Bullet Catcher: Jack (German Edition)
helfen sollen, zwei Verwundete hochzuholen, und zwar schnell! Und hol Lucy!«
Jack machte sich auf den Weg zurück in den Keller. Als er unten ankam, stellte er fest, dass das Wasser Higgie inzwischen bis zur Hüfte reichte. Er musste ihn vom Boden wegholen, damit seine Wunde nicht nass wurde, und ihm ein paar Antworten abringen. Dann würde sich herausstellen, ob der Schweinehund es verdiente, am Leben zu bleiben.
Lucy sah zu, wie Marilee einen Schalter nach dem anderen umlegte.
Die Frau des Richters hatte ihr Angebot nie wirklich ernst gemeint. Sie hatte nur zeigen wollen, dass sie am längeren Hebel saß.
»Es wird nicht lange dauern, bis der Tunnel mit Wasser aus dem Sumpf vollgelaufen ist. Ich habe praktisch alle Schleusen geöffnet. Jammerschade, dass dabei all die wertvollen Dokumente ruiniert werden«, sagte sie, und Lucy, die sie inzwischen gut in der Dunkelheit erkennen konnte, las das Missfallen in ihrer Miene. »Aber ich denke, ich kann Spessards Archiv auch so eröffnen, wenn es sein muss. Und selbst wenn er nicht lebend da unten rauskommt, wird sein Ruf unangetastet sein.«
Sie legte die letzten beiden Schalter um. »Am Ende ist es doch genau das, was von einem Menschen übrig bleibt, wissen Sie …«
Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie.
»Ich bin’s, Owen. Ich hab hier jemand für Sie, Mrs Higgins.«
Jack? Lucys Herz zog sich zusammen, als der Türriegel beiseitegeschoben wurde und sich die Tür öffnete.
Dann aber war Marilee diejenige, die nach Luft rang, als Owen hereinkam und eine Frau vor sich herstieß, mit der gleichen Brutalität wie bei Lucy.
Offen schockiert über Kristens Anblick taumelte Marilee rücklings. »Lassen Sie sie los, Owen!«
Mit einem provokanten Blick auf Lucy gehorchte er.
»Ich bin nicht tot, Tante Marilee«, sagte Kristen mit einem Leuchten in ihren blauen Augen. »Mir ist klar, dass das ein Schock für dich sein muss, aber ich hatte keine andere Wahl …« Sie blickte zu Boden und entdeckte Lucy, doch im selben Moment schlug Owen die Tür zu, sodass wieder Finsternis im Raum herrschte.
»Hey! Was ist hier los?«, wollte Kristen wissen.
»Du solltest tot sein«, sagte Marilee kalt.
»Das versuche ich dir doch gerade zu erklären«, sagte Kristen. »Ich lebe.«
»Dann müssen wir das korrigieren.«
Owens Handy läutete, und Lucy erkannte Roman Scotts Klingelton. Die Bullet Catcher hatten untereinander jedem eine eigene Erkennungsmelodie zugeordnet, damit sie sofort wussten, wer anrief, auch ohne auf das Display zu sehen.
Steckte Roman etwa auch mit drin? Verzweifelt schloss Lucy die Augen.
»Nein, sorry, ich hab sie nicht gesehen«, sagte Owen. Offenbar sprachen sie über sie, das hieß, dass Roman nicht abtrünnig geworden war.
»Sie könnte überall sein«, sagte Owen abwehrend. »Das Letzte, was ich weiß, ist, dass sie mit Jack irgendwohin wollte.«
Wieso war ihr diese arrogante Falschheit an diesem Typen nie aufgefallen? Oder verhielt er sich erst jetzt so, weil er annahm, dass sie sowieso so gut wie tot war und es nicht mehr darauf ankam?
»Ich sollte nicht mitkommen. Lucy hat mir gesagt, ich soll in Siebens Büro bleiben, und da bin ich jetzt noch.« Sein gespielter aufgeregter Tonfall ließ ihr die Galle hochsteigen. Wie auch immer das hier für sie ausging – ihre Männer würden die Sache aufklären.
Und dann würden sie ihn jagen und in Stücke reißen. Wäre schön, wenn sie dabei sein könnte.
»Fahren Sie mit Kristen in den Sumpf raus«, sagte Marilee seelenruhig, als er aufgelegt hatte. »Knapp einen Kilometer von hier ist eine Insel mitten im Fluss. Töten Sie sie, und lassen Sie die Alligatoren den Rest besorgen. Los, machen Sie schon!«
Owen drehte Kristen den Arm auf den Rücken und zog sie an sich, um ihr die Waffe an die Schläfe zu halten. Als er mit ihr durch die Tür trat, erkannte Lucy, dass Marilee tatsächlich eine Pistole hielt. Eine kleine handliche Raven P25, die ihr bestens vertraut in der Hand zu liegen schien.
Genau das Modell, mit dem Wanda Sloane getötet worden war.
Jede Wette, dass es sogar dieselbe Waffe war.
Sie blickte auf die Schalterkonsole. Würde Jack sterben, ohne die Wahrheit zu erfahren? Oder war er vielleicht schon tot?
Ihr Herz verkrampfte sich, als ein Gedanke sie mit grausamer Härte traf. Es würde genauso kommen wie damals bei Cilla.
Wieder verlor sie den einzigen Menschen auf der Welt, den sie wirklich liebte.
Die Wunde war nicht tödlich, das sah Jack auf den ersten Blick. Doch Higgie
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