Bullet Catcher: Jack (German Edition)
Türspalt. Im Innern war das große Bett nach wie vor ungemacht und der Schreibtisch so, wie sie ihn zurückgelassen hatten.
Trotzdem überprüfte Jack den Raum gründlich, während Lucy ihre Handtasche auf einen Sessel warf und ihre Waffe abschnallte.
»Ich gehe in die Wanne«, verkündete sie und zog mit einem energischen Ruck die Badezimmertür hinter sich zu.
Ohne das Licht einzuschalten, trat sie wie ein Roboter an die riesige in Marmor eingelassene Wanne heran. Sie griff nach einer Flasche, die nach Badezusatz aussah, öffnete sie und roch Kokos.
Gut. Hauptsache nicht Lavendel.
Sie ließ Wasser einlaufen und entkleidete sich. Dampf stieg von der Wanne auf, und als sie hineinstieg, blieb ihr kurz die Luft weg, so sehr brannte die Hitze.
Aber genau das brauchte sie jetzt. Körperlichen Schmerz, um den seelischen zu betäuben.
Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich zurück.
Sie träumte sich in eine andere Welt, in der sie verwöhnt wurde, in der die Menschen nicht töteten und Mütter nicht im Kummer ertranken. In der sie Cilla in den Armen wiegen und Eileen den Schmerz nehmen konnte.
Es kam ihr vor, als läge sie schon Stunden im Halbdunkel, doch das Badewasser war immer noch heiß, als sich die Tür öffnete und einen Streifen Licht hereinließ, ehe Jack eintrat, die Tür wieder hinter sich schloss und sich erneut Dunkelheit über den Raum senkte.
»Ich hab Schokolade mitgebracht«, sagte er und trat auf die Wanne zu, die er vermutlich fast nicht erkennen konnte, da sich seine Augen noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt haben konnten.
»Ich esse keine Schokolade.«
»Ich weiß, aber …« Er kniete sich auf den Boden, um auf ihrer Höhe zu sein. »Die einzige Alternative in der Minibar war Alkohol – und Alk und du splitternackt im selben Raum, das hätte mich völlig überfordert. Außerdem dachte ich, vielleicht tröstet es dich ein bisschen.«
Er wickelte einen großen Schokoriegel aus der Folie, und sie musste unwillkürlich daran denken, wie er ihr das Kleid abgestreift hatte.
Jack biss ein Stück ab. Sie sah zu, wie die Schokolade zwischen seinen Lippen verschwand. Ob sie sie schmecken würde, wenn sie ihn küsste?
»Sieh einer an«, sagte er, als sich ihre Blicke trafen. »Ich glaube, ich erkenne durch den Schaum ein leichtes Lächeln.«
»Eine optische Täuschung. Ist dir eigentlich mal in den Sinn gekommen, dass ich vielleicht allein sein möchte?«
»Dann hättest du ja die Tür verriegeln können.«
Er nahm noch einen Bissen, und der leichte Hauch von Bitterschokolade, vermischt mit dem Kokosaroma ihres Badewassers, reizte sie beinahe ebenso wie der Blick, mit dem er sie unter seinen langen Wimpern ansah.
»Sicher?« Er hielt ihr den Schokoriegel hin. »Der ist verdammt lecker. Unglaublich köstlich, süß und sündig.«
Sie hob eine Hand aus dem Schaum. »Lass mal riechen!«
Er reichte ihr das in Folie gewickelte Ende. »Dann willst du auf jeden Fall.«
Sie atmete mit geschlossenen Augen ein und ließ den köstlichen Duft in die Genusszonen ihres Gehirns einziehen und den Schmerz lindern.
Das war es, was sie brauchte. Genuss. Sie schnüffelte erneut. »Wow, duftet das gut. Schmeckt er so, wie er riecht?«
Der sehnsüchtige Ton in ihrer Stimme ließ Jack leise auflachen. »Ja, allerdings. Komm, beiß doch mal ab!«
»Nein.« Sie gab ihm den Riegel zurück. »Ich bekomme von Schokolade Migräne.«
»Tatsächlich.« Er nahm einen herzhaften Bissen und ließ sich bequem auf dem Boden nieder. »Das wusste ich nicht.«
Sie lehnte ihren Kopf wieder zurück und schloss die Augen, damit sie die tödliche Kombination aus Jack und Schokoriegel nicht sehen musste. »Es gibt vieles, das du nicht über mich weißt.«
Er schwieg ein paar Sekunden lang. »Ganz offensichtlich.«
Jetzt war es so weit.
Seifenblasen platzten. Lucy atmete aus. Er biss noch einmal von dem Schokoriegel ab. Jetzt könnte sie ihm die ganze Geschichte erzählen, ganz nüchtern und emotionslos. Dann wäre das endlich auch erledigt.
Sie hob ein Bein aus dem Schaum und legte es auf dem Wannenrand ab, sodass Wasser über die Marmorkante tropfte. Die Luft fühlte sich kühl an auf ihrer nassen Haut. Sein Blick wanderte zu ihrer Wade und dann zu ihren Zehen. Genauso gierig hatte sie vorhin vermutlich die Schokolade angesehen.
Ihr Lustzentrum sprang an.
»Okay«, sagte sie schließlich.«
»Bist du bereit?«
»Ja. Gib mir was davon. Aber nur ein kleines Stückchen.«
Lächelnd brach er ihr ein Stück vom Riegel
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