Bullet Catcher: Wade (German Edition)
lachte. »Sie sagen das, als wäre es eine Krankheit.«
»Ich bin Pazifistin.«
»Nun, schön für Sie. Ich bin Realist.« Was er wirklich war, behielt er lieber für sich. Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, dass es ihn nicht weiterbringen würde, wenn er ihr jetzt davon erzählte, wie er die beiden letzten Menschen zur Strecke gebracht hatte.
»Das ganze Tschingderassabum und Kampfgeschrei macht mir Angst.«
»Aha? Dabei können Sie durchaus so fluchen wie manche der Kerle, mit denen ich gekämpft habe«, sagte er. »Wissen Sie nicht, dass Damen nicht fluchen?«
Sie lachte herzlich auf. »Falls Ihnen das entgangen ist: Wir dürfen inzwischen wählen, Immobilien besitzen und sogar Schimpfworte benutzen.« Sie nickte in Richtung des Barmanns. »Soll ich ihn rüberholen, damit wir reden können?«
»Sie sollen jetzt zur Toilette gehen und einfach mal fünf Minuten dort bleiben. Würden Sie diese Möglichkeit eventuell in Betracht ziehen?«
»Sie würden mir also trotz allem noch einmal vertrauen?« Sie senkte ihre Brille und sah ihn über den Rand hinweg an, sodass er ihr zum ersten Mal direkt in die Augen blicken konnte. Die Pupillen waren von einem dunkelblauen Ring gesäumt und ihre Wimpern waren lang und dicht. Warum verbarg eine Frau solche Geschütze hinter einer Hornbrille?
»Natürlich vertraue ich Ihnen«, entgegnete er. »Wir haben gerade angestoßen. Wo ich herkomme, ist das – ebenso wie ein Handschlag – so viel wert wie ein schriftlicher Vertrag.«
»Wo ich herkomme, ist das – ebenso wie ein Handschlag – nur das Zeichen dafür, dass man sich in einer Bar kennengelernt hat und eventuell Handynummern austauschen wird, die möglicherweise falsch sind.«
»Da wir uns hier, technisch gesehen, auf dem Gebiet der Südstaaten befinden, würde ich sagen, wir haben einen Deal. Einverstanden?«
Sie zögerte, stand dann aber auf.
Er erhob sich ebenfalls sofort, und sie quittierte die höfliche Geste mit einem leichten Lächeln. »Also gut. Südstaaten. Das hatte ich vergessen.«
Er nickte in Richtung der Lobby. »Fünf Minuten.«
Sie nahm noch einen raschen Schluck vom Wodka, schnappte sich ihre Handtasche und zog los, während Henry schon herüberkam.
Wade hob seine hellgrüne, langhalsige Bierflasche. »Ein super Tipp. Aus einer einheimischen Brauerei?«
»Ein deutscher Brauer, der sich auf Dominica niedergelassen hat. Aber das Geheimnis ist das Wasser der Insel.«
Wade verlor noch ein paar Sätze über die Kunst des Bierbrauens. Da jedoch ihre Vorstellung von fünf Minuten eine andere sein mochte als seine, nickte er alsbald in Richtung ihres leeren Barhockers, um ein möglichst unauffälliges Verhör zu beginnen. »Sie hat mir erzählt, dass Sie ihren Freund gesehen haben.«
»Das stimmt.« Henry blickte zur Lobby und sah dann wieder Wade an. »Gehört sie zu Ihnen? Sind Sie zusammen?«
»Wenn ich Glück habe.« Wade lehnte sich zurück, um möglichst verbindlich und harmlos zu wirken. »Vielleicht können Sie mir ja dabei helfen.«
Henry lächelte über den verschwörerischen Ton. Es gab kaum einen Mann, der nicht gern einem Geschlechtsgenossen dabei half, die Frau seiner Träume ins Bett zu bekommen.
»Sie ist ganz schön nervös wegen des Typs, den sie sucht.«
»Allerdings.« Henry tippte eine der Flaschen an. »Ich kann ihr einen extrastarken Drink machen, wenn Sie mögen.«
Etwas Stärkeres als puren Wodka? Wade lachte leise. »Mir würde ein Hinweis auf diesen Freund genügen. Sobald sie ihn gefunden hat, kann ich endlich zur Sache kommen.«
Henry nickte verständnisvoll und rieb sich seinen drahtigen Kinnbart. »Für einen Barmann ist das eine schwierige Situation, wenn jemand nach einem Gast fragt.«
»Kann ich mir vorstellen.« Wade nickte mitfühlend. »Aber ich bin Gast hier, sie nicht. Sie können das gern am Empfang prüfen.«
Henry beugte sich näher zu ihm. »Er ist schwul. Weiß sie das?«
Vanessa hatte es nie wirklich ausgesprochen. Aber nachdem er Gideon Bones’ Etablissement und die Männer gesehen hatte, mit denen sie heute Nachmittag gesprochen hatte, war ihm schon klar gewesen, dass der Gesuchte schwul war. Vanessa war zu klug, um das nicht bemerkt zu haben.
»Sie weiß es«, versicherte Wade. »Die beiden sind nur Freunde.«
»Mag ja sein. Aber glauben Sie mir, ich habe hier schon alles gesehen.«
Obwohl die Uhr tickte, trank Wade an seinem Bier, als hätte er alle Zeit der Welt. »Was gibt es denn nun zu sagen über diesen Typen?«
»Jason? Nun
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