem Balkonregal ab, schlüpfe zur Wohnungstür raus, durchs Treppenhaus runter auf die Straße, betrete mit großen Schritten den Kiosk, sage »Moin«, greife mir die Morgenpost und sehe sofort: Schubert ist geliefert. Sie haben die Geschichte tatsächlich gebracht, und zwar auf der Titelseite.

    OBERSTAATSANWALT IM ZWIELICHT:
    MINDERJÄHRIGE MÄDCHEN ZUM SEX GEZWUNGEN?

    Unter der Überschrift prangt ein aktuelles Foto von Schubert. Zwar mit schwarzem Streifen über den Augen, aber das macht es ja letztlich nur noch krimineller.
    Auf den Seiten sechs und sieben kann man dann die zweiseitige Geschichte über Schuberts Verfehlungen zu Studentenzeiten lesen. Alles natürlich nur Vermutungen und Spekulationen zu dem »Augenzeugenbericht«, den die Zeitung als »Beweis« vor sich her trägt. Reicht aber vollkommen. Ich schätze, Schubert sehen wir in der Staatsanwaltschaft nicht wieder. Wäre ich die Generalstaatsanwaltschaft, ich würde den aber mal ganz fix aus der Schusslinie ziehen. Oder gleich ganz aus dem Verkehr. So ein Ding kann sich einfach keiner leisten.
    Ich lege 70 Cent auf den Tresen, stecke die Morgenpost ein, gehe wieder nach Hause, mache mir einen zweiten

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