Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
demonstrativ nicht auf die Hartnäckigkeit der Praktikantin.
Sie ihrerseits sagte:
..Ich nehme meine letzte Aussage zurück.
Und setzte sich mir gleich, gerade hin. Sie beäugte die
Umgebung, im speziellen das Institutgebäude. Ich überzeugte mich von der
Abwesenheit ihres durchdringenden Blicks und kehrte wieder zurück zu meinem
Fenster. Ach ja, der schon wieder…
Die Vögel! Die Störche! Ich tauschte den Gehweg gegen die
Dächer. Die müssten da sein. Ohne Georg hätte ich sie wahrscheinlich nie
gesehen. Ich … habe sie nie gesehen. Ich hätte sie sehen müssen. Sie können
sich doch nicht über Nacht dort aufgebaut haben. Nicht mit kleinen Kindern.
Küken. Küken? Haben wir nicht Mitte September? Haben die Vögel nicht irgendwas
verwechselt? Ist das normal? Habe ich mich verschaut? Ich schloss die Augen und
rieb langsam, genüsslich meine Stirn.
Die Photographie! Fiel mir ein. Ich wollte unbedingt
sicher gehen. Ich aktivierte den Bildschirm meiner Universalbrille. Ich wählte
den Betrachtungsmodus, dann die richtige Baumgruppe, das richtige Verzeichnis
und das richtige Bild. Nicht dieses Bild. Ich wollte das Richtige. Ein
knutschendes Pärchen, das ich letzte Woche aufgenommen habe. Hopsala. Ich
schaute es noch zu Ende und schaltete aus. Nun zu den Störchen. Und diesmal
besser zielen.
Küken. Ich vergrößerte den ausschlaggebenden Ausschnitt.
Küken. Eindeutig. Also. Entweder haben diese Vögel nicht alle Tassen im
Schrank. Oder ich sollte mein Allgemeinwissen nachbessern. Oder. Es ist ganz
allgemein etwas faul. Angefangen mit dem Traum. Fortsetzend mit Georg, mit den
Küken, der Frau. Dem Gewitter. Und. Abschließend mit der Praktikantin. Was
macht sie hier. Üblich sollte sie erst in einer Stunde kommen.
.Was machst du hier?
..Ich soll dich abholen.
.Du sollst?
..Und auf dich aufpassen.
Die Anzahl an nicht beantworteten Fragen wuchs
exponentiell. Das überforderte die Verarbeitungsfähigkeit meines Gehirns. Ich
brauchte dringend Antworten. Am besten erst auf einfache Fragen.
.Sage, warum duzt du mich plötzlich. Nicht dass es mir
großartig missfallen würde, nur hast du mich immer … bis eben noch gesiezt.
..Ja, und ich fand es grausam.
.Gut. Andere Frage. Was hat er sich diesmal ausgedacht?
..Sie.
.Sie?
Sie? Sie? Wer sie? Wer ist sie? Ich dachte kurz an die
Frau im Gewitter und an die aus meinem Traum. Aber. Wie albern. Was denn sie…
.Wer ist sie?
..Deine neue Göttin.
.Meine neue Göttin. Alles klar – du bist verrückt. Schön für
dich. Andere Frage…
..Nur zu.
.Ist es möglich, dass um diese Zeit … Störche noch beim
Großfüttern der Küken sind?
..Wenn du mich fragst, würde ich sagen: es ist möglich.
.Und wenn ich den da frage?
Ich schaute mir kurz den Menschen an, auf den ich spontan
meinen Zeigefinger gerichtet habe. Es war eine Frau.
.Ich meine die da.
Die Praktikantin schaute mich eine und eine weitere Sekunde
lang an, als wäre ich ein Kind. Dann lächelte sie los und verließ die Bank in
Richtung der gezeigten Frau. Sie beredeten eine Zeit lang irgendwas, bezeigten
und bemusterten mich und trennten sich schließlich wieder.
..Eine ungünstige Mutation meinte sie. Ansonsten hätte sie
große Zweifel.
.Hast du das Gewitter gerade miterlebt?
..Nein. Ich war unter der Erdoberfläche. In den
Blitznachrichten habe ich die Bilder gesehen.
.Hältst du so eins zu dieser Zeit, an diesem Ort für
möglich?
..Wenn du mich fragst? Du warst doch selbst unmittelbar
Zeuge.
Ich wollte schon fragen, woher sie das wissen will, doch
streifte sie zuvor mit ihrem Blick meine durchnässten Kleider. Kurz die
Einzelheiten meiner Situation zusammengefasst, entschloss ich mich endlich das Draußen
zu verlassen.
.Ich wäre dann so weit. Sollen wir?
Sie bewegte leicht ihren Kopf in der Horizontale hin und
her, ohne zu blinzeln, oder auf irgendeine andere Art den Blickkontakt zu
unterbrechen. Sie tat es so lange, bis mein Kopf auch anfing, dieselbe Bewegung
zu machen. Dann machte sie den Mund auf.
..Jetzt habe ich eine Frage an dich.
.Gut.
..Ich wollte damit nicht warten, bis wir drinnen sind.
Draußen kann man offener reden?
.Meinst du, weil das Labor überwacht wird?
..Nein… Rein Psychologisch. Wegen den fehlenden Wänden.
.Ich verstehe.
..Du wolltest heute dein Gehirn scannen. Ohne mit uns
darüber zu beraten.
.Ist das ein Vorwurf?
..Keineswegs.
.Woher weißt du
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