Bullet Catcher 1: Alex
eine Waffe auf sie richten.
Doch hinter Jessicas BMW stand nur ein kleiner Geländewagen, aus dem zwei Männer sprangen. Einer rannte auf sie zu, und der andere, ein wahrer Koloss, ging mit raschen Schritten zum verbrannten Wagen.
Jazz blinzelte durch den Rauch, der Gestank nach Benzin und verkohltem Leder verursachte ihr Schwindelgefühle. Warum stand Alex immer noch am selben Ort? Warum lief er nicht fort oder erschoss den großen Blonden, der auf sie zukam?
»Wusste ich doch, dass wir dich hier finden«, sagte der Mann mit einem schiefen Lächeln.
Alex seufzte. »Verdammt! Ich hasse es, wenn jemand schlauer ist als ich.«
Der Mann am Wagen sah auf und schnaubte. »Ist ja nicht gerade schwer.«
In Alex’ Augen schwelte es mindestens ebenso heftig wie in den Überresten des BMW . »Leck mich, Roper! Weg hier. Und zwar schnell.«
11
Noch nie war etwas so dermaßen fehl am Platz gewesen wie der große, böse Mad Max Roper auf einem weißen Kanapee mit dem Schriftzug des Delano Hotels. Das zierliche Möbel war offensichtlich dafür gemacht, einem der allgegenwärtigen brasilianischen Supermodels als Sitzgelegenheit zu dienen, nicht einem früheren Spürhund der Drogenfahndung, der angeblich mit der bloßen Hand einem Drogenboss des Cali-Kartells den Schädel zerquetscht hatte.
Alex schaltete sich wieder in das höchst angeregte Gespräch ein, das Dan mit Jazz führte. Es hatte ihn nicht besonders überrascht, dass die zwei sich aufführten, als hätten sie ihren verloren geglaubten Zwilling wiedergefunden. Beide verfügten über einen messerscharfen Verstand, wollten alles ganz genau wissen und kauten wie Bulldoggen so lange auf einem Knochen herum, bis nichts mehr davon übrig war.
»Aber das ergibt keinen Sinn«, beharrte Jazz und setzte sich auf ihre bloßen Füße. »Wer hat den Wagen in die Luft gejagt?«
»Jemand, der wusste, wie man aus Kaliumpermanganat und Benzin eine Rohrbombe bastelt«, sagte Dan, »und dann ein paar Jungs Geld gegeben hat, um sie im Wagen anzubringen und scharf zu stellen.«
»Ich will wissen, wer es war und warum er das getan hat«, sagte Jazz. »Und was das alles mit meiner Schwester zu tun hat.«
»Das wollen wir alle«, versicherte ihr Alex. Sie sprühte vor Energie; er hätte schwören können, dass der Kampf gegen Verbrechen und Tod sie geradezu beflügelte. Ein Blick zu Dan und Max bestätigte seine Vermutung – die zwei Männer hatten Jazz seit zwei Stunden nicht mehr aus den Augen gelassen.
Was ihm überhaupt nicht gefiel.
»Vielleicht ist es eine ganz einfache Sache«, warf Dan ein. »Desirée ist tatsächlich Jessicas Quelle, und irgendwer möchte nicht, dass sie mit den Medien redet. Die Rohrbombe sollte eine Warnung sein.«
Jazz sah Alex an. »Schöne Warnung. Wir hätten tot sein können.«
Alex gab seine betont lässige Haltung auf und stieß sich von der Wand ab. Sie hatten genug geredet, und die beiden hatten Jazz genug angestarrt. »Wir brauchen einen Plan. Wir sollten uns aufteilen, um endlich Land zu gewinnen. Ihr sucht alle Personen aus Jessicas Adressbuch auf, die nichts mit dem Fernsehsender zu tun haben. Jazz und ich kümmern uns um die Kollegen.«
Max hob die Hand. »Moment mal, Romero. Lucy hat sehr deutlich gemacht, was sie von dir erwartet: Du bist nur der Bodyguard.«
Alex ballte die Fäuste.
Dan beugte sich vor. »Will sagen, du bist der Experte für Personensicherung, Alex. Jazz braucht dich jetzt mehr denn je. Wir kümmern uns um die Nachforschungen. Du ziehst den Kopf ein, tauchst unter und hältst Jazz von allen Gefahren fern.« Er schenkte Jazz sein warmherziges, jungenhaftes Lächeln, das er schon sein Leben lang erfolgreich einsetzte.
»Sie dürfen das Haus in Coral Gables nicht verlassen, Jazz«, sagte Max. »Jessica steht offensichtlich auf der Abschussliste, und Sie sehen nun mal ganz genauso aus wie sie. Äußerste Vorsicht ist geboten.« Der normalerweise grimmige Ausdruck eines Rottweilers war aus seinem Gesicht verschwunden, Max glich auf verblüffende Weise einem Schoßhündchen – dem Alex am liebsten die Fresse poliert hätte.
Jazz schoss vom Sofa hoch und starrte Max an. »Kommt nicht infrage, Alter.« Alter? Alex und Dan sahen sich kurz ungläubig an. »Ich werde mich nicht verstecken, solange meine Schwester verschwunden ist. Ich kann jede Menge Informationen beschaffen. Warten würde mich wahnsinnig machen.« Sie sah Alex an.
Er würde auch wahnsinnig werden. Allerdings aus ganz anderen Gründen. Dennoch hatte
Weitere Kostenlose Bücher