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Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher

Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher

Titel: Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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Schamanin«, ächzte Taliña. »Ich kann Dinge sehen.«
    »Bestimmt«, versicherte Miranda mit beruhigender Stimme, während sie über die Erde krabbelte. An der Steinwand angekommen, ließ sie ihre Finger über das Relief gleiten. »Ich wünschte, du könntest den Tunnel sehen.«
    Sie beleuchtete die Inschrift mit dem Laserstrahl und fuhr dann mit der Hand über das Zeichen. »Vielleicht hier? Ist hier der Eingang zum Tunnel?« Sie warf sich gegen die Wand.
    »Tunnel«, hörte sie Taliña sagen.
    Doch nichts regte sich. »Wohin führt der Tunnel?«
    »Tempel.«
    »Weißt du, wie der Eingang aufgeht?« Kratzend und hämmernd versuchte sie, aus den Zeichen verborgene Hinweise zu lesen.
    »Schild.«
    »Ein Kampfschild?« Miranda versuchte, ihre fahrigen Bewegungen zu kontrollieren und die Wülste und Kerben ganz bewusst zu ertasten. Frustriert nahm sie das Licht zu Hilfe, als ihr klar wurde, dass sie mit ihrem Tastsinn allein nicht weiterkommen würde. Ihr Herz raste, und das Blut pochte in ihrem Schädel. Sie merkte, wie sie anfing, kurz und flach zu atmen.
    Die Panik drohte sie zu überwältigen, doch sie versuchte, sie abzuschütteln. Nicht jetzt. Nicht jetzt .
    Ihre Finger berührten einen Weltenbaum … einen Quetzal … einen … Schild! »Ich hab’s!« Sie drückte fest auf die Mitte, und die Wand bewegte sich. »Ich hab’s gefunden, Taliña! Der Tunnel geht auf!«
    Mit zusammengebissenen Zähnen warf sich Miranda gegen den Stein, bis sie die Wand so weit verschoben hatte, dass ein rund zwei Meter hoher und ebenso breiter, gut ausgebauter Gang sichtbar wurde. Wahrscheinlich war die ganze Umgebung mit solchen unterirdischen Gängen durchzogen.
    Freudige Hoffnung stieg in ihr auf. »Ich werde Hilfe holen«, versprach sie. »Ich komme wieder, Taliña.«
    Statt einer Antwort ertönte aus Taliñas Richtung ein leises Summen, gefolgt von einem Piepton.
    Miranda erstarrte. Du könntest etwas auslösen. Allerdings dürftest du schon tot sein, wenn es losgeht .
    »Er hat eine Bombe gelegt«, flüsterte sie. »Genau wie in Los Angeles.«
    Taliña stöhnte. »Geh.«
    »Ich kann dich nicht hierlassen! Es wird gleich knallen.«
    »Du … nein. Geh.«
    Es piepte wieder, zweimal. Was hatte das zu bedeuten? Zwei Minuten, zwei Sekunden noch? »Ich werde dich ziehen«, sagte sie und kroch durch das Loch zurück. Sie brachte es nicht fertig, Taliña hier dem sicheren Tod zu überlassen.
    »Hier.« Sie fand Taliñas Arm und packte ihn, so fest sie konnte, ohne den Spiegel loszulassen, der ihr Licht gab – ihn durfte sie auf keinen Fall verlieren. »Ich ziehe dich. Wir werden hier herauskommen.«
    Taliña rührte sich nicht. »Nein. Geh.«
    »Ich kann nicht, Taliña. Ich kann dich nicht allein hier zurücklassen.« Was auch immer sie getan hatte, sie verdiente es nicht, in einem Erdloch bei einer Explosion zu sterben. Miranda zerrte an ihrem Arm, doch Taliña blieb regungslos liegen.
    »Lass mich hier sterben.«
    Wieder piepte es. Dreimal.
    »Lass mich sterben … und geh … zu deiner Mutter.«
    Miranda hielt inne, und ein unerklärlicher Schauer durchlief sie. »Was?«
    »Sie braucht dich.«
    »Bitte, Taliña, hör auf damit. Du hast keine Ahnung von meiner Mutter. Du bist keine richtige Schamanin. Du hast nicht das Zweite Gesicht. Hör auf, und lass mich dich mitnehmen.«
    Piep. Viermal.
    »Ich sehe Dinge … Ich weiß es. Geh zu deiner Mutter. Sie wird sonst sterben.« Sie drückte Mirandas Hand, schwach, aber mit Nachdruck. »Deine … Mutter … « Sie keuchte und stöhnte. »Sie wird sterben, wenn du ihr nicht hilfst.«
    Piep. Fünfmal, schaurig, lang und bedrohlich.
    Miranda ließ Taliñas Arm los und stürzte auf die Öffnung zu, schob sich hindurch und rannte, so schnell sie konnte, während sich in ihrem Kopf die Gedanken jagten.
    Was, wenn Taliña doch hellseherische Kräfte besaß? Was, wenn die Frau im Gefängnis doch ihre Mutter war? Oder hatte jemand vor, Dee Lang etwas anzutun, um Miranda Lang zu stoppen? Oder waren das alles nur die Hirngespinste einer Wahnsinnigen im Angesicht des Todes?
    Wenn sie nur lebend von hier fortkäme, würde sie sofort das nächste Flugzeug besteigen und zu ihrer Mutter fliegen. Wild entschlossen und endlich frei von aller Furcht hastete sie weiter – bis sie in vollem Lauf gegen eine Steinwand prallte, so heftig, dass sie nur noch ein paar weiße Blitze sah, ehe es um sie herum schwarz und still wurde.
    Fletch ließ Victor Blake juniors leblosen Körper fallen und stand auf. Die

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