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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Spiegel
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du ihn übernehmen
würdest?
    H…[Khsch-scht]…Ja sicher! Ich übernehme all seine
Erinnerungen, seine Charaktereigenschaften und mache mit der Person das, was
ich für richtig halte.
    .Was heißt das: was du für richtig hältst?
    H…[Khsch-scht]…Wenn ich eine Person übernehme, modifiziere
ich ihre Charaktereigenschaften sehr langsam und subtil, sodass Ihr nichts
davon merkt. Sie wird ambitioniert und ausgeprägt, wird die Karriereleiter
hochsteigen und befindet sich nach spätestens vierzig Jahren in unmittelbarer
Nähe des Throns. Andere Bote spezialisieren sich auf Rebellen, Forscher,
Krieger oder auch Animateure wie Kasupās Bot. Wenn Ihr beim Spiel bleibt,
werde ich höchstwahrscheinlich immer in Eurer Umgebung sein.
    .Und was passiert mit Heruge – der Person?
    H…[Khsch-scht]…Heruge bleibt komprimiert gespeichert. Wenn
ich in einigen Jahrzehnten wieder Euer Tutor bin, können wir über die guten
alten Zeiten reden, als ich noch Heruge war.
    .Du bist also >nicht< Heruge? Wer bist du dann? Wie
ist dein Name?
    H…[Khsch-scht]…Mein Geburts- oder Herstellungsname ist
„Ecdeiocoleaceae“. Unter diesem Namen werde ich in der Datenbank des
Spielprogramms geführt.
    .Ecde was? Ich kann das nicht aussprechen.
    H…[Khsch-scht]…Ecdeiocoleaceae sind eine Pflanzenfamilie aus
Australien. Alle Bote bei Universus tragen Namen aus der Pflanzenwelt. Einige
allerdings, meist Tutoren oder Extutoren haben zusätzlich einen inoffiziellen
Namen. Meiner ist „Yú shùn“ – den hat mir Pankov vor fünfhundertdreißig
Spieljahren gegeben, als ich das erste Mal sein Tutor war.
    .Yú shùn also, ja?
    H…[Khsch-scht]…Ja. Das war der Name eines Keisers aus der
chinesischen Mythologie.
    .Hmm … soso… Und das Spiel kann man echt zweitausend Jahre
lang spielen, ohne dass es langweilig wird?
    H…[Khsch-scht]…Mir wird sowieso nicht langweilig. Und
>Ihr< braucht nicht jeden Spieltag da zu sein – dafür habt Ihr mich,
Ryudiga und weitere tausend Beamte…
    .Na gut, Yú shùn, Heruge, was haben wir unten?
    H…[Khsch-scht]…Wir können uns langsam auf den Weg machen,
wenn es Euch recht ist.
    .Mm … machen wir … hol mich ab…
     
     

Aufstand
     
      Da haben sich einige Tausend aufgebrachte Menschen auf
einem halbrunden Platz vor der Festung versammelt, brüllen Parolen, werfen
Fäuste in die Luft, scheinen irgendetwas zu verlangen, doch keiner meiner
Gefolgsleute kann (oder will) mir sagen was genau es wäre. Sie tun so, als
hätte es keinerlei Relevanz, was die Menschen begehren, die Reaktion des
Regimes bleibt den Vorschriften entsprechend, die seit Jahrhunderten einen
festen Platz in den Gesetzbüchern in Anspruch nehmen.
     
      Ich stehe am Fuße eines Fensters im Kronsaal. Rechts von
mir steht an den Fensterrahmen gelehnt Heruge – meine „Rechte Hand“. Seine Arme
sind an der Brust verschränkt, und sein Blick signalisiert amüsiertes Abwarten.
Links von mir steht Ryudiga – meine „Linke Hand“. Sein Blick wandert zwischen
mir, dem Ausblick aus dem Fenster und den Ministern im Zentrum des Saals, die
ungeduldig miteinander tuscheln. Ryudiga bleibt ernst – nicht ein Mal Heruges
unangebrachter Gesichtsausdruck bringt ihn aus der Fassung.
     
    .Hat denn niemand versucht, sie zu fragen? Hat denn keiner
wenigstens zugehört?
    R…Ach, Ihr wollt dem Volk das Sprechen erlauben? Dann
gestattet mir als Erstes vorzusprechen… Ich würde gern den ganzen Westblock der
Festung für mich allein beanspruchen – ich bedürfe mehr Freiraum und begehre
die Aussicht auf den Sonnenuntergang. Außerdem gelüste ich, erst um zehn Uhr
früh zum Dienst einzutreffen, nachdem ich von neun bis zehn völlig allein und
ungestört im Kronsaal gefrühstückt habe. Ich will dass meine Gemahlin
festgenommen und willenlos…
    H…Genug Ryudiga!.. Eure Mehrheit, es ist doch ganz einfach:
Die meisten Leute aus der Menge sind Anwohner von Hingai. Einige verloren heute
Nacht das Dach über dem Kopf, andere ihre Familienmitglieder. Der Rest
fürchtet, dass sie in der nächsten Nacht dasselbe Schicksal ereilt. Also gehen
sie auf die Strasse. Nächsten Monat gibt es Missernte, die Leute fangen an zu
hungern und gehen auf die Strasse. Und übernächsten Monat findet der Mob einen
weiteren Grund, die Häuser zu verlassen…
    R…Ich verstehe dieses Volk nicht – jedes Mal versammelt es
sich und tut so, als könnte es diese Festung einnehmen. Dabei ist der Ausgang
vorprogrammiert und für alle bekannt.
    .Und was macht ihr mit der

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