Bullet Catcher 3: Johnny
«
»Ein Auge auf Sage zu haben .«
»Als ihr Bodyguard ?«
»Nicht offiziell .«
Ein Umzugslaster fuhr heran und bremste vor Sages Haus. Ohne nachzudenken, stand Johnny auf und trat ans Geländer, von wo er die Eingangstür sehen konnte.
»Ich möchte, dass du deine Tarnung beibehältst und noch ein Weilchen auf sie aufpasst .«
Der Lastwagen bog in die Querstraße ein, und der Blick auf die Tür war wieder frei. Johnny fasste mit der freien Hand an das kalte Metallgeländer. »Dann bin ich also für sie weiterhin ein Retter von der Abenteuerwebsite. Du hast nicht zufällig eine Idee, unter welchem Vorwand ich auf sie aufpassen könnte ?«
»Denk dir was aus, um in ihrer Nähe sein zu können .«
»Ach, Luce, ich weiß nicht, ob sie so erpicht darauf ist, sich mit einem Callboy abzugeben .« Ganz zu schweigen davon, was ihr Freund, derjenige, der ihren Schutz bezahlte, von seinen Ablenkungsmanövern oder Sages Interviewtechniken halten würde.
»Da baue ich ganz auf deine Kreativität, Johnny. Auf deine Überzeugungskraft und deinen Charme. Tu, was nötig ist, um sie zu beschützen, bis sie ihren Plan aufgibt .«
Die schwere Eingangstür aus Holz und Glas von Sages Haus schwang auf, und eine Frau trat heraus. Sie trug einen langen schwarzen Pullover, einen leuchtend pinken Schal, schwarze Hosen und schwarze Stiefel. Ihr honigblondes Haar fiel ihr über die Schultern, und er erinnerte sich noch genau, wie es sich anfühlte, wie es duftete – als hätte sie es mit Mangoextrakt gewaschen.
»Kreativ, überzeugend und charmant sein – das kann ich, Luce « , sagte er und war selbst überrascht über die Vorfreude, die er plötzlich empfand.
Sage bog in die Charles Street ein und entfernte sich dabei von dem Balkon, auf dem er stand. Mit einem Blick erfasste er die Umgebung, zählte Fußgänger, registrierte einen Fahrradboten und einen Lieferwagen, der einen gerade frei gewordenen Eckparkplatz ansteuerte.
»Worauf genau soll ich achten ?«
»Schwierigkeiten. Ich möchte, dass ihr kein Haar gekrümmt wird. Tu, was du tun musst !«
Er konzentrierte sich auf den dunklen Transporter und entdeckte, dass die hintere Stoßstange leicht beschädigt war und herabhing. Das hatte er schon einmal gesehen. Gestern Abend.
Ein Mann mit einer blauer Baseballkappe und einem unförmigen Mantel erschien auf der anderen Seite des Wagens. War er soeben erst ausgestiegen, oder war er schon auf der Straße gewesen, und Johnny hatte ihn übersehen?
»Ich bin an ihr dran, Luce .« Er klappte das Telefon zu und nahm seine Zielperson ins Visier, die jetzt zwanzig Schritte hinter Sage lief. Der Fahrer saß noch im Wagen.
Zwei Sekunden später eilte Johnny die Treppe auf die Straße hinunter. Mit einem Mal war er froh über die Waffe, die er zusammen mit dem Halfter aus dem Hotel mitgenommen hatte, nachdem er geduscht und sich umgezogen hatte.
Als er die Tür aufstieß und auf das Kopfsteinpflaster hinaustrat, war Sage aus seinem Blickfeld verschwunden. Der Typ mit der Kappe war noch zu sehen, aber die Sonne spiegelte sich in den dunklen Scheiben des Transporters, sodass nicht zu erkennen war, ob der Fahrer noch am Steuer saß.
Ob sie sich schon wieder für eine neue Entführung angemeldet hatte? Nein. Nicht innerhalb von vier Stunden. Unmöglich.
Als er an dem Transporter vorbeikam, zog er den Kopf ein und verbarg sein Gesicht im Kragen seiner Jacke.
Der Motor lief, und es saß tatsächlich jemand auf dem Fahrersitz. Das Licht blendete zwar, aber er konnte die Umrisse eines vorgebeugten Kopfes erkennen. Der Kiefer bewegte sich. Jetzt klappte fünfzig Meter vor ihnen der Typ mit der Kappe sein Handy auf, genau in dem Moment, als eine Gestalt in Schwarz-Pink die Straße überquerte.
Als die Kappe plötzlich die Richtung wechselte und sich quer über die Straße bewegte und gleichzeitig der Transporter auf die Kreuzung zusteuerte, war Johnny klar, dass die beiden in Verbindung standen.
Über kreative Lösungen und überzeugenden Charme würde er sich später Gedanken machen. Jetzt würde er erst einmal seine Klientin beschützen, ob sie wollte oder nicht.
5
Sage war auf dem Weg zur U-Bahn-Station in der Charles Street. Da die meisten Pendler um halb acht Uhr morgens in die entgegengesetzte Richtung fuhren, würde sie zum Verlag des Boston Living- Magazins wahrscheinlich nicht lange brauchen und längst in der Lobby warten, wenn Eric Zellman um halb neun zur Arbeit erschien.
Sie hoffte, dass der viel beschäftigte
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