Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher
löste ihren Blick von der schönen Frau, um deren ausgefallene Wohnstatt zu betrachten. »Die Ehre liegt ganz auf meiner Seite.«
Als Adriens Tür zuschlug, wandte sich Doña Taliña ihm zu.
»Das ist Adrien Fletcher«, erklärte Miranda. »Mein … Reisebegleiter.«
Doña Taliñas Augen blitzten kurz auf, doch sie überspielte ihre Überraschung mit einer betont persönlichen Begrüßung. Miranda hatte nicht mitgeteilt, dass sie einen Gast mitbringen würde, da sie das selbst erst seit drei Uhr in der Frühe wusste, doch sie hoffte, dass ihre Gastgeberin keinen Anstoß daran nehmen würde.
»Willkommen in Canopy«, sagte Doña Taliña. »Ich habe auf der Terrasse zum Tee für uns decken lassen. Ihr Gepäck wird gleich abgeholt.« Sie bedeutete ihnen, ihr die Treppe hinauf zu folgen. »Möchten Sie getrennte, angrenzende Zimmer oder ein Zimmer für zwei?«
»Getrennt«, sagte Miranda.
»Angrenzend«, sagte Adrien gleichzeitig.
Doña Taliña lächelte verständnisvoll. »Wir halten für unsere Gäste einen ganzen Gebäudeflügel bereit, der mit Sicherheit Ihren Wünschen entsprechen wird«, sagte sie und schob ihren Arm unter Mirandas Ellbogen, um sie die Treppe hinaufzuführen. »Und jetzt, meine Liebe, erzählen Sie mir alles über Ihre Reisen und wie begeistert Ihr Buch überall aufgenommen wurde.«
Auf dem Weg über drei Dutzend Stufen plauderte sie weiter über die Fahrt, über die bevorstehende Veranstaltung am Abend und das Wetter, bis sie den schattigen Portikus erreichten, wo sich bequeme Sessel um einen Tisch voller Obst und kalter Getränke gruppierten.
Doña Taliña hob den Finger, und sofort schwirrte Personal heran, um aus Silber- und Jadegeschirr Speisen und Getränke anzureichen.
»Mein Mann lässt sich entschuldigen«, sagte sie. »Er ist durch ein Meeting in Los Angeles verhindert.«
»Was macht Ihr Mann denn beruflich?«, erkundigte sich Adrien.
Doña Taliña strahlte vor Stolz. »Er ist Unternehmer, ein Mann mit Verstand und Weitblick, ein echtes Genie. Wobei er selbst immer ganz bescheiden behauptet, dass er nur sein Geld geschickt angelegt habe. In Wahrheit ist er als Kaufmann ein absolutes Naturtalent.« Sie lachte leise. »Er könnte jedem alles aufschwatzen. Er hat sogar mich davon überzeugt, meine geliebte Heimat zu verlassen, um in Kalifornien zu leben.«
»Er gibt sich offenbar viel Mühe, damit es Ihnen hier gefällt«, sagte Miranda. »Canopy ist unglaublich schön.«
»Danke. Es ist meine neue Heimat.« Sie wandte sich Adrien zu. »Ihr Akzent verrät mir, dass Sie sich auch ziemlich weit von zu Hause entfernt befinden, Mr Fletcher. Wann haben Sie denn Australien verlassen?«
»Vor knapp zwei Jahren«, entgegnete er.
»Haben Sie vor, zurückzukehren?«
Adrien warf Miranda einen kurzen Blick zu, ehe er antwortete. »Irgendwann.«
Doña Taliña sah immer noch belustigt aus. »Dann ist Ihre Zukunft mit der Mirandas verknüpft?«
»Meine Zukunft ist mit niemandem verknüpft, Doña.«
Um das Thema zu wechseln, machte Miranda ein paar Schritte auf eine Mosaikmaske zu, die an einer Wand hing. »Sie ist absolut fantastisch, Doña Taliña.«
»Bitte, nennen Sie mich Taliña. In Canopy legen wir keinen Wert auf Förmlichkeit.« Sie stellte sich neben Miranda und strich leicht über die Maske. »Ein Hochzeitsgeschenk meines Mannes. Es ist ein K’uhul ajaw , aber das wissen Sie natürlich.«
»Ein göttlicher Herrscher«, sagte Miranda erklärend zu Adrien. »Und ich nehme an, er ist aus reiner Jade.«
»Ja. Mein Mann verwöhnt mich.« Taliña schlang ihren Arm um Mirandas Taille, und eine leichte Wolke ihres Moschusparfums wehte zu ihr herüber. »Jetzt verstehen Sie sicher, warum ich von Ihrer Arbeit so begeistert bin. Ich finde es wundervoll, wie Sie den Geist der Maya eingefangen haben, wie Sie ihre Kultur entmystifiziert haben, ohne sie zu entweihen. Ihr Buch zu lesen ist ein Genuss.«
Hätte jemand anders sie so berührt, hätte Miranda das als viel zu intim und als Grenzüberschreitung empfunden, doch diese Frau war so herzlich und authentisch, dass es sie nicht störte. »Danke. Ich hoffe, meinen Lesern geht es ebenso.«
Taliñas dunkle Augen blitzten auf. »Unbedingt. Alles andere wäre pure Dummheit.« Sie hielt einen Moment inne, um Mi randas Gesicht zu mustern. »Aber verraten Sie mir, was auf Ihrer Seele lastet … Dies sollte eine Zeit des Glücks für Sie sein.«
Ob Taliña solche Dinge wirklich spüren konnte? Oder verriet Mirandas Gesicht, dass sie zu
Weitere Kostenlose Bücher