Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher
verloren. Wohin ist er gefahren?«
»Richtung Osten«, sagte sie und beugte sich über den Laptop.
»Gut, dann folgen wir jetzt dem Ortungssignal.« Fünf Querstraßen weiter rührte sich der blinkende Punkt auf dem Bildschirm nicht mehr von der Stelle. »Warte einen Moment«, sagte er. »Vielleicht setzt er sich wieder in Bewegung.« Doch das Signal blieb, wo es war. Zumindest das Handy veränderte seinen Standort nicht mehr.
Zehn Minuten vergingen. Fletch spürte, dass Miranda drauf und dran war, aus dem Wagen zu springen und das verdammte Telefon zu holen – sie rutschte auf ihrem Sitz hin und her, trommelte mit den Fingern und seufzte hin und wieder schwer.
»Schon gut, schon gut«, lenkte er ein. »Gehen wir es holen.«
Ein paar Minuten später fanden sie den Ford in einer Seitenstraße zwischen zwei großen Lagerhäusern.
»Eine gefährliche Gegend ist das hier, Miranda«, sagte er, als sie in die Straße einbogen. »Sehr gefährlich. Ich werde da nicht hineingehen, weder mit dir noch ohne dich. Das wird nicht passieren.«
»Fahr einfach am Wagen vorbei. Vielleicht versteckt er sich darin.«
Im Wagen war niemand. Überhaupt war niemand in der Nähe. Fletch fuhr um den Block, wendete und fuhr dann auf den Ford zu, bis sich die Wagen Kühler an Kühler gegenüberstanden.
Von seiner erhöhten Sitzposition aus konnte er gut in das kleinere Auto hineinsehen. »Die Jacke liegt auf dem Rücksitz.«
»Willst du sie nicht holen?«, fragte Miranda. »Bei der Gelegenheit könntest du nämlich im Handschuhfach nachsehen, ob du vielleicht einen Namen findest.«
»Es könnte eine Falle sein.«
»Er ahnt bestimmt nicht, dass wir ihm folgen, sonst hätte er doch das Handy weggeworfen.«
Fletch öffnete sein Fenster und horchte. Da war nichts außer dem entfernten Rauschen der Autobahn und dem brackigen Geruch des Hafens, der knapp eine Meile entfernt lag.
»Als sie aus dem Motel kamen, war der Wagen nicht verriegelt.« Fletch öffnete seine Tür und stellte einen Fuß auf den Boden. »Ich hoffe, der Typ bleibt bei seinen schlechten Angewohnheiten.«
Der Wagen war tatsächlich nicht verschlossen, und so hielt Fletch die Jacke binnen zwei Sekunden in der Hand.
»Das Handschuhfach«, flüsterte Miranda, quer über den Fahrersitz gelehnt. »Einen Versuch ist es wert.«
Im nächsten Moment blitzte ein Licht auf, ein Schuss krachte, und die Windschutzscheibe zersprang unter der Wucht einer Kugel. Fletch sprintete zu Miranda zurück, stieß sie in den Fußraum, zog die Tür zu, und als er den Wagen in Fahrbereitschaft brachte, krachte ein zweiter Schuss und zerfetzte den Ledersitz.
»Unten bleiben!«, brüllte er und trat das Gaspedal durch, sodass sie mit aufheulendem Motor durch die enge Seitenstraße jagten. Ein Schuss in die Heckscheibe bestätigte ihm, dass sie in die richtige Richtung fuhren, nämlich weg von der Gefahr. Er lenkte den Wagen, ohne vom Gas zu gehen, schleudernd in eine weite Rechtskurve, und nur sein starker Griff am Steuer verhinderte, dass sie sich überschlugen.
Stumm verharrte Miranda in ihrer geduckten Haltung, während sie die Straße entlangrasten, über eine rote Ampel und zwei Stoppschilder, ohne dass sie noch einmal getroffen wurden. Fletch nahm den direkten Weg zur Autobahn zurück und jagte ohne einen Blick in den Rückspiegel die Auffahrt hoch. Die zwei Einschusslöcher mit ihren spinnennetzartigen Rissen erschwerten ihm erheblich die Sicht auf den Verkehr.
Dass sie nicht tot war, lag einzig und allein daran, dass sie sich zur Fahrerseite hinuntergebeugt und die Kugel sie so verfehlt hatte.
Erst zwei Ausfahrten später war er sich sicher, dass ihnen niemand gefolgt war. »Du kannst wieder hochkommen, Miranda.« Er half ihr dabei, sich aufzurichten, und als er seine Hand um ihr schmales Handgelenk schloss, spürte er ihren Puls, der schnell wie ein Vorschlaghammer pochte. »Na komm, setz dich auf. Aber pass auf, da könnten Splitter sein. Trotzdem, alles ist okay.«
»Wie man es nimmt.« Sie glitt auf ihren Sitz zurück und wagte einen vorsichtigen Blick über die Schulter, ehe sie den Sicherheitsgurt über sich zog. »Die haben auf uns geschossen!«
Ja, und er selbst hatte sie in die Gefahr gebracht, aus lauter Dummheit und Unbesonnenheit.
»Wer um alles in der Welt sind die?« Sie spähte wieder durch die Heckscheibe, als könnten die Angreifer dort wieder auftauchen.
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass sie hochgefährlich sind. Und deshalb werden wir uns nicht mehr
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