Bullet Boys
verbogenen Lauf. Aber die meisten Waffen wären, so nahm Alexan, nach einer gründlichen Reinigung durchaus einsatzfähig.
Zum Töten.
Levi grub immer weiter, Alex aber stand nur noch daneben und guckte zu.
»Vielleicht gehört das zu einer militärischen Übung«, sagte Levi und zog ein weiteres Waffenbündel an der Schnur aus dem Morast. »Trotzdem komisch.«
»Ich glaube, die Gewehre sind erst seit Kurzem hier«, sagte Alex. »Der Boden ist noch aufgewühlt. Aber so eingewickelt sind die schon seit Jahren, siehst du, wie die Schnur hier vergammelt ist?«
Wenn die Waffen Teil eines Manövers waren, warum wurden sie dann hier gelagert? Der Strangeways-Hof war kein gesichertes Gelände. Wenn die Gewehre in falsche Hände gerieten, konnte das katastrophale Folgen haben.
»Wir wissen ja nicht, ob sie wirklich erst seit Kurzem hier sind«, sagte Levi. »Vielleicht lagern sie schon ewig im Sumpf und niemand weiß mehr davon.«
Alex glaubte das nicht. Er war überzeugt, dass die Waffen nicht länger als zwei Monate dort lagen und dass sie bestimmt nicht vergessen worden waren.
»Vielleicht sind sie weggeworfen worden«, vermutete Levi. »Hier kommt noch eins – komm schon, hilf mir.« Aber Alex wurde die ganze Sache immer unheimlicher, er wollte die Dinger nicht mal mehr anfassen. Inzwischen hatten sie über dreißig Gewehre. Dreißig! Er wickelte ein Bündel aus und hielt ein schweres Gewehr in der Hand, schwarz vor Dreck und Öl. Wieder eine Kalaschnikow. Er spürte das Gewicht auf seinen Handflächen und ihm war, als kribbelten ihm die Finger. Er machte das Gewehr auf und fand zu seinemEntsetzen fünf Patronen im Magazin. Levi biss auf seinen Lippen herum und schaute zu, wie Alex das Magazin mit zitternden Händen sorgfältig auf den Boden entleerte. Mann! Eine geladene Waffe. Was zum Teufel war hier los?
»Wir sollten damit aufhören«, sagte er. »Das ist gefährlich.«
»Aber das sind achtunddreißig Gewehre«, schnaufte Levi. Er kniete auf dem morastigen Boden, sein Gesicht war dreckverschmiert, an seinen Händen klebte Schlamm. »Und da sind noch mehr, jede Menge mehr.« Er steckte den Stock tief ins Loch. »Ich kann sie fühlen.« Alex blickte auf den Stapel mit Waffen. Die Wände des Schuppens erschienen ihm noch wackliger als zuvor, das Dach schien zu schwanken. Alex ließ sich in die Hocke sinken.
»Wir müssen sie wieder zurücktun«, sagte er. »Es könnten noch mehr geladene dabei sein. Sie könnten versehentlich losgehen. Hör auf.« Levi hatte offensichtlich keinen Schimmer, wie gefährlich Waffen sein konnten.
Levi starrte ihn ungläubig an. »Sie zurücktun? Soll das ein Witz sein? Ich habe gerade Ewigkeiten damit zugebracht, sie rauszuholen.«
»Aber was willst du denn damit machen?«, fragte Alex.
Levi zuckte die Achseln. »So weit bin ich noch nicht, aber die Dinger müssen ein Vermögen wert sein. Oder? Du bist doch derjenige, der Ahnung von Waffen hat.«
Jetzt war es Alex, der die Achseln zuckte. »Mein Dad hat neulich eine ähnliche Waffe gekauft, eine gebrauchte Enfield 48, und die hat 2000 Pfund gekostet.«
Levi riss die Augen auf: »O Mann!«
»Aber die hier gehören nicht uns«, sagte Alex. »Die müssen der Armee gehören.«
»Aber sie sind herrenlos, vergessen, vielleicht wurden sie weggeschmissen«, sagte Levi und wischte sich Schlamm aus dem Gesicht.
»Oder jemand hat sie absichtlich versteckt«, sagte Alex. Er blickte hinaus in die sich wiegenden Bäume und den graublauen Himmel. Er war nervös. Wenn nun da draußen jemand war? Er musste an die frische Luft. Er kroch aus dem Schuppen hinaus, richtete sich auf und atmete dankbar die frische Luft ein. Hier draußen war die Welt ruhig und friedlich. Es liefen keine Irren herum, die nach ihren Gewehren suchten, es gab nur Bäume, Nebel, Sumpfgras und Himmel. Alex wusste nicht, was er tun sollte.
Levi hatte noch zwei Gewehre ausgegraben. Er wischte den Dreck von den Läufen.
»Pass bloß auf!«, fuhr ihn Alex an. »Halte immer, wirklich immer, die Mündung von dir weg. Und auch von anderen«, fügte er hinzu. Konnten diese Gewehre einer Terroristengruppe gehören? Er fragte sich, warum sie auf dem Strangeways-Hof vergraben wurden. Er zitterte. Hatte es mal einen großen Plan gegeben und irgendwas war schiefgegangen? Ein Komplott gegen die Armee, der fehlgeschlagen war? Mussten die Waffen deswegen im Schlamm versenkt werden?
»Wir müssen die Gewehre wieder zurücktun und dann müssen wir es der Polizei melden oder dem
Weitere Kostenlose Bücher