Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
Milliarden jubelnder Zuschauer,
denen ich quasi allein gegenüber stand… Was freuen sie sich jetzt schon wieder
so toll … als hätte ich das Haupträtsel gelöst… Der gedämpfte Applaus verriet
mir, dass sie eine Kulmination erwarten, dass ich noch nicht am Ende des
Spektakels angelangt bin… Und wieder war der Text vor meinen Augen. Und wieder
wurde es leise:
.Mal zu etwas völlig anderem… Kann mir jemand sagen, warum
sich der Text fast die ganze Zeit … in Bewegung befindet? … Waas!! Ich sehe
es!! Es ist das Ende des Textes! Das hatte ich gerade erst gesagt! Es steht
alles da … alles, was gerade passierte! Es …. Da!!! Schon wieder … sodann wurde
es wieder laut im Saal … als hätte ich das Haupträtsel gelöst … Das waren meine
Gedanken!! … Mooooment! Sani .. du sagtest, er sitzt irgendwo und schreibt
alles auf – ich kapiere langsam … das ist schizophren!!
….Das >ist< schizophren – da wird dir kaum einer
widersprechen – aber mach dir keine Sorgen, mein Freund – das sind wir ALLE.
.Aaahh … das kling so gut, das möchte ich mir auf der Zunge
zergehen lassen: … zwanzig Milliarden .. wie hieß das Wort .. Homoplagium …
Homoplagia … zwanzig Milliarden schizophrene Homoplagia spähen mich aus – Grund
genug, paranoid zu werden.
Was wollte ich sagen.
…
.Ich habe mich gerade gefragt … warum interessieren sich
zwanzig Milliarden Menschen so brennend dafür, dass ich … mich selbst vorlese …
was ist so spannend daran? … Meine Reaktion? … Seine Reaktion? … Vielleicht …
die Interaktion!? Hmm… kann ich eigentlich … mit ihm reden? Mit mir!
…
..Du kannst es zumindest versuchen.
.Das mach ich!
..Mach!
.Ich mach das! Eine Sekunde. … Ähm Hallo!? Hallo du! Ich!
Der da irgendwo sitzt .. oder .. ist .. und .. alles aufschreibt, was ich mache
… und sage…
Als wäre irgendwo eine Lampe mit der Aufschrift „Leicht
fieses Gelächter und gedämpfter Applaus“ angegangen. War das ein richtiger
Knopf, den ich aktivierte?
.Wie ergeht es dir? Wie ist die Stimmung?
…
.Wie ist das Wetter bei dir? … Hörst du mich?
Ich schaute mir den Text an, ich lauschte den Stimmen in
meinem Kopf, den Zuschauern, scannte den Raum nach Antworten. Aber da war
nichts.
.Also … zwanzig Milliarden schizophrene Homoplagia spähen
mich aus … nun lass mich nicht hängen!
…
.Ich antworte nicht! Gibt es irgendeinen Trick? Bekomme ich
einen Tipp?
._.Geduld!
._.Hartnäckigkeit!
._.Maulgefecht!
._.Ruf dich beim Namen!
._.Nein! Nicht den Namen!
._.Sei bestimmt!
._.Unmissverständlich!...
Schrie die Menge durcheinander. Dabei kam ich selbst auf
eine Idee, zwei Sekunden bevor Dom sie mir noch mal verriet – bestätigte… Also,
kraft meiner Gedanken und mit Einsatz der Gestik, zog ich einen Spiegel aus dem
Boden…
Als ich mir in die Augen sah, dachte ich eine
Schrecksekunde lang tatsächlich, dass der Mann auf der anderen Seite des Glases
ein anderer war … mit demselben Gesicht, jedoch mit anderem Charakter – er
schaute so mürrisch… Ich musste zwei, drei Mal meinen Kopf drehen und ein Paar
Grimassen ziehen, bevor ich keinerlei Unterschied feststellte… Ich winkte mir zu
.. kratzte am Hinterkopf .. klopfte gegen das Glas des Spiegels…
.Passiert nichts…
Die nächste Idee war ein aus dem Boden gezogener fetter,
schwarzer Marker – ich hatte bereits Übung darin, Dinge aus dem Boden zu ziehen
– so, als hätte ich mein Leben lang nichts anderes gemacht…
.Haaalloooo!
Ähnlich wie es klang, schrieb ich dieses Wort .. samt
Aufruffezeichen auf den Spiegel unter mein Gesicht. Dann verlängerte das
Zeichen zu einem Pfeil, der auf der Höhe der Augen endete… Und wo ich schon
dabei war, schwärzte mein graues Haar und … kurz nachgedacht … zeichnete mir
eine Augenklappe, Ohrringe und einen dünnen Bart… Es passierte nichts… Der Text
wurde immer weiter vervollständigt mit meinen Gedanken – doch nicht die Spur
von meinem zweiten Ego…
Mit einer Handbewegung entfernte ich meine Kritzeleien von
der Spiegeloberfläche und schrieb stattdessen jedes einzelne Wort langsam
vorlesend:
.Du .. sollst .. nicht .. aufschreiben, .. was .. ich..
mache…
Der Platz reichte nicht aus, also vergrößerte ich den
Spiegel in der Breite und Höhe mit beiden Händen, verschob das bereits
Geschriebene in eine bequeme Position und schrieb
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