Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
der Kugel anrichtete, so dass jeder den
ganzen Planeten im Blick hatte, wie drüben auf der Party … hatte man fünf
Milliarden Dummys in Reih und Glied aufgestellt - aufgeteilt in kleinere
Truppen je eine Million Einzelplätze für Willige - für alle, die sofort auf den
Planeten wollten. Das war für damalige Zeiten ein überwältigender Anblick,
absolut einmalig, weil das sogar bis jetzt nie wiederholt wurde. Es hatte den
Anschein erweckt, als wollten wir eine militärische Invasion starten. Insofern
hatte es etwas Monströses an sich … trotzdem war es extrem aufregend… Die
verfügbaren Kugeln hatte man auf die ersten zehn Trupps aufgeteilt –
fünfundzwanzig Kugeln pro Trupp. Diese Kugeln, in Reihe aufgestellt, hatten mit
einer Geschwindigkeit von fünfundzwanzig MENSCHEN pro Sekunde und pro Kugel das
ganze Aufgebot auf dem Planeten abgeladen. Stell dir vor: eine Schneelandschaft
wäre ein weißes Blatt Papier, und diese Kugeln wären der Druckkopf eines
Druckers aus deiner Zeit, dann wäre der virtuelle Raum ein Monitor mit einem
Text drauf, der gedruckt werden soll… Alles Dimensionen größer, auch die
Druckzeit: etwa dreißig Minuten pro eine Million Pixel… Das Schöne war: Sobald
die Pixel auf dem Planeten landeten, fingen sie an, sich in kleine Gruppen zu
sammeln, um gruppenweise je einen ausgesuchten Weg einzuschlagen. Es sah aus,
als würde man auf Wasser drücken, das permanent zirkulierte…. Wie ich schon
sagte, war ich unter den ersten zehn Millionen, sollte also in der ersten
halben Stunde auf den Planeten … und wenn man bald an der Reihe ist, begibt man
sich in seine zugewiesene >Pixel< und wartet. Kurz bevor man abgeworfen
wird, werden einem alle Umweltbedingungen der jeweiligen Landestelle so gut wie
möglich simuliert. Mir blies also der kalte Morgenwind in den Rücken eine
Minute bevor ich überhaupt auf dem Planeten landete…. Ich fiel einen Meter tief
in eine Rinne, die von den Kugeln hinterlassen wurde, weil sie die notwendige
Masse für unsere Körper direkt aus dem Schnee schöpften. Obwohl ich Wanderski
anhatte, landete ich knietief im kristallinen Wasser und musste mir selbst
heraushelfen, bevor wir uns mit Freunden zur Absprache treffen konnten. Unser
Ziel war eindeutig: möglichst schnell die Abwurfsstelle verlassen, um eine
Route einzuschlagen, die möglichst weit weg von anderen Gruppen verläuft – wo
wir ankommen, war nebensächlich. Langfristig wollten wir jede Art von
Landschaft bis zum Sonnenuntergang ein Mal auskundschaften – davon gibt es dort
nicht mehr, als ein Dutzend; die Nacht wollten wir an einem aktiven Vulkan
verbringen, um dort den nächsten Sonnenaufgang bei hoffentlich guter Sicht zu
erwarten... Denn im Moment der Landung lag die Sicht wegen starkem Schneefall
bei maximal hundert Metern; die Lage der aufgehenden Sonne ließ sich nur sehr
schwer erraten. Die Schönheit der Umgebung machten zunächst nur die dunklen
Figuren aus, die langsam aus den Gräben heraus krochen, sich sammelten, um nach
einiger Zeit hinter der hellgrauen Wand des Nebels zu verschwinden… Die ersten
zwei Kilometer liefen wir entlang der Rinne; die Spur im Schnee wurde immer
fester und bald so angenehm, dass wir sie weitere acht Kilometer weit
mitliefen, bis sie schließlich weicher wurde, so dass es keinen großen
Unterschied mehr ausmachte, als wir sie verließen. Ab da hatten wir nur noch
einen Fünftel der Geschwindigkeit von vorhin – schafften in etwa zwei Kilometer
pro Stunde und liefen so mehr, als zwei irdische Tage lang, ohne dass sich
irgendetwas änderte. Erst dann, nach eineinhalb Barapha-Stunden, als es spürbar
heller wurde und der Schneefall nachließ, stießen wir auf eine Erhebung aus
gefrorenen Gasen… Das war ein Höhenzug, der aus der Entfernung, den Eindruck
eines lang gezogenen, rechts und links bis zum Horizont reichenden Walls
erweckte, der zwei Mächte von einander trennen sollte - wie einst die
Chinesische Mauer. Erst aus der Nähe, erkannten wir die seichte Steigung des
Hangs und dachten nun mehr an einen Damm, denn an eine Mauer. Wir konnten den
Scheitel leicht erreichen, da unsere Ski mit Fahrwerken ausgestatten waren, die
allerdings nur auf festen Oberflächen funktionierten, deswegen waren wir auf
dem Eis zehn, zwanzig mal schneller, als im lockeren Schnee, und deswegen
wollten wir ein längeres Stück auf dem Bergrücken fahren … deswegen und weil
die Landschaft hinter dem Hügel genauso monoton und gehaltlos war, wie davor.
Der Nachteil
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