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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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heißt, es wird scharf geschossen. Die Soldaten ziehen die Flaggen auf, damit keine Zivilisten in ihr Kreuzfeuer geraten.« Er hält inne. »Nachts warnen rote Leuchten und am Tag rote Flaggen. Merk dir das. Könnte dein Leben retten.«
    Natürlich weiß ich das alles. Ich lebe seit zwei Jahren am Rande des Moores und kenn mich in Sachen Armee besser aus als die meisten. Trotzdem bin ich dankbar für die Ablenkung, denn jetzt fährt der Donnerwagen mit seinen verräterischen Passagieren weiter.
    Aber als ich auf mein Klemmbrett gucke, verschwimmen alle Kritzeleien und Zahlen vor meinen Augen. Denn aus dem wegfahrenden Bus dringt Gebrüll und ein dumpfes Poltern. Sechs große Jungs schnallen ihre Gurte ab, drehen sich um und glotzen mich durchs Rückfenster an.
    »MAX MAX MAX MAX MAX.«
    »DER VERFOLGT UNS!«
    »BITTE, BRING UNS NICHT UM, MAX!«
    »EINSTEIGEN! SCHNELL EINSTEIGEN!«
    »DER TERRORIST VON DER RISINGS SCHLÄGT WIEDER ZU!«
    Ich schleudere mein Klemmbrett in ihre selbstgefälligen Affenfressen, aber der Bus beschleunigt plötzlich und meine Blätter platschen stattdessen an die Windschutzscheibe vom Punto einer alten Dame, die wütend auf ihre Hupe steigt.
    Levi packt mich am Ellbogen und führt mich den Bürgersteig runter. Alex bildet die Nachhut. Ich spüre seinen Atem im Nacken.
    »Ich hab’s versucht«, murmelte Alex.
    »Ich weiß«, sagt Levi. Er blickt mich an. »Mann, du stehst ja total unter Strom.«
    »Ich hab so meine lichten Momente«, erwidere ich und ziehe meine Warnweste aus. In einem Akt extremer Selbstbeherrschung werfe ich weder die Weste noch sonst irgendwas von der Brücke.
    »Darf ich fragen, was die gemeint haben?«, fragt Levi.
    Ich zucke die Achseln. »Typischer Risings-Humor.«
    Wir verlassen die Überführung und gehen über den Grünstreifen zurück in die Stadt. Die beiden haben von mir abgelassen und laufen vorneweg. Ich beobachte Alex.Er hat mir vorhin geholfen. Er hat gemerkt, dass ich irgendein Problem mit dem Donnerwagen hatte, und hat mir einen Grund gegeben, woanders hinzugucken. Warum hat er das für mich getan? Wir sind doch gar keine Kumpels?
    Egal. Das merke ich mir. Ich bin ihm was schuldig.

SASHA
    Eigentlich hätte Alex in der Schule Bevölkerungsstatistiken analysieren sollen, aber er ging nicht hin. Einen Tag wie diesen konnte er nicht in einem Gebäude verbringen. Es wehte ein sanfter Wind, der Himmel war blitzblau, er konnte unmöglich in einem stickigen Klassenzimmer schmoren, in dem es nach Fürzen und billigem Parfüm stank und wo durch die Klimaanlage gelegentlich noch Schwaden vom Frittierfett der Pommes aus der Cafeteria hereinströmten.
    Alex’ Dad arbeitete bei den Fasanen. Die Küken wurden in diversen großen Gehegen auf einer Wiese direkt hinter dem Haus gehalten.
    Alex ging mit Gaffer auf den Fersen den Weg entlang, der an der Hütte vorbei durch eine Allee aus Buchen, Eschen, Eichen und Brombeeren führte. Sein neues Quad hatte plötzlich Öl verloren. Jason reparierte es unten auf dem Stonebridge-Gut, also musste Alex laufen, wenn er irgendwohin wollte.
    »Meinst du, du kannst mithalten, alter Knochen?« Alex kraulte den Hund.
    Um ihn herum sangen Vögel. Alex brauchte zwanzig Minuten, bis er oben war. Hier lichtete sich der Wald. Ergelangte auf eine Weide voller Swaledale Schafe mit ihren Lämmern, die schon kräftig gewachsen waren und in der Sonne dösten. Alex erinnerte sich, wie diese kleinen Wesen im März bei bitterer Kälte unten auf dem Gut geboren worden waren, jeden Tag etwa fünfzig von ihnen. Wenige Stunden nach ihrer Geburt mussten sie hier hoch auf die eisige Weide, weil der Eigentümer des Guts, Tony Delaney, den Hof nicht auf den neuesten Stand gebracht hatte. Ihn interessierten nur die Fasane.
    Alex summte vor Freude, dass er einem Tag Paukerei entronnen war. Er hatte sein Gewehr umhängen und war auf der Suche nach Saatkrähen. Gaffer hatte Gewehrschüsse nie gemocht, was für einen Jagdhund etwas problematisch war. Aber er hatte im Laufe der Jahre dazugelernt. Den blechernen Knall eines Luftgewehrs konnte er inzwischen gut ertragen, doch sobald eine stärkere Waffe abgefeuert wurde, fing er nach wie vor an zu zittern. Alex vermutete, dass der alte Hund taub wurde und ihm die Befehle von den Lippen ablas.
    Es waren nirgends rote Fahnen zu sehen. Alex beschloss daher, den weiten Weg über den Belstone Hügel zu nehmen und unterwegs die Rabenfallen zu checken. Der Tag war so klar, dass er meilenweit würde gucken können.
    So

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