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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Spiegel
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während man sich die
Augen reibt, sieht man Dasselbe auf der Strasse. Des Weiteren merkte ich einen
großen Drang abzuschalten, alle Sorgen zu vergessen, die Vergangenheit samt der
Zukunft ruhen zu lassen, eine Pause zu machen. Ich wünschte mir eine Bank zum
Hinsetzen. Und nichts, als beobachten. Sich treiben lassen. Sich dafür
begeistern. Wie Gott sein, der Allgegenwärtige. Ohne Gedanken, ohne Absichten.
     
      Aber ich hatte keine Bank. Ich bin es eben nicht gewöhnt,
mich zu entspannen, während meine Gelenke wackeln, meine Füße plagen, meine
Zähen kneifen und meine Sohle zieht und zerrt. Jeweils in
Millisekundenabständen dachte ich an meine Füße, an meine Arbeit, an mein
Getränk, und ich dachte an Georg. Bei Georg bin ich dann stehen geblieben. Mein
Geist forderte geradezu nach der Verarbeitung der Information, die Georg, mein
Fenster, die Stelle, wo ich gerade stand und die Storchfamilie anbetraf. Mich
habe ich noch vergessen, ich bin die Schlüsselfigur, ich bin … eigentlich der
Böse in diesem Zusammenhang, diesem Kontext … vielleicht sogar das Böse. Ich
hatte einen Freudenvorgang unterbrochen, eine geistige Kommunikation zerstört,
eine Verbindung abgerissen.
     
      Eigentlich habe ich nur das Programm gewechselt. Eine
Naturreportage wurde im Sinne einer Lifeübertragung über einen paranoiden
Zeitgenossen geopfert. Wenn ich mich recht erinnere, schien der Zuschauer mit
der Aktualisierung des Programms zufrieden zu sein, bis es interaktiv wurde.
Der Gute Georg ist wohl ein eingefleischter Spanner.
     
      Mein Getränkbecher war nicht nur längst lehr, sondern auch
zur Hälfte angeknabbert. Der Strohhalm mit Feigengeschmack befand sich seid
zwei, drei Minuten in meinem Magen. Ich bekam Gänsehaut bei dem Gedanken an die
wohltuende Wirkung des Getränks aus dem Mahlzeitautomaten. Ein angenehmes
Kribbeln stieg mir bis zum Hinterkopf. Ich wurde mir wieder meines Ziels
bewusst.
     
    Ich hatte heute vor, mein Gehirn zu scannen.
     
      So wie man genug von der Cheops-Pyramide bekommen kann,
hatte ich genug von dem Schattenspiel der stolzen Vögel. Ich machte eine etwa
zehn Sekunden lange Photographie meines Fensters mit der Brillenkamera und
speicherte das unter Sehenswürdigkeiten. Ich beschwerte mich fast schon
traditionell über die Umständlichkeit der Bedienung der Universalbrille und
fragte mich zum wievielten mal, wann die Computer wohl lernen, unsere Gedanken
zu lesen. Ich als Experte schätzte die Dauer auf etwa zehn bis zwanzig Jahre,
spätestens in dreißig Jahren werden Personalcomputer uns auf den Gedanken
gehorchen. Dann bin ich fünfundsiebzig, ein junger Greis. Ich war bereits
unterwegs zu meinem heutigen Ziel, während ich an dem letzten Stück Becher
kaute.
     
      Ich war immer noch auf der Strasse, die auch in meinem
Personalausweis erwähnt wird, und je näher ich zu der Ecke kam, an der ich zum
letzten Mal Georg sah … jetzt ohne Halluzinationen zu berücksichtigen … äh, je
näher ich also zu der Ecke kam, umso stärker blies mir der Wind entgegen. Ein
relativ warmer, kühler Wind südlichen Geruchs. Südlichen Geruchs? Das kann nur
eine Einbildung sein. Woher soll ich … Auf jeden fall, in dem Moment, wo ich um
die Ecke einbog, kam mir ein regelrechter Windsturm entgegen. So stark, dass
ich mir überlegen musste, ob ich Probleme hätte, auf den Beinen zu bleiben.
Komisch, dass ich noch vor zwei Metern Derartiges nicht geahnt habe. Das ist
der Nachteil, wenn die Strassen weder Staub, noch Bepflanzung haben, keine
Möglichkeit, die Bewegung der Luft zu erkennen, wenn dich nur Stein und Stahl
umgeben.
     
      In dem Moment, als ich die Augen aufgemacht habe, als
meine Augen sich an den Wind gewöhnt haben, sah ich eine große schwarze Wolke
in schätzungsweise sechs Kilometer Entfernung. Ich könnte die Entfernung auch
auf fünf oder zehn Kilometer schätzen, wenn ich diese beiden Zahlen nicht vor
kurzem erst in meiner Erzählung gebraucht hätte. Ich könnte auch eventuell vier
Kilometer nehmen, allerdings wäre das dann doch etwas zu nah, das wäre ja
direkt vor der Nase… Andererseits wollte ich genau das ausdrücken. Die Wolke
war direkt vor meiner Nase. Na ja, es waren doch eher sechs Kilometer, als
vier, nur kann man mit vier gleichzeitig die Emotionen beschreiben, die
Empfindung, die geistige Beziehung zu dem Gegenstand. Sie war verdammt nah, und
höllisch schwarz. Sie bedeckte die Strecke zu meiner Arbeit mit Schatten und
wahrscheinlich mit Regen. Ich blieb an

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