Bullet Catcher: Wade (German Edition)
Röhrchen sog. Seine Wangen waren längst nicht mehr so glatt rasiert wie noch vor Stunden, als sie vor ihm davongelaufen war. Der Hauch von Stoppeln ließ ihn noch verwegener aussehen, und der Blick, den er ihr zuwarf, war geradezu provozierend erotisch.
»Warum schauen Sie mich so an?«, fragte sie.
»Ich bin nur neugierig, wie sehr Sie es wollen.«
»Wie sehr ich es will … « Sie maß sein Gesicht und seine Brust mit einem langen, prüfenden Blick und verweilte dann an seinen breiten Schultern und den paar Brusthaaren, die über seinen obersten Hemdknopf hinausragten. »Was?«
»In die Palm Grove Villa gelangen.«
Dass seine Bemerkung eindeutig zweideutig gewesen war, daran ließen seine Augen keinen Zweifel. Die Anziehung zwischen ihnen war gegenseitig. Sie wusste es, und er wusste, dass sie es wusste. Er rückte so nah an sie heran, dass sie die salzige Meeresluft auf seiner Haut riechen konnte.
Er hatte also auch in einem Cabrio gesessen und war hinter ihr gefahren, als sie wirklich zu schnell in die Serpentine ging. Eine warme Welle stieg in ihr auf, ballte ihren Magen zusammen und trieb ihren Puls nach oben.
»Sie würden gern hingehen und sehen, wer die Tür öffnet, nicht wahr?«
Natürlich.
»Und wenn niemand da wäre, würden Sie am liebsten hineingehen und nach Hinweisen suchen, die Ihnen verraten, wo er sich aufhalten könnte, hab ich recht?«
Und wie.
Er ließ den Blick schweifen, von ihren Augen über den Mund den ganzen Körper hinab und wieder hinauf, gründlich und prüfend, aber mit viel Wärme. »Wie sehr, Vanessa?«
»Nicht genug, um mit dem Teufel zu paktieren.« Sie wandte ihm erneut ihr Profil zu – eine reine Selbstschutzmaßnahme. »Netter Versuch, aber vergessen Sie’s.«
Er beugte sich zu ihrem Ohr. »Ich kann Sie da reinbringen.« Sein leiser Atem fuhr ihr sanft ins Haar und elektrisierte ihre Nerven. »Ich kann das.«
Darauf würde sie ihre nächste Provision verwetten. »Wie denn?«
»Ich habe Sie doch auch aufgespürt, oder?«
Sie fasste ihr Glas fester. »Und was verlangen Sie als Gegenleistung? Eine glückliche Familienzusammenführung im Gefängnis von South Carolina?«
»Ein Abendessen. Wir beide. Heute Abend.«
Ihre Finger ließen das Glas los. »Das ist der Preis dafür, mich in diese Villa zu bringen?«
»Aus Ihrem Mund klingt das, als hätte ich Ihnen Folter angedroht. Es ist nur ein Abendessen.«
Ja, ja.
Ein Abendessen, bei dem er mit seinem seidenweichen Akzent, mit seinem warmen Atem und beiläufig-neckischen Berührungen – und natürlich mit einem Sack voll alter Fotos – ihre Abwehr vollends zum Erliegen bringen würde.
Es war aber nicht von der Hand zu weisen, dass er ihr Zugang zu dem Cottage verschaffen konnte, und das würde sie bei der Suche nach Clive einen Riesenschritt voranbringen. Vielleicht war er ja sogar selbst gerade dort.
»Nun, die Versuchung ist groß, aber Ihr Preis ist zu hoch.« Sie zog sich zurück und beendete diese riskante Verhandlung. »Das Empfangspersonal wird mir bestimmt auch helfen können. Mit genügend Kleingeld wird sich sicher jemand überreden lassen, die Regeln zu beugen.«
»Meinen Sie?« Er nickte Richtung Lobby. »Versuchen Sie es doch. Ich warte derweil hier.«
»Keine Sorge. Ich werde es schon schaffen, bis zur Villa vorzudringen. Und wenn niemand da ist, werde ich auch einen Weg hineinfinden.«
Er deutete mit dem Trinkröhrchen auf sie. »Na, dann viel Glück.«
Verdammt noch mal, er hatte recht. Sie würde nirgendwohin gelangen. Aber sie hatte auch keine Lust, die Katze im Sack zu kaufen. Bevor sie sich auf ihn einließ, musste sie noch etwas mehr über ihn erfahren.
Sie richtete sich wieder auf ihrem Hocker ein und nahm einen Schluck Wasser. »Wie kommt es eigentlich, dass Sie sich mit diesem Versteckspiel so gut auskennen?«
»Ich habe den Großteil meines Lebens damit verbracht, Dinge zu suchen, die nicht gefunden werden wollten.« Er kam wieder näher. »So wie Sie.«
Statt zurückzuweichen, erwiderte sie seinen verschleierten Blick. Hielt er sie wirklich für ein wehrloses Weibchen, das er mit einem lässigen Flirt zum Schmelzen bringen konnte? »Und wie funktioniert das?«
»Als Erstes frage ich nach den richtigen Leuten. Und dann setze ich alle meine Sinne ein.« Er atmete ganz langsam ein, als wollte er ihre Fährte aufnehmen. »Ich nutze alle mir zur Verfügung stehenden Mittel, gehe mit angemessenem Tempo vor … «, er strich ihr eine Strähne aus der Stirn und drehte sie um seinen
Weitere Kostenlose Bücher