Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher
aber sicher und routiniert, und sie hatte noch nicht einmal bedauert, ihm das Steuer überlassen zu haben.
Er war in allem sicher und routiniert, dachte sie, während sie ihrer Mutter zuhörte, die ihr am Handy ausführlich erläuterte, wie gefährlich es war, dass Daddy bei Gewitterwarnung golfen ging. »Es sind schon Menschen bei so was umgekommen, Miranda.«
»Ich weiß, Mom«, sagte sie und richtete ihre Gedanken und ihren Blick wieder auf den Mann neben ihr.
Er war ein wirklich interessanter Gesprächspartner, in seiner Gegenwart fühlte sie sich sicher und obendrein konnte er auch noch verdammt gut küssen. Ihr Bauch kribbelte bei der Erinnerung daran, und es juckte sie in den Fingern, das Stückchen von dem Tattoo zu berühren, das unter dem Ärmel herauslugte. Heute trug er ein weißes, eng anliegendes T-Shirt, das jede Rippe und jeden Muskel betonte. Und von Letzteren hatte er jede Menge. Ihr gefiel vor allem der, der sich von seinem Kiefergelenk bis zu –
»Das weißt du doch, oder, Miranda?«
– seiner breiten Schulter zog. »Natürlich weiß ich das. Aber Daddy weiß schon, was er tut.«
»Davon rede ich doch gar nicht. Sitzt du im Auto? Du hörst dich an, als wärst du nicht richtig bei der Sache. Du telefonierst doch nicht etwa beim Fahren?«
»Ich hab beide Hände frei, Mom, ehrlich.«
»Böses Mädchen, das die Mummie anlügt«, flüsterte Adrien.
Sie winkte ab und beendete dann mit einer Ausrede das Telefonat. »Hör zu, Mom, meine Ausfahrt kommt jetzt gleich. Ich ruf dich später wieder an, okay? Sag Daddy, ich hab ihn lieb. Dich auch. Bye.«
»Du hast ihr gar nichts von mir erzählt.«
»Wundert dich das?« Miranda lachte. »Ach, übrigens, Mom, ich bin mit einem langhaarigen, tätowierten australischen Bodyguard unterwegs, den ich gestern bei meiner Lesung aufgegabelt habe.«
»Schon wieder gelogen«, sagte er. »Ich habe dich aufgegabelt.«
»Wie auch immer, ich habe nicht gelogen, ich habe nur die Wahrheit unterschlagen. Einer Mutter gegenüber ist das keine Lüge, sondern eine Selbstschutzmaßnahme.«
»Hat sie dir gegenüber auch schon mal die Wahrheit unterschlagen?«
Die Frage kam Miranda so abstrakt und abwegig vor, dass sie eine Weile darüber nachdenken musste. »Das würde ich wahrscheinlich gar nicht wissen, oder?«
Er zuckte mit den Schultern, was ihren Blick wieder auf seine Oberarme lenkte. »Gefällt dir mein Tattoo?«, fragte er und spannte seinen Bizeps an.
»Es sieht furchteinflößend aus. Was stellt es dar?«
»Eine Axtklinge. Ein Symbol der Aborigines.«
»Wunderschön.«
»Ja, das finde ich auch. Ich habe als Teenager eine Zeit lang mit einem Stamm gelebt. Das war mein Willkommensgeschenk.« Er legte ihr beiläufig die Hand auf den Oberschenkel und drückte ihn leicht. »Ich hab noch mehr davon. Ich zeig dir meine, wenn du mir deine … «
Sie nahm seine Hand und legte sie auf die Mittelkonsole zurück. »Sehe ich aus wie eine Frau, die tätowiert ist?«
»Sehe ich aus wie ein Mann mit Vorurteilen? Du könntest ein Tattoo über dem Steißbein haben.«
»Ach ja?«
Er legte ihr die Hand in den Nacken und ließ sie dann ihren Rücken hinuntergleiten, sodass Miranda sich unwillkürlich nach vorne lehnte, bis er die Stelle etwa einen Zentimeter oberhalb ihres Steißbeins erreichte. »Hier, wo es niemand sehen kann außer deinem Liebhaber.«
Der Punkt, auf dem seine Hand lag, strahlte sengende Hitze ab, und ihre untere Hälfte begann zu schmelzen.
»Ein erotisches Tattoo«, sagte er.
So wie seines. Miranda bog ihren Rücken, damit er seine Hand wegnehmen konnte, doch er ließ sie wieder aufwärts wandern und drückte einen Finger in einen Muskel zwischen ihren Schulterblättern. »Das ist auch eine Stelle, an der Frauen sich gerne tätowieren lassen.« Seine Hand glitt weiter aufwärts bis zum Nacken. »Manchmal findet man auch hier welche.« Er tippte auf ihren Schädelansatz. »Und?«, fragte er verschmitzt.
Bestimmt spürte er, dass sie am ganzen Leib Gänsehaut hatte. »Achte lieber auf den Verkehr, Adrien.«
Schmunzelnd legte er die Hand wieder an das Lenkrad. Sie verließen den Highway und fuhren alsbald durch eine von Hügeln durchzogene Landschaft, wo alles trocken und ausgedörrt war, mit einer Farbe wie von geröstetem Vollkorntoast.
»Wie ein Regenwald sieht das hier aber nicht aus«, bemerkte Adrien. »Mit einem Streichholz könnte man das hier in eine Aschewüste verwandeln.«
»Im Sommer ist Kalifornien knochentrocken. Deshalb bin ich
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