Bullet Catcher: Wade (German Edition)
York? Jemanden, der Charlie kannte?
»Sie hat einen Mann aufgerissen – vielleicht auch er sie. Meine Einschätzung ist, dass er dich sucht und sie benutzt, um dich zu finden. Diese Leute machen vor nichts halt. Das solltest du wissen.«
Oh ja, das wusste er. Sofort kam ihm Charlie French in den Sinn … und … Nein, an Russell konnte er nicht denken. Der Schmerz war immer noch zu groß.
»Wenn sie sich dort verausgabt hat, schicke ich sie woanders hin. Irgendwann wird sie aufgeben und nach Hause zurückkehren.«
Clive schnappte nach Luft, was in einen Hustenanfall mündete. Seine Lungen brannten von den vielen Marlboros. »Aufgeben?«, brachte er schließlich heraus. »Da kennst du Vanessa Porter nicht.«
»Im Gegensatz zu dir. Und da es hier um deinen süßen Arsch geht, solltest du dir vielleicht etwas einfallen lassen.«
»Die einzige Chance, sie nach Hause zu locken, ist ein Ablenkungsmanöver. Etwas muss sie mehr fesseln als die Vorstellung, mich zu finden.« Er untersuchte die Zigarettenkippen im Aschenbecher, ob sich nicht eine fand, die lang genug war, um noch ein paar Züge herzugeben. Er klemmte sich einen Filter zwischen die Zähne und griff nach dem Feuerzeug, um die Kippe dann doch wieder herauszunehmen und in den Aschenbecher zurückzuwerfen. »Geld.«
»Sie würde sich bezahlen lassen?«
»Nein. Aber wenn sie den Eindruck bekäme, dass sie an der Wall Street einen Riesendeal verpasst, würde sie mich erst einmal hintanstellen.«
»Was müsste das für ein Deal sein?«
»EinspektakulärerBörsengang,einefremdfinanzierteÜbernahme,eineFirmenfusion – irgendetwas,dasfürihreKundenextremlukrativwäre.GibdemMädchendas Wall Street Journal indieHand,damitbringstdusiegarantiertaufandereGedanken.«
»Ich sehe, was ich tun kann.«
Clive schloss die Augen. »Einen Versuch ist es wert, aber sie ist wirklich clever, also pass gut auf. Wer ist der Typ, mit dem sie zusammen ist?«
»Ich weiß nicht. Ein heißer Boy. Ein Body, als hätte er eine Mordswaffe in der Hose. Typ Soldat.«
Genau wie Russell. Clives Herz sank. »Nun ja, falls sich hier irgendjemand an meine Fersen heften will, wird sie das herausfinden. Auf Nevis könnte sie außerdem tatsächlich Leuten begegnen, die mich gesehen haben.«
»Manche werden reden, manche werden lügen. Sie wird irgendwann die Suche aufgeben und nach Hause fahren.«
»Nicht Vanessa.« Clive sah sie vor sich, wie sie durch die Flure von Razor Partners stürmte, im Schlepptau eine Traube von Typen aus der Rechtsabteilung, Pokerface hinter den Brillengläsern, die lange blonde Mähne wild und offen. Wenn sie auf dem Parkett so richtig Gas gab, war sie auf ihre ganz eigene Art und Weise schön. »Wenn sie was will, mein Süßer, sollte man ihr nicht in die Quere kommen.«
»Genau deswegen verfolge ich jeden ihrer Schritte. Sie wird die Typen unmittelbar zu dir lenken, und das, mein Freund, das willst du nicht. Oder hast du die vielen Stichwunden schon vergessen?«
»Nur wenn ich schlafe oder betrunken bin, denke ich nicht daran. Dann denke ich an gar nichts mehr.«
»Behalt das bei. Im Augenblick ist sie beschäftigt. Sie wird noch zwei Tage brauchen, bis sie herausfindet, wo du dich herumgetrieben hast – sofern ihr das überhaupt gelingt.«
»Sie braucht keine zwei Tage, um zwei Global Player zu fusionieren«, sagte Clive und wühlte wieder im Aschenbecher. »Sie ist in allem schnell.«
»Tja, nun, ich bin schneller. Und motivierter.«
»Sie liebt mich.«
Einen Augenblick lang blieb es still im Hörer, und Clive dachte schon, die Verbindung wäre unterbrochen. Doch dann hörte er ein leises Kichern. »Genau wie ich.«
Clive drückte das schlechte Gewissen. Er wusste, welche Antwort von ihm erwartet wurde – doch genau diese Antwort wäre gelogen. Statt etwas zu sagen, ließ er einige Sekunden stumm verstreichen.
»Ich wette, du könntest Nachschub an Gin und Zigaretten vertragen.«
»Ehrlich gesagt, habe ich genug von dieser Diät. Ich brauche mal wieder etwas Gesundes. Esst ihr Inselaffen nie so was wie Makkaroni mit Käse oder so?«
Lachen. »Das wird sich bestimmt machen lassen.«
»Am liebsten Marke Kraft, wenn es geht.«
Am anderen Ende ertönte liebevolles Schnauben. »Ich werde mein Bestes geben, mein Freund.«
»Danke. Und was ich noch sagen wollte … « Clive räusperte sich. »Das ist wirklich nobel von dir. Du rettest mir damit das Leben.«
»Wie gesagt, ich bin motiviert. Ich liebe dich.«
Clive wusste nicht, wie er reagieren
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