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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Waffen? Endlich waren sie fertig. Levi und er schaufelten Erde über die Stelle und zogen dann noch eine alte schwarzverdreckte Plane obendrüber.
    »Komm jetzt«, sagte er zu Levi. Levi warf einen letzten sehnsüchtigen Blick hinter sich, dann folgte er Alex hinaus ins Tageslicht. Auf dem Weg nach Hause fühlte sich Alex beobachtet. Hinter jedem Stein, hinter jedem Baum schien jemand zu lauern, der sie im Auge behielt.
    »Ich glaube, wir sollten das wirklich nicht gleich der Armee melden«, betonte Levi. »Die Gewehre könnten Teil eines offiziellen Manövers sein. Vielleicht sind sie ja weg,wenn wir später noch mal nachschauen. Außerdem will ich lieber nichts damit zu tun haben. Die würden sofort wissen wollen, was wir da zu suchen hatten.«
    Alex wollte auf keinen Fall dorthin zurück, nie wieder. Er merkte, dass er ebenso wütend wie ängstlich war. Wütend, dass jemand eine solche Gefahr in seine Welt brachte. Hier oben sollte man sicher sein.
    »Wirst du es deinem Vater erzählen?«, fragte Levi.
    »Ich weiß nicht.«
    »Ich finde, wir sollten die da einfach liegen lassen«, sagte Levi.
    »Ich dachte, du wolltest sie verkaufen?« Alex blickte seinen Freund von der Seite an.
    »Das war blöd. Vergessen wir das Ganze einfach.« Levi senkte den Kopf und marschierte weiter bis zur der Stelle, wo sie das Quad abgestellt hatten.
    Als die Jungen die Wildhüter-Kate erreichten, waren sie müde und hungrig. In den unteren Fenstern brannte Licht, im Radio plärrte irgendein blödsinniger Schlager. Alex seufzte tief vor Erleichterung, zerrte sich am Eingang die Stiefel von den Füßen und ging hinein. Levi folgte ihm, wobei er mit dem Kopf an den niedrigen Türrahmen stieß. Tim stand am Ausguss und schnitt mit seinem Federmesser Kartoffeln in Streifen. Alex starrte auf das Messer. Sollte er es Tim erzählen? Sein Vater würde entsetzt sein, wenn er erfuhr, dass sie militärisches Sperrgebiet betreten hatten.
    Alex schaute zu, wie Tim die Kartoffelstreifen ins heiße Fett schob. All das war normal: Dads Hammerdaumen (der wegen der Fehlzündung eines Gewehres vorne zweigeteilt war), der Geruch nach Pommes, die neuen Rattenfallen,die in der Ecke aufgestapelt waren, und Gaffer, der mit einem verdrehten Ohr neben dem Herd schnarchte. Alles normal und friedlich.
    Das durfte er nicht aufs Spiel setzen. Tim blickte auf und lächelte.
    »Ich wollte euch gerade einen Suchtrupp hinterherschicken. Deine Mutter hat angerufen, Levi. Ich habe gesagt, ich fahr dich nach Hause.« Er sah Alex an und sein Gesichtsausdruck veränderte sich. »Ist alles in Ordnung?«
    »Klar«, murmelte Alex. Seine Stimme klang gepresst.
    Wenig später, als Tim den Wagen im Hof wendete, tippte Alex Levi auf die Schulter.
    »Ich sage Dad nichts«, sagte er. »Aber du darfst auch keinem was erzählen. Gewehre sind gefährlich, klar? Die dürfen auf keinen Fall in falsche Hände geraten.«
    »Bleib locker«, sagte Levi. »Ich mach schon keinen Blödsinn.«

FRÜHSTÜCKS-RAP
    Ich sehe zu, wie Vater vom Grundstück fährt. Sein königsblauer Saab surrt über den Asphalt. Jeden Morgen dieselbe Prozedur. Um Punkt acht öffnet Vater die Haustür, durchquert den Vorgarten, geht zu seinem Auto und deponiert die edle braune Ledermappe mit seinen Initialen im Kofferraum. Setzt sich wie ein Roboter hinters Steuer, schaut in den Rückspiegel, leckt seinen Finger ab, glättet seine widerspenstigen Augenbrauen und fährt los. An diesem Ablauf ändert sich nie etwas. Wenn ich das sehe, würde ich am liebsten auf den Pause-Knopf drücken. Könnte er nicht ein Mal, ein Mal nur, am Ende der Einfahrt nach links abbiegen statt nach rechts? Oder könnte er nicht ein Mal stehen bleiben, seine Ledermappe ablegen, die Schuhe abstreifen und mit seinen nackten Alte-Männer-Füßen über das taunasse Gras laufen?
    Aber Vater weicht nicht von seinem Programm ab. Und sobald der letzte Stoß aus seinem Auspuff die Luft verschmutzt hat, höre ich Mutters Computer dudeln. Mutter wird jetzt zwei Stunden lang durch Chat-Rooms surfen, obwohl sie vorgibt, etwas anderes zu tun. Vater hat keine Ahnung vom Internet. Er sagt, es »reduziert alles aufs Banale«.Daher macht Mutter den Computer erst an, wenn sie sich hundertprozentig sicher ist, dass ihr Herr und Meister das Haus verlassen hat.
    Mein Vater sagt, ich könne mit ihm zur Schule fahren, aber ich werde nie wieder allein zu ihm ins Auto steigen. Das letzte Mal tat ich das vor vier Wochen, als er mich gegen meinen Willen zur

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