Bullet Catcher 2: Max
nehme den SUV.« Er nahm die Einkaufsliste und zwinkerte ihr zu. »Diesmal.«
Sie hörte, wie er abfuhr, und steuerte die Hintertreppe an. Als Erstes würde sie ein Bad nehmen und dann mit einem Glas Pinot in den Turm hochgehen, zu ihrem Geheimplatz, um ein bisschen zu trauern, weil Max nicht mitgekommen war.
Auf dem Weg ins Schlafzimmer kam sie am Wohnzimmer vorbei, das sie als Büro für William eingerichtet hatte. Die warme Nachmittagssonne, die sich über den antiken Eichenschreibtisch ergoss, zog sie magisch an, und sie betrat den Raum. Sie fuhr mit den Fingern über die abgerundeten Kanten des massiven Tisches und zog dabei dünne Spuren in die feine Staubschicht.
William war selten hier gewesen, außer ein paarmal, als das Grundstück in Petaluma zum Verkauf anstand. Etwa sechs Wochen vor seinem Tod war er mit Giff zusammen zu einer Sitzung des Stadtrats hergekommen.
Zumindest, dachte Cori und verspürte einen Stich im Herzen, hatte er gesagt , dass er mit Giff hier war. Sie schloss die Augen und zog den Schreibtischstuhl zurück. Es wollte ihr noch immer nicht in den Kopf gehen, dass William sie betrogen haben sollte. Das war so jenseits von allem Vorstellbaren – andererseits waren die Beweise auf der Jacht nicht zu leugnen.
Gab es vielleicht noch andere Hinweise auf Untreue?
Sie riss die Schublade auf, mit angehaltenem Atem, als könnte sie einen Brief, ein Foto oder einen verdächtigen Kreditkartenbeleg finden. Einen jener typischen Beweise, durch die Frauen erfuhren, dass ihre Männer Schweine waren.
Doch sie fand nichts außer Stiften, einem Taschenrechner und ein wenig Kleingeld. Unter einem Schreibblock lag ein kleiner silberner Schlüsselanhänger ohne Schlüssel. Oder nein, das war gar kein Schlüsselanhänger. Es war ein Speichermedium – ein USB-Stick. Die Stirn in Falten gelegt, betastete sie das Ding. Es gab keinen Computer im Haus. Wenn sie herkamen, brachten sie Laptops mit, und sie hatten auch keinen Internetanschluss legen lassen. Es sollte eine echte Zuflucht sein.
Aber das Internet brauchte Cori auch nicht, um herauszufinden, was auf diesem Stick war. In wenigen Minuten hatte sie ihren Laptop auf das Bett gestellt und hochgefahren. Sie steckte den USB-Speicher ein und rief die Dateien auf, ohne recht zu wissen, was sie erwartete.
Vielleicht etwas Belastendes. Vielleicht auch etwas Entlastendes. Irgendetwas, in dem sie den Mann wiedererkannte, den sie zu kennen glaubte.
Die Datei hieß »PC Subs«. Nach zwei Klicks war ihr klar, dass es um die Subunternehmer des Petaluma-Projekts ging. Ihr Herz wurde schwer vor Enttäuschung.
Sie ließ ihren Blick über den Bildschirm flattern, aber von den Namen kam ihr kein einziger bekannt vor. Genau genommen, waren die Firmen gar nicht namentlich erwähnt, nur ihr Einsatzgebiet. Das war seltsam. Da gab es Hersteller von Dichtungsfolien, Fensterbauer, Asphalt- und Betonlieferanten, Bodenleger, Beleuchter …
Jetzt schon? Das Grundstück war doch gerade erst erschlossen worden. Es würde noch Monate dauern, bis man für Lampen Angebote einholen musste.
Sie klickte weiter. Von wegen Angebote, diese Arbeiten hier waren alle schon bezahlt . Cori warf einen schnellen Blick auf die Zahlungstermine. Manche datierten bereits ein Jahr zurück. So etwas gab es im Baugewerbe nicht, das war Wahnsinn. Wie konnte das sein?
Die Antwort musste vor Ort auf der Baustelle zu finden sein. Cori zog den Stick aus dem Laptop, ohne die Datei vorher zu schließen, stand auf und sah aus dem Fenster auf die Auffahrt. Chase würde noch eine Weile weg sein. Und wenn sie mit einem großen, gefährlich aussehenden Bodyguard aufkreuzte, wüsste sofort jeder, wer sie war. Nein, sie musste allein dort hin, und zwar so schnell wie möglich – ehe irgendjemand bei Peyton erfuhr, wo sie war, und den Vorarbeiter informierte. Sie musste herausfinden, was in diesem zukünftigen Einkaufszentrum los war und warum ihre Firma Subunternehmer bezahlte, ehe die überhaupt einen Finger gekrümmt hatten.
Bis Chase Ryker bemerkte, dass sie weg war, wäre sie auf halbem Weg nach Petaluma. Aber dann würde er sich Sorgen machen und Max anrufen, sie würden sie als vermisst melden und mit Helikoptern und einem ganzen Bullet-Catcher-Team die Hügel von Healdsburg durchkämmen.
Sie nahm einen Zettel und schrieb darauf: »Bin bei den Nachbarn. Komme bald zurück.« Autoschlüssel und USB-Stick in der Tasche, marschierte sie in die Garage, wo Williams Porsche Carrera stand.
An der Baustelle
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