Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher
Dunkeln, oder nur ein Lichtball? Komm, Adrien. Bitte komm!
Wieder kullerten Erdbrocken herab. Die enge Öffnung, die sie gegraben hatte, begann sich wieder zu verschließen. Die Luft schien mit jedem Atemzug dünner zu werden. Ihr Daumen konnte den Topas kaum noch halten. Ihre Lider wurden schwerer …
Nein! Sie biss sich auf die Lippe und schmeckte Blut. »Hilfe!«, rief sie mit letzter Kraft. »Adrien … hilf mir!«
»Miranda!«
Erde regnete auf sie herab.
»Miranda! Halte durch!«
Aus weiter Ferne drang eine wundervolle Stimme mit vertrautem Akzent zu ihr. Eine Hand schloss sich um ihre, eine andere um ihr Handgelenk, dann zogen zwei starke, liebevolle Arme sie aus dem Boden, schlossen sich um sie und hielten sie fest.
»Ich hab dich, Kleines. Ich hab dich.«
Luft, Licht, Sicherheit und Geborgenheit – all das sog sie begierig in sich auf. Und dann war da nur noch das Gefühl der unendlichen Erleichterung, das sie beide durchströmte. Es gab nichts anderes mehr auf der Welt als diesen Mann, der sie gerettet hatte und sie jetzt mit Küssen bedeckte und den sie am liebsten nie wieder losgelassen hätte.
»Miranda, ich weiß, das wird dir nicht gefallen, aber wir werden dich im Hubschrauber ins Krankenhaus fliegen.«
Sie holte tief Luft und sah in seine goldbraunen Augen. »Ich habe vor nichts mehr Angst.«
Mit einem Lächeln in seinen feuchten Augen drückte er sie fest an sich. »Das ist gut, Kleines.«
»Und sobald die mich wieder rauslassen, fliegen wir nach Atlanta, um zu sehen, ob es meiner Mom gut geht.«
Er lachte kurz auf – es klang fast wie ein Schluchzen – und stützte sie auf dem Weg zu der Lichtung, wo Wade mit dem Helikopter wartete. »Was immer du willst.«
»Und dann kannst du mir vielleicht helfen, meine leibliche Mutter zu finden.«
Er zog sie näher an sich und küsste sie auf den Kopf. »Was immer du möchtest.«
Zufrieden und mit einem seligen Gefühl von Sicherheit bestieg Miranda den Hubschrauber und ließ sich ins Krankhaus fliegen, in den Armen des Mannes, der ihr Leben geändert hatte – und ohne die geringste Angst zu verspüren.
24
Als Lucy Sharpe die Kabine der firmeneigenen Gulfstream IV betrat, vergaß Miranda beinahe, dass sie in einem Privatjet saß, der gleich abheben würde. Lucy war einfach atemberaubend. Sie sprach mit einer Stimme wie Samt und Seide, tief und kehlig. Knapp ein Meter achtzig groß, ihren Mantel aus blauschwarzem seidigen Haar um die Schultern gelegt, wobei ihr eine silberne Strähne zur linken Seite herabfiel, kam sie in einer einzigen anmutigen Bewegung auf Miranda zu, um sie zu begrüßen. Ihr Gesicht war ebenso exotisch wie einzigartig, mit ebenholzschwarzen, leicht schräg stehenden Augen, die auf einen asiatischen Einschlag hindeuteten, und einem vollen, breiten Mund, den sie mit weinrotem Lippenstift betont hatte.
Sie war von Kopf bis Fuß in taubengraue Seide gehüllt, ein Outfit, das ihre fließende Erscheinung erst richtig zum Ausdruck brachte. Doch ihre auffälligste Eigenschaft war ihre natürliche Autorität, eine perfekte Mischung aus Souveränität und Beherrschtheit. Nur so war es ihr wahrscheinlich möglich, einen Haufen schwer bewaffneter Alpha-Männchen zu führen.
Lucy nahm auf dem langen Ledersofa Platz, das eine Seite der geräumigen Kabine einnahm. Auf ihrem Gesicht lag Belustigung, während sie Adrien beobachtete, der vor dem Plasmafernseher kniete und in dem darunter eingebauten Schrank eine Reihe von DVD s durchwühlte.
»Wenn du dieser Frau jetzt die Highlights der Rugby-Regionalmeisterschaften von 2006 vorführst«, sagte sie, »wird sie nie wieder ein Flugzeug besteigen.«
Adrien wandte sich zu Miranda um. »Das wäre dann das Spiel, in dem meine Wenigkeit mitten aus einem Paket heraus einen Sprungtritt ins Goal gekickt und damit drei Punkte erzielt hat, wie man es seither nie wieder gesehen hat.« Er ließ seine umwerfenden Grübchen aufblitzen. »Alle Bullet Catcher haben hier ihre Lieblingsfilme. Der über die 2006er Meisterschaft ist zufällig meiner.«
Lucy und Miranda tauschten einen Blick, dann fuhr Lucy mit ihrem Bericht über die Ereignisse fort, die sich nach dem Abheben von Wades Helikopter in Canopy zugetragen hatten.
»Anthony Bellicone ist sehr angetan, dass wir Victor Blake das Handwerk legen konnten. Er will uns einen Großauftrag erteilen – eine vollständige Sicherheitsanalyse seiner gesamten Geschäftstätigkeit weltweit.« Sie strahlte. »Auf den Job war ich schon länger scharf.
Weitere Kostenlose Bücher