Bullet Catcher: Jack (German Edition)
»Es tut mir so leid, das mit Kristen.«
Eileen zuckte zusammen.
»Wenn man ein Kind verliert«, fuhr Lucy leise fort, »ist es, als würde man amputiert.«
»Oder als würde einem jemand ein Organ herausschneiden«, sagte Eileen. »Das Herz herausreißen und … und …«
»Es bleibt nichts weiter als ein Vakuum.«
Eileen betrachtete Lucys Gesicht, und eine tiefe Falte bildete sich zwischen ihren Brauen. »Sie haben es erlebt.«
Lucy nickte mit dem Kopf und schluckte. »Gegen das Vakuum kann man nichts machen.«
»Und der Schmerz? Geht er irgendwann weg? Wird er irgendwann … erträglich?«
»Nein«, sagte Lucy. »Aber man lernt, damit zu leben.«
»Oh Gott!« Eileens Stimme brach. »Ich kann das nicht. Dass ich ins Gefängnis musste, tat nicht so weh … auch nicht, dass ich sie … weggeben musste.«
»Weil da immer noch Hoffnung war«, sagte Lucy. »Sie hatten Ihre Fantasien und Träume. Die jetzt für immer begraben sind.«
»Seinetwegen«, sagte Eileen. »Wegen …«
»Richter Higgins?«
»Ja.« Eileen suchte verzweifelt Halt bei Lucy. »Ich habe Angst. Um die Mädchen … und um Jack. Wenn er davon erfährt, wird er alle töten. Ich mache mir solche Sorgen, es bringt mich fast um.«
»Sie sollten Ihre Kräfte nutzen, um gesund zu werden, Eileen. Miranda und Vanessa sind in sicheren Händen, und Jack ist klug und weiß sich selbst zu schützen.«
»Er braucht auch viel Schutz«, sagte Eileen. »Er hat ein weiches Herz, und es ist schon einmal gebrochen worden.«
Tatsächlich? Schon wieder eine Seite von Jack, von der sie nichts wusste. »Er empfindet große Zuneigung für Sie.«
»Und für Sie.«
Eileens Antwort war überraschend überschwänglich gewesen, doch Lucy war entschlossen, sich nicht vom Thema ablenken zu lassen. Vielleicht würde Eileen einer Leidensgenossin mehr anvertrauen.
»Was ist in der Nacht passiert, als Wanda getötet wurde?«, fragte Lucy.
Eileen wandte den Blick ab und sah zur Decke hoch. »Was ist mit Ihrem Kind passiert?«, fragte sie Lucy plötzlich.
Lucy schluckte, antwortete aber nicht darauf. »Haben Sie gesehen, wie er abgedrückt hat?«
»War es auch ein Mädchen? Ein Baby? Es muss noch klein gewesen sein, so jung wie Sie sind.« Eileen bohrte weiter.
»Hat er gewartet, bis sie tot war, oder ist er sofort geflohen, nachdem sie getroffen war?«, fragte Lucy unbeirrt.
»Haben Sie Ihr Baby je in den Armen gehalten?« Eileen griff wieder nach Lucys Hand. »Ich glaube, das macht es nur noch schlimmer.«
Oh ja. Viel schlimmer. »Die Waffe befand sich in Ihrem Auto, aber er ist in die entgegengesetzte Richtung geflohen. Halten Sie es für möglich, dass er einen Komplizen hatte?«
»Ist Ihr Baby eines natürlichen Todes gestorben?«
Sie ließen den Blick nicht voneinander, während die Fragen im Raum standen.
Lucy schloss die Augen und versuchte sich zu sammeln. »Nein. Und der einzige Moment, in dem ich seither wahren inneren Frieden empfunden habe, war der, als der Mann starb, der sie getötet hat.«
»Wie ist er gestorben?«
Lucy stand auf und sah auf Eileen herab. »Ich habe ihm ein Loch ins Herz geschossen, damit er meinen Schmerz nachempfinden konnte.«
Eileen verharrte ohne jede Regung. Ohne den geringsten Lidschlag.
»Ich habe Angst«, gab sie schließlich zu. »Er ist zu allem fähig.«
»Das bin ich auch.«
Eileen nickte bedächtig. »Das glaube ich Ihnen. Kein Wunder, dass Jack Sie liebt.«
Sie fantasiert, mahnte sich Lucy. »Was ist in der Nacht geschehen, Eileen? Hat er Sie in die Gasse bestellt? War es ein Hinterhalt?«
»Er hat mich angerufen. Ich weiß das noch so genau, weil ich gerade erst eines dieser sündhaft teuren Anrufbeantwortergeräte bekommen hatte, und seine Nachricht war die erste, die ich bekommen habe.«
»Haben Sie gesehen, wie er Wanda erschossen hat?«
»Ich hatte mich hinter der Mauer versteckt … Er hat sie geküsst, mit dem Rücken zu mir … dann …« Sie biss sich auf die Lippe. »Haben Sie wirklich den Mann erschossen, der Ihr Baby getötet hat? Sie ganz allein?«
»Ja.«
Zwei starke Hände senkten sich auf ihre Schultern, sodass sie erschrocken herumfuhr und in Jacks Gesicht sah, dessen Blick fest auf Eileen gerichtet war.
»Hast du gesehen, wie Spessard Higgins Wanda Sloane getötet hat, Eileen?«, wollte er wissen.
Wie viel hatte er mitgehört?
Eileen sah ihn nur stumm an, und in ihren Augen standen Tränen.
»Hat er geschossen, Eileen?« Jacks Hand legte sich enger um Lucys Schultern, und sein Ton
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