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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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grauen Schulgebäude stehen. Ich betrete den Bürgersteig und halte mich vorsichtig hinter einer Schar weiblicher Menschen, die alle in hellen, engen Sachen stecken und sich mit Lippenstift und Parfüm aufgebrezelt haben. Ich trage nicht die richtigen Klamotten. Auch das ist komisch (ha, ha), denn die Sachen, die ich in der Schule – also in einer richtigen Oberschule – tragen musste, den silbernen Schlips und das blaue Jackett, die gebügelten weißen Hemden, die schwarzen Hosen mit der exakten Bügelfalte, die auf meine schwarzen, sauber geputzten Slipper stieß (das alles DankMum), habe ich gehasst. Aber dass meine neuen Baggyjeans nicht zu den Leuten hier passen, weiß ich sofort. Auch meine Schuhe sind viel zu cool. Mein rosa gestreiftes Hemd sitzt eng und ist absolut angesagt. In jeder Londoner Schule wäre ich total hip. Aber hier, in einer kleinen Stadt am Rande von North Dartmoor, sehe ich aus wie ein Volltrottel.

    »Sasha Tavey ist wieder auf der Schule«, zirpt ein kleingewachsenes, molliges weiblichen Wesen in Zebrahosen.
    »Und was ist mit ihrem Kind?«, erwidert ihre Freundin, eine wohlgeformte Blondine in einem schleimfarbigen Pulli.
    »Ihre Mutter passt auf«, antwortet Zebra.
    »Die wird nicht mehr die alte sein«, warnt Sexy Schleim weise. »Keine Partys mehr. Dafür Hängetitten und Sabberlätzchen.«
    Die Mädchen kichern gemein.
    Auch das ist neu. Das klingt, als hätte sich außer mir noch jemand schändlich verhalten, obwohl das hier natürlich Fachoberschul-Schande ist, nicht zu vergleichen mit meiner Eliteschulen-Schande.
    Zebra kriegt mit, dass ich lausche, also lasse ich mich zurückfallen und meine Beetle-Black-Schuhe aufs Pflaster knallen. Als ich an ein paar Jungs vorbeigehe, die auf der Mauer vor dem Schulgebäude hocken, setze ich meine extra gelangweilte Miene auf. Sie verstummen. Ich vermeide den Augenkontakt mit ihnen, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, die Aufmerksamkeit des Feindes zu erregen. Ich habe schließlich nicht umsonst meine ganze Kindheit auf militärischem Terrain verbracht.
    Für Dad war mein Schulverweis die reinste Apokalypse.
    Ich sei mehr als eine Enttäuschung, hat er gebrüllt. Er sagte, mein Benehmen sei teuflisch und ich könne von Glück sagen, dass sie mich nicht in eine psychiatrische Klinik sperrten. Ich ließ alles über mich ergehen, ziemlich sicher, dass er sich bald beruhigen würde, wie sonst auch. Aber diesmal heizte er sich wie ein havarierter Atomreaktor immer weiter auf und dann beschloss er, sich meiner Bestrafung höchstpersönlich anzunehmen. Ich werde das jetzt nicht weiter vertiefen, sonst schaffe ich es nie durch diese Schwingtüren, von denen die Farbe abblättert.

    Ich bin drin. Ich laufe tatsächlich über den geriffelten Teppichboden.
    Ich gehöre nicht hierher. Das will ich herausschreien. Ich will allen, dem mausgrauen Mädchen in den blauen Shorts und dem kleinen Menschlein da vor dem Schwarzen Brett, dessen Hals aussieht wie ein leicht zu knickender Pflanzenstiel, und der behaarten Bibliothekarin, die wie eine Königin über den Korridor schreitet, all denen will ich erklären, dass ich EIGENTLICH mit der ersten Elf nach SÜDAFRIKA fahren, eisgekühlte Limo schlürfen und mich über Schweißflecken auf meinem weißen Hemd ärgern sollte.
    Ich donnere mit dem Fuß gegen die Wand, meine Knochen knirschen.
    Außer dem mausgrauen Mädchen hat das niemand bemerkt und die zupft sich am Damenbart und trippelt eilig den Korridor entlang. Jetzt tut mein Fuß weh. Humpelnd gehe ich weiter. Ich hoffe, ich sehe aus wie John Wayne, dernach hundert Meilen im Sattel ganz heiß ist auf einen Kampf.
    Der Schmerz pocht in meinen Zehen, aber er macht mir den Kopf frei. Ich bin schon den dritten Tag hintereinander in dieser Schule. Bislang wollte mich niemand umbringen oder mir Nachhilfe anbieten, niemand hat mich überfallen oder in die Arme schließen wollen.
    »Max Cosgrove.« Ein klotziger schwarzer Junge mit kurz geschorenen Haaren steht breit vor mir. Er grinst, als wäre er mein Lieblingsneffe. »Ich dachte doch, ich hätte dich gestern hier gesehen. Jetzt bist du wieder hier. Wieso?«
    Ich bleibe stehen, und da ich ein Mann mit Manieren bin, nehme ich meine Ohrstöpsel raus. Ich habe keine Ahnung, wer dieser aufdringliche Mensch ist. Er sieht nicht gewalttätig aus; er hat ein freundliches, offenes Gesicht. Aber wieso kennt der meinen Namen?
    WIESO KENNT DER MEINEN NAMEN?
    Was weiß der sonst noch?
    Der Junge lässt sich von meinem

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