Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bullet Catcher - Ben

Bullet Catcher - Ben

Titel: Bullet Catcher - Ben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
Vom Netzwerk:
Und warum?
    Nur ganz wenige Menschen wussten überhaupt, dass sie Black Cherries zog. Doch auf über zwanzig Hektar Blumenbeeten hatte irgendjemand die einzigen Blüten gefunden, die hundert Dollar das Dutzend wert waren – und sie vernichtet.
    Dass ihr ein solches Unrecht angetan worden war, ließ Callie bis in ihre Gummistiefel erbeben. Ohne diese Quelle zusätzlichen Einkommens – das sie sorgfältig vor den Wölfen verborgen hatte, die mit Stapeln unbezahlter Rechnungen zwischen den Zähnen an ihrer Tür klopften – konnte sie nicht einmal im Traum daran denken, Granny Belles einzige und letzte Bitte zu erfüllen.
    Das hier würde sich nicht so bald klären lassen. Und was die Antworten betraf, nach denen Callie sich sehnte … nun, es sah so aus, als sei jede Chance darauf, sie zu finden, zusammen mit den Rosen zerstört worden.
    Gerade als ihr Tränen in die Augen stiegen, hörte sie einen Automotor und das Knirschen von Reifen, die sich in die geschotterte Einfahrt gruben. Gott, sie hoffte, dass das ein Kunde war, der ihr selbstgemachtes Schild auf dem Highway gesehen hatte. Aber so wie die Dinge heute liefen, war es wahrscheinlich nur ein verirrter Tourist, der versuchte, den Weg nach
Disney World
zu finden.
    Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schob sie unter ihre Baseballkappe, wobei sie ihre Wange mit Schlamm beschmierte. Mit einem letzten Blick auf die verstümmelten Rosensträucher zog sie ihre abgeschnittene Latzhose hoch und machte sich auf den Weg zu dem Schuppen, der ihr als Laden diente. Sie versuchte, nicht daran zu denken, wie lange sie brauchen würde, um den Verlust wieder hereinzuholen.
    Sie horchte, ob jemand nach ihr rief, wie es ihre Stammkunden taten, wenn sie bei den Beeten war. Als sie nichts hörte, beschleunigte sie ihren Schritt und zupfte an dem dünnen Tanktop, das ihr aufgrund der brutalen Sonne Floridas bereits auf der Haut klebte.
    Geh nicht weg, geh nicht weg,
flehte sie stumm. Jeder Penny zählte jetzt.
    Als sie den Pinienhain umrundete, entdeckte sie eine elegante, graue Limousine, die wahrscheinlich mehr wert war als die Hypothek auf ihrer Gärtnerei. Also definitiv verirrte Touristen. Bring sie zu einem Mitleidskauf, würde Granny Belle sagen. Heute brauchte sie Einnahmen
und
das Mitleid.
    Der Wagen war leer, daher wischte sie sich noch mehr Dreck von ihren Fingern und ihrem Gesicht und streckte die Hand nach dem verrosteten Türgriff der Ladentür aus. Sie öffnete den Mund zu einem Gruß – doch dann stockte ihr der Atem.
    Beim Anblick des Mannes hinter der Theke klappte ihr Kiefer nach unten; er wühlte in ihrer Kasse mit Quittungen, als sei sie eine Keksdose und er am Verhungern.
    Noch
ein verdammter Dieb?
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie scharf, die Hand am Türgriff, für den Fall, dass sie ins Haus rennen und ihr Gewehr holen musste.
    »Jesus Christus.« Er drehte ein gelbes Stück Papier um und warf es beiseite, ohne aufzuschauen.
    »Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, war ER nicht da drin.« Wow, der Typ war ein ansehnlicher Bursche. Eins fünfundachtzig und locker hundert Kilo schwer. Sie stand zaudernd in der Tür und wappnete sich dafür, wegzurennen, doch sie war seltsam gebannt von seiner Kühnheit und Größe.
    »Das hier sind die beschissensten Geschäftsunterlagen, die ich je in meinem Leben gesehen habe.« Er klatschte ein Bündel ihrer handgeschriebenen Quittungen auf die Theke und wühlte weiter. »Wir schreiben das einundzwanzigste Jahrhundert. Wer führt noch so seine Bücher?« Er warf ihr einen Blick über seine Schulter zu.
    »Ich.« Es war ein kleines Wunder, dass sie das Wort überhaupt herausbekommen hatte. Denn in der Spanne einer einzigen Sekunde und aufgrund eines einzigen flüchtigen Blicks von ihm war jeder Gedanke in ihrem Kopf wie ausradiert. Schock und Entsetzen über seine Dreistigkeit wären schon genug gewesen, um sie aus der Fassung zu bringen, aber … dieses … Gesicht. Er war anders als alle Männer, die sie je gesehen hatte. Jedenfalls hier, in dem ländlichen Fleckchen halb vertrockneter Felder, auch bekannt als Madison County, Florida.
    Sein Haar, schwarz wie die Nacht, fiel ihm ins Gesicht. Seine Augen, noch schwärzer und umrahmt von kohlefarbenen Wimpern, bohrten ein Loch durch sie hindurch direkt in ihre Seele. Harte, unversöhnliche, kantige Züge waren übertüncht von einem ein oder zwei Tage alten Bartschatten und rahmten einen Mund ein, der gewiss für nichts anderes auf dieser Erde war

Weitere Kostenlose Bücher