Bullet Catcher: Jack (German Edition)
»Ich sehe aus, als wäre zweimal ein Truck über mich gefahren, nur um sicherzugehen, dass ich auch wirklich tot bin«, sagte er in dem für die Gegend typischen gedehnten South-Carolina-Slang.
»Nun, Sie sind nicht tot«, erwiderte Lucy nüchtern. »Und ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass das auch so bleibt.«
»Gott sei Dank, Ma’am. Ich muss gestehen, ich kann mich kaum an etwas erinnern, aber Marilee hat mir erzählt, dass Sie und Ihr Team eine Spitzenleistung abgeliefert haben.« Er rollte an den Schreibtisch und nickte ihr bekräftigend zu. »Ich kann Ihnen gar nicht genug danken, Lucy.«
»Deshalb habe ich bei öffentlichen Veranstaltungen immer ein komplettes Sicherheitsteam dabei. Und Sie haben mir Ihre Dankbarkeit schon gezeigt, indem Sie mir Ihr Vertrauen geschenkt haben. Ich weiß, dass Ihnen ein kostenloses Team von US -Marshals zur Verfügung steht; trotzdem haben Sie sich für uns entschieden. Vielen Dank!«
»Marilee hat Sie ausgewählt, aber sie hat meine volle Unterstützung. Es ist trotz allem ein geringer Preis, wenn man dafür ruhig schlafen kann.« Sein Mund hob sich erneut zu einem Lächeln. »Na ja, ganz so gering nun auch wieder nicht, wenn ich mich an Ihre Honorarsätze erinnere.«
»Bevor Sie sich über die Rechnung Gedanken machen, lassen Sie sich erst einmal erklären, was wir hier alles für Ihre Sicherheit getan haben.«
Er quittierte ihren Satz mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Lassen Sie mal. Ich vertraue Ihnen, Lucy. Nur jenseits dieses Raumes will ich keine Kameras sehen.« Er deutete auf die zweiflüglige Tür. »Wenn ich mich dorthin zurückziehe, will ich meine Ruhe haben.«
»Einverstanden«, sagte sie.
»Mich interessieren vor allem die Ermittlungen. Erzählen Sie mir alles. Was haben Sie gefunden, als Sie mein Haus und meine Privaträume durchforstet haben?«
Die Ermittlungen? »Die Bullet Catcher sind hier im Sicherheitseinsatz, Richter Higgins. Um den Anschlag kümmert sich das FBI .«
»Ach, kommen Sie, Lucy, ich kenne Sie jetzt lange genug. Sie haben Ihre hübschen roten Krallen doch überall drin. Ich weiß, dass Sie beste Kontakte zum FBI pflegen. Mir erzählen die ja nichts. Also, was haben sie herausgefunden?«
»Sie haben nichts verlauten lassen«, sagte sie. »Ich weiß allerdings, dass sie nach Personen suchen, die einen besonderen Groll gegen den Obersten Gerichtshof hegen.«
Er schüttelte den Kopf. »Das ist eine lange Liste, angefangen bei den ultrakonservativen Evangelisten, die meine Ansichten über Abtreibung nicht teilen, und den linken Spinnern, die was gegen die Todesstrafe haben. Nicht zu vergessen die Politiker, die genaue Vorstellungen davon haben, wer als Nächstes den Stuhl des Vorsitzenden einnehmen soll, und Verschwörungstheoretiker, die glauben, dass ich mit dem Präsidenten unter einer Decke stecke. Könnte sogar sein, dass ich in meiner aktiven Zeit mal ein paar Juristenkollegen gegen mich aufgebracht habe.« Er fegte ein paar imaginäre Fliegen weg, als fühlte er sich belästigt. »Alles Verschwendung von Steuergeldern, wenn sie in diese Richtung ermitteln.«
Lucy runzelte ungläubig die Stirn. »Es ist doch keine Verschwendung von Steuergeldern, nach demjenigen zu suchen, der versucht hat, Sie umzubringen.«
Er betrachtete sie mit dem erwartungsvollen Blick des Lehrers, der seinem Schüler die richtige Antwort zutraut. »Ich möchte Sie gern etwas fragen, meine Liebe. Wenn Sie die Ermittlungen leiten würden, wo würden Sie ansetzen?«
»Bei allen, die am Abend der Gala anwesend waren.«
»Natürlich«, erwiderte er. »Sie wissen das vielleicht nicht, aber das FBI : Ich habe in all den Jahren als Richter, weder auf Bezirks- noch auf Staats- noch auf nationaler Ebene jemals eine Morddrohung erhalten.«
»Nie?« Sie konnte das kaum glauben.
»Ich bin gut darin, mich bei Menschen beliebt zu machen – ist Ihnen das noch nicht aufgefallen?«
»Oh doch«, gab sie lächelnd zu. »Ihre Popularität ist enorm. Aber es liegt in der Natur der Sache, dass immer einer zurückbleibt, der enttäuscht oder wütend ist oder sich betrogen fühlt. Jede richterliche Entscheidung, die Sie je getroffen haben, hat jemanden verärgert. Ich denke, das FBI tut genau das, was es tun sollte.«
Er hieb mit der Hand auf die Armlehne des Rollstuhls, und die Wucht des Schlags überraschte sie. »Die suchen nicht intensiv genug in meinem persönlichen Umfeld.«
»Wo genau?«
»In meinem Büro, unter meinen Leuten, in meiner ganz kleinen
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