Bullet Catcher: Wade (German Edition)
ja, er war mit einem Mann unterwegs«, erzählte Henry, während er vor Wade die Bar wischte. »Mit einem gut aussehenden Kerl, der hatte sogar noch mehr Muskeln als Sie. Der Mann – seinen Namen kenne ich nicht, da er hier nie etwas bestellt hat – verhielt sich Jason gegenüber sehr aufmerksam.« Er senkte die Stimme. »Bis es zu einem heftigen Streit zwischen den beiden kam. Von da an … «
»Hallo?« Am Ende der Bar stand eine Frau mittleren Alters in der cremefarbenen Bluse der Hotelverwaltung und funkelte Henry an. »Hier warten Gäste.«
»Entschuldigen Sie mich bitte, Sir«, sagte Henry und blickte drein wie ein geprügelter Hund. Dann wedelte er kurz mit dem Lappen. »Da kommt sie.«
Durch die Scheibe der Lobby sah Wade einen platinblonden Lockenschopf wippen und wohlgeformte, gebräunte Beine, die über den Marmorboden flogen. Vanessa in Warpgeschwindigkeit.
Sie schwang sich wieder auf ihren Hocker und sah zwischen ihm und dem entschwundenen Barkeeper hin und her. »Sieht nicht so aus, als hätten Sie in der Zwischenzeit das Gespräch von Mann zu Mann gefunden.«
»Um genau zu sein«, sagte er und wandte ihr das Gesicht zu, um ihre unterdrückte Reaktion zu genießen, als er mit seinem Hosenbein ihr Knie berührte, »habe ich in der knappen Zeit, die Sie mir gelassen haben, erfahren, dass Ihr Freund mit einem Muskelprotz unterwegs ist, mit dem er sich, als sie zum letzten Mal hier gesehen wurden, gestritten hat.«
Ihre Kinnlade sank.
»Wirklich? Das hat er Ihnen erzählt?«
»Dann hat er einen Rüffel von seiner Chefin bekommen, sodass wir uns jetzt wieder etwas gedulden müssen.«
Sie war kurz davor, über die Theke zu springen und Henry am Kragen zu packen, um noch mehr aus ihm herauszuschütteln. »Wer war der Typ? Wann ist das passiert? War das hier in der Bar? Sind die beiden unter einem Namen hier abgestiegen?«
Wade legte seine Hände auf ihre. »Entspannen Sie sich, und lassen Sie ihm eine Minute.« Er schob ihren Drink näher an sie heran. »Er kommt schon zurück.«
»Ich will mich nicht entspannen«, ereiferte sie sich. »Das ist der erste Mensch, der tatsächlich etwas weiß. Warten ist Kacke.«
»Also ehrlich, Vanessa. Wo haben Sie denn gelernt, so zu reden?«
Sie versetzte ihm einen tödlichen Blick. »Das ist angeboren.«
»Wahrscheinlich liegt es an Ihrer Arbeit. Das wilde Geschrei auf dem Börsenparkett.«
»Woher wissen Sie, womit ich mein Geld verdiene?« Sie wich misstrauisch zurück. »Ich habe Ihnen das noch gar nicht erzählt.«
»Ich habe eine Akte über Sie. Nur die öffentlich zugänglichen Informationen«, versicherte er ihr. »Schon vergessen? Ich arbeite für eine Sicherheits- und Ermittlungsfirma. Wir haben natürlich ein paar Recherchen über Sie angestellt.«
»Wie heißt die Firma?«, fragte sie und zog ihr iPhone aus der Tasche. »Ich werde das gleich mal im Internet nachprüfen.«
»Im Internet werden Sie dazu nichts finden.«
»Wenn das so ist, existiert diese Firma für mich nicht.« Sie berührte den Bildschirm. »Natürlich wieder kein W LAN .« Erbost steckte sie das Gerät weg. »Was ist das denn für eine Firma, die keine Website hat?«
»Eine geheime.«
»Auch Kacke«, sagte sie und fixierte den Barmann mit ihrem Blick. »Erzählen Sie mir alles, was er gesagt hat.«
»Das habe ich bereits getan. In ein paar Minuten kommt er wieder. Bis dahin können wir uns unterhalten. Warum sind Sie so strikt dagegen, Ihre Mutter zu treffen?«
»Ich dachte, seit wir angestoßen haben, sind wir Kumpel. So.« Sie nahm ihr Glas, ließ es gegen den Hals seiner Flasche klirren und trank dann einen großen Schluck. »Bitte, ich möchte nicht über sie reden. Sie ist nicht meine Mutter.«
»Sie hat Sie zur Welt gebracht«, erinnerte Wade sie.
»Ein unbedeutendes technisches Detail.«
»Was ist mit Ihrer Adoptivmutter? Hat sie auch etwas dagegen, dass Sie Eileen Stafford treffen?«
»Ich weiß nicht, gegen was diese Frau etwas hat oder nicht, und es ist mir auch egal. Genauso egal, wie ihr alles war, als ich fünfzehn war und sie ein One-Way-Ticket nach Arizona gebucht hat.« In ihren Augen stand unbewältigter Schmerz.
»Was ist mit Ihrem Vater?«
Ihre Miene wurde weich. »Der großartigste Mensch, der je auf Erden gelebt hat. Sein Tod war ein Hohn. Und der Grund, warum ich Pazifistin geworden bin.«
Wade hörte aufmerksam zu, ließ sich aber nicht von seinem Ziel abbringen. »Wann erfuhren Sie von Ihrer leiblichen Mutter und deren
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