Bullet Catcher: Jack (German Edition)
der Hand durch das Haar. »Ich muss aufs Neue überlegen, wie wir diesen Mann loswerden, und dafür sorgen, dass dir nichts passieren kann. Das ist das Wichtigste auf der Welt.«
Der zärtliche Ton in seiner Stimme rührte sie. Ihr Bruder würde alles riskieren, um ihr Leben zu schützen, und seine Pläne wurden immer wahnwitziger und ausgeklügelter – und gefährlicher.
Aber sie hatte sonst niemanden, dem sie trauen konnte. Sobald irgendjemand herausfand, wer sie war, bestand die Gefahr, dass der Mann davon erfuhr, der ihren Tod wollte. Selbst ihrer Mutter konnte sie nicht trauen.
»Wir sollten abhauen, am besten an die Westküste. Du könntest in Los Angeles an deiner Filmkarriere arbeiten, wie du das immer wolltest.«
»Wir brauchen Geld, K. Außerdem, ich dachte immer, du wolltest in Montana leben«, fügte er rasch hinzu.
»Weil ich denke, dass man da in der Abgeschiedenheit am sichersten ist.« Sie verschränkte ihre Arme und versuchte, das Gefühl der Mutlosigkeit abzuschütteln, das sie nicht mehr loswurde, seit sie Spessard Higgins mit der Wahrheit konfrontiert hatte … und zwei Stunden später mit einem Messer attackiert worden war.
Gottlob war genau im richtigen Moment ihr Bruder aufgetaucht. Und seither tat er alles, um sie zu beschützen.
»Mir fällt außerdem immer wieder etwas Neues ein. Heute in der Wohnung hatte ich die Idee zu etwas ganz Großem. Der perfekte Plan.«
»Oh-oh.« Sie lächelte. »Allmählich machst du mir Angst.«
»Ich mein’s ernst. Ich weiß, wie ich an das nötige Geld komme, und während wir darauf warten, dass …« Seine Augen weiteten sich, und sie konnte förmlich zusehen, wie die Maschine in seinem Hirn arbeitete. »Wir müssen den Kerl irgendwie im Auge behalten, damit er sich nicht in deine Nähe wagt.« Er bog auf den Parkplatz des Red Roof Inn ein.
»Theo, wenn er merkt, dass du dahintersteckst, wird er sofort eine Verbindung zu mir herstellen und am Ende merken, dass ich gar nicht tot bin. Er weiß, womit du dein Geld verdienst.«
»Womit ich es verdient habe.«
Er hätte seinen Job ja nicht aufgeben müssen, dachte sie, ließ es aber dabei bewenden. »Der Mann ist extrem einflussreich. Er kann für Geld alles möglich machen – das hat er ja wohl schon bewiesen.«
»Aber jetzt ist er geschwächt.«
Sie musterte das Gesicht ihres Bruders im Schein der Armaturenbrettbeleuchtung. »Ich finde immer noch, wir sollten lieber fliehen als versuchen, ihn umzubringen.«
Mit finsterem Blick wandte er sich zu ihr. »Ich will nicht den Rest meines Lebens damit verbringen, mir über dich Sorgen zu machen. Er will dich tot sehen.«
Sie schluckte und sah aus dem Fenster. Sie war tot. Die Erkenntnis traf sie jedes Mal aufs Neue mit voller Wucht.
»Keine Angst, Prinzessin«, sagte er und tätschelte ihr Bein.
Gereizt rückte sie von ihm ab. Sie hasste diesen überheblichen Tonfall und den Spitznamen. »Hör auf, mich so zu nennen, Theo! Ich bin jetzt Jennifer Miller.« Sie schloss die Augen und lehnte ihren Kopf an. »Kristen Jeanne Carpenter ist tot.«
»Dank mir.«
»Ja«, sagte sie. »Dank dir.«
Theo hatte sämtliche Kontakte beim Justizministerium und der Sozialversicherungsbehörde genutzt, um ihr altes Leben auszulöschen, damit sie überleben konnte. Er hatte große Erfahrung mit Zeugenschutzprogrammen, und nachdem ihr zweimal in zwei Tagen jemand nach dem Leben getrachtet hatte, war ihr seine Idee brillant erschienen. Inzwischen war sie nicht mehr so sicher.
»Bist du denn nicht froh, dass ich dich heute Abend dorthin geschickt habe?«, fragte er.
»Nein.«
»Na komm, du kannst dich frei in der Öffentlichkeit bewegen, ohne erkannt zu werden! Das war der entscheidende Durchbruch. Ich bin richtig froh, dass du dort warst.« Er lächelte sie an. »Richtig froh.«
»Etwas total Absurdes ist passiert«, sagte sie. »Ich habe eine Frau gesehen, die genauso aussah wie ich. Das war so was von verrückt.«
»Weißt du«, sagte er von oben herab. »Irgendwie sehen sich die meisten Menschen ähnlich. Deshalb solltest du auch nicht ausrasten, wenn dich jemand mit Kristen anspricht. Du musst demjenigen dann einfach nur direkt in die Augen sehen und sagen: ›Sie müssen mich mit jemandem verwechseln. Ich bin Jennifer Miller.‹«
»Aber ihr Gesicht, es war … ich weiß nicht. Ich hatte eine Gänsehaut, keine Ahnung, warum. Es war, als würde … als würde ich sie kennen.«
»Du bist jetzt verängstigt und überempfindlich«, sagte er und stellte den
Weitere Kostenlose Bücher