Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher
in ihre Nähe begeben.«
Sie hob die Jeansjacke vom Boden auf. »Jetzt haben wir zwar das Handy wieder, sind aber trotzdem genauso schlau wie zuvor.« Sie klang empört, als sie ihre Hand in die Jackentasche steckte. »Au!« Sie zog die Hand rasch wieder heraus und presste sie an ihre Lippen.
»Was ist?«
»Ich hab mich geschnitten.«
Er nahm ihre Hand und versuchte, sie im schwachen Licht näher zu besehen.
»Mann, tut das weh.« Sie legte die Jacke vorsichtig auf ihren Schoß, und Fletch schaltete die Innenraumbeleuchtung ein, damit sie besser sehen konnte. »Eine Glasscherbe«, sagte sie und hielt ein silbriges Bruchstück hoch, das im Licht glitzerte.
»Von der Windschutzscheibe?«, fragte er.
Statt zu antworten, starrte Miranda schweigend auf das dreieckige Stück Glas, das das schwache Licht reflektierte und ihn blendete.
»Nein«, sagte sie schließlich und hielt die Scherbe so, dass sich das Licht in zwei großen zitronengelben, in Silber gefassten Steinen fing. Blut rann ihr zwischen Daumen und Zeigefinger herab. »Es ist ein Stück von Taliñas Toli .«
16
»Wenn du kein Blut sehen kannst, Kleines, lässt du besser die Augen zu, wenn wir uns deine Hand vornehmen.« Fletch schob den Riegel der Hotelzimmertür auf und blickte auf Mirandas blutverschmiertes weißes Kleid. Die Jeansjacke, die sie sich fest um das Handgelenk gewickelt hatte, schirmte das Blut bislang vor ihren Blicken ab.
»Mir geht’s prima«, versicherte sie ihm.
In den letzten fünfundzwanzig Minuten hatte sie sich gut gehalten, aber das konnte sich rasch ändern. Spätestens dann, wenn er ihr die Wahrheit auftischte.
»Lass uns doch gleich ins Bad gehen und einen Blick darauf werfen.« Er schüttelte sein Jackett ab und legte es mitsamt der Waffe auf einen kleinen Beistelltisch. »Ich kann mit Verbandszeug ganz gut umgehen, und ich wette, so was bekommen wir vom Hotel.«
»Gute Idee«, sagte sie über die Schulter, schon auf dem Weg in das angrenzende Schlafzimmer und vermutlich weiter ins Bad. »So wie sich das anfühlt, ist das wahrscheinlich wirklich nötig.«
Allerdings. Wobei sie wahrscheinlich eher ein Glas Whiskey brauchen würde, wenn sie erfuhr, dass sie illegal adoptiert wurde, eine Tätowierung ihrer leiblichen Mutter trug und bald quer durch das Land fliegen musste, um diese Person zu treffen, die todkrank in einem Gefängnis lag, wo sie eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes abbüßte – und darauf wartete, dass Miranda bereit war, Knochenmark zu spenden. Vorausgesetzt sie wäre eine geeignete Spenderin.
Nicht zu vergessen, dass er das alles seit ihrer ersten Begegnung gewusst hatte und seither die meiste Zeit damit verbracht hatte, sie zum Ausziehen zu bewegen, damit er sie nackt sehen und den Beweis dafür finden konnte.
»Komm doch bitte mal her«, rief sie aus dem Bad. »Es ist schlimmer, als ich dachte.«
Im nächsten Moment stand er im Bad, die Arme um sie gelegt, und sah, wie Blut in das weiße Porzellanbecken rann.
»Lass mal sehen«, sagte er und drehte den Wasserhahn auf, um sich die Hände zu waschen. »Meinst du, wir können die Wunde auswaschen? Oder tut das zu weh?«
Sie lehnte sich Halt suchend an den Marmorwaschtisch und hielt mit einem leisen Stöhnen ihre Hand in den Wasserstrahl. Der Schnitt reichte vom Ansatz des Zeigefingers bis hinunter zum Daumen. Die Haut war aufgerissen, doch das Gewebe schien nicht verletzt zu sein.
»Kannst du den Daumen bewegen?«, fragte er, seifte seine Hände ein und wusch sie dann sorgfältig ab. »Wenn Muskeln oder Nerven betroffen sind, sollten wir zum Arzt gehen.«
Sie wackelte mit dem Zeigefinger und bewegte leicht ihren Daumen. »Geht schon«, sagte sie. »Hauptsache, es wird gesäubert und verbunden.«
Er nahm ihre Hand und betrachtete den Schnitt. »Da wird eine Narbe bleiben.« Er fing ihren Blick im Spiegel auf. »Ein guter plastischer Chirurg vernäht das so, dass kaum etwas zurückbleibt. Es ist eine rein kosmetische Sache, aber du hast so schöne Hände, ich fände es schrecklich, wenn sie entstellt wären.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich brauche keinen Chirurgen. Bei mir verheilen Wunden schnell.«
Das hoffte er auch inständig. Denn was er ihr erzählen musste, würde ihr die schlimmste Wunde zufügen, die sie je erlitten hatte. Und ihre Wut würde ihn treffen, das war klar. Er war der Überbringer der schlechten Nachricht, und dafür würde sie ihn hassen.
Sie schloss die Augen und atmete lang und tief aus. »Mach es einfach sauber
Weitere Kostenlose Bücher