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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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unangenehmes Schweigen. Wenn Tim nicht die Vögel aufzöge, die Jagden organisierte, nicht das nötige Unterholz anpflanzte, nicht die Treiber zusammenholte, nicht die Ausrüstung in Schuss hielte und nicht für die Mahlzeiten sorgte, hätten Tonys Veranstaltungen nichtden Ruf, die besten Treibjagden in West County zu sein, das wussten alle. Tony besaß das Gut schon seit Jahren, war aber darauf angewiesen, dass Jason sich um die Landwirtschaft kümmerte und Tim sich um die Jagd. Dabei lag der Lohn, den er beiden zahlte, weit unter den Mindestsätzen.
    Tony atmete aus. Das Gute an ihm war, dass er nie lange wütend blieb.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Das war echt ein Schock. Ich komm hier raus und sehe, dass alle meine Vögel tot sind.«
    »Es gibt noch viele Tausend, die lebendig sind«, mischte sich Alex ein.
    »Uns gefällt das auch nicht«, sagte Tim und warf Alex einen Blick zu, der deutlich sagte: Halt die Klappe. »Wir gehen heute Nacht mit der Lampe auf die Jagd.«
    Tony nickte.
    Tim blickte Alex an. »Müsstest du nicht in der Schule sein?«
    »Ja«, seufzte Alex.
    »Na, dann bis später.«
    Missmutig ging Alex zum Haus, um sich Blut und Dreck von den Händen zu waschen. Er hörte, wie Tim die Polizeiwache anrief. Wenn er nachts jagen wollte, musste er das den örtlichen Behörden mitteilen, sodass sich niemand aufregte, wenn Schüsse fielen. Täte sowieso niemand, dachte Alex. In diesen Tagen wurde andauernd geballert. Heute flatterte die rote Fahne über dem Taw-Sumpf. Da war keine Ruhe zu erwarten.
    Alex holte sein Rad aus dem Schuppen und fuhr an den Fasanengehegen vorbei. Delaney stolzierte dort immer noch herum und telefonierte. Er würde bald wieder wegsein, er blieb nie lange. Alex brauchte fünfunddreißig Minuten für die fünf Meilen nach Hammerton. Er wusste und fürchtete, dass Levi ihn, sobald sie sich in der Schule trafen, wegen der Gewehre ansprechen würde. Alex meinte inzwischen, sie sollten der Polizei einen anonymen Hinweis geben. So brächte sie niemand mit den Gewehren in Verbindung. Und ihnen drohte keine Gefahr.

    Es war zehn nach zehn und Alex konnte nicht mehr stillsitzen. Er streckte die Beine aus, dann zog er sie wieder an. Er stellte sich vor, er wäre mit unsichtbarem Kleber an den Stuhl geklebt. Sturmhydrografen und Abflusssysteme von Flüssen interessierten ihn nicht im Geringsten.
    Levi versuchte Sasha zum Lachen zu bringen. Er hatte sich ein Gesicht auf die Fingerknöchel gemalt und ließ seine Finger über den Tisch tanzen. Und Max hatte sich mit seinem blöden Hut auf dem Kopf nach ganz hinten verzogen, guckte finster und furzte vor sich hin. Der Lehrer laberte und laberte.
    Alex wollte nach dem Unterricht schnell weg, aber kaum war die Stunde zu Ende, spürte er eine Hand auf der Schulter. Levi blickte ihn an, als hätte er was angestellt.
    »Wir müssen reden«, sagte er. »Es gibt was Neues.«
    Alex wusste sofort, worum es ging. Sie liefen durch den heißen Flur und klapperten die Betonstufen zur Wiese runter.
    Max tänzelte neben ihnen her und grinste bedeutungsvoll.
    »Du hast es ihm doch nicht etwa gesagt?«, fragte Alex.
    Levi guckte schuldbewusst. »Ich habe ihm alles erzählt.« Er vergewisserte sich, dass ihm niemand sonst zuhörte, undflüsterte: »Du bist mir dauernd ausgewichen. Ich musste mit jemandem reden.«
    Alex konnte nicht glauben, dass Levi ausgerechnet Max eingeweiht hatte.
    »Hör mal, das kann doch richtig cool werden«, mischte sich Max ein. »Ich wette, dass wir die Gewehre irgendwie verkaufen können.«
    »Was? Du bist siebzehn Jahre alt, Max. Wirst noch von deiner Mama gefüttert. Du bist kein internationaler Waffenhändler.«
    »Was nicht ist, kann ja noch werden«, sagte Max. »Wir müssen einfach die Waffen woanders hinbringen.«
    »Wie bitte?« Alex spürte blanke Panik in sich aufsteigen. »Dich geht das gar nichts an.« Er wollte Max nicht dabeihaben.
    »Wenn wir alle Gewehre in ein neues Versteck bringen, können wir in Ruhe überlegen, was wir tun«, sagte Max. »Auch wenn das Jahre dauert. Eines Tages, da fällt uns was ein und dann haben wir alle einen Haufen Geld.«
    »Aber es handelt sich um Gewehre«, protestierte Alex. »Die sind dazu da, Leute zu Krüppeln zu machen oder zu töten. Das sind keine Spielsachen, die du bei eBay verkloppen kannst. Wem willst du die denn verkaufen?«
    »Das spielt doch jetzt keine Rolle«, sagte Max.
    »Tut es wohl«, sagte Alex.
    »Wichtig ist, dass wir sie verstecken«, fuhr Max fort. »Jetzt weiß

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