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Burgfrieden

Burgfrieden

Titel: Burgfrieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Neureiter
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beizusteuern.
    Arthur sah zu dem mächtigen Gebäude hin, das ihnen heute so abweisend begegnete. Burgen schienen ihm auf dieser Reise definitiv kein Glück zu bringen. Zuerst das Verschwinden der Handschrift auf Runkelstein. Und jetzt auch noch das Pech, dass Schloss Tirol ausgerechnet heute geschlossen hatte. Ein solches Missgeschick hätte ihm einfach nicht passieren dürfen.
    Wenn wenigstens Lenz und Jenny hier wären. Denen würde mit Sicherheit etwas einfallen. Aber ihretwegen hatte er ja die ganze Exkursion hauptsächlich inszeniert. Nachdem sie übereingekommen waren, dass es sich lohnen würde, der Spur auf der Karte nachzugehen, hatte er nach einer Möglichkeit gesucht, ihnen den Rücken freizuhalten. Ihr Fernbleiben an der heutigen Unternehmung hatte er damit begründet, dass Jenny wegen ihres verstauchten Knöchels zum Röntgen müsse. Lenz werde sie begleiten. Abgesehen davon hätten sie ohnehin nicht alle im Van Platz gefunden.
    Was Runkelstein anbelangte, so hatte Blasius keinen besonderen Enthusiasmus gezeigt, sie heute wieder dort zu empfangen. Arthur hatte zwar angeboten, die Suche fortzusetzen. Doch der Burgdirektor hatte dies rundheraus abgelehnt. Nach dem gestrigen besuchsfreien Tag, den er außertourlich und eigens für die gelehrten Experten eingeschoben hatte – dabei hatte er schwer geseufzt –, werde es heute wieder von Touristen wimmeln. Außerdem hätten sie gestern ohnehin schon in jedem Winkel nachgesehen.
    Mit einem Mal spürte Arthur ein beklemmendes Gefühl in der Brust. Hatten sie wirklich in jedem Winkel nachgesehen? Sie waren in zwei Gruppen geteilt worden, wovon eine unter der Leitung von Blasius Botsch, die andere unter der von Francesca Rossi gestanden hatte. Diese Taktik war sinnvoll erschienenen, da die beiden sich in der Burg auskannten. Aber sie mussten etwas übersehen haben. Gerade vor kurzem hatte er wieder etwas über eine Burg gelesen, in der eine Geheimbibliothek entdeckt worden war. War Blasius wirklich offen zu ihm gewesen? Oder hatten der Burgdirektor und seine Vertraute Francesca Rossi selbst etwas mit der Sache zu tun? Immerhin war nach wie vor ungeklärt, wie jemand anderer als die beiden hätte in den Westpalas gelangen können, nachdem Blasius für jedermann ersichtlich abgeschlossen hatte. Egal wie er es drehte und wendete, nicht nur der Schlüssel zur Burg, sondern auch jener zur Lösung lag in den Händen des Burgdirektors. Er würde noch einmal mit Botsch sprechen. Eine vertrauliche Unterredung konnte ihm der Freund, wenn er ihn denn noch als solchen bezeichnen durfte, nicht abschlagen. Arthur hatte sich wieder gefasst. Entschlossen gab er das Kommando zum Aufbruch. ».Wir fahren zurück nach Bozen.«
     
    *
     
    Erschöpft ließ Jenny sich auf den Kaffeehaussessel fallen. Das war noch einmal gut gegangen! Sie und Lenz waren dem Aufseher mit bangen Gefühlen gefolgt. Dieser hatte jedoch keine andere Absicht gehabt, als sie zum Kirchentor zu eskortieren und durch dieses hinaus zu komplementieren. Am Dominikanerplatz waren sie dann, so gemächlich es ihnen ihre immer noch klopfenden Herzen erlaubten, zu ihren Fahrrädern geschlendert. Lenz zu seinem eigenen und Jenny zu dem Leihfahrrad, das er ihr besorgt hatte. Kaum hatten sie im Sattel gesessen, waren sie allerdings losgerast als wäre der Teufel hinter ihnen her. Am Talferufer hatte Lenz schließlich vor einem Café gestoppt und ihr bedeutet, auf der kleinen Terrasse Platz zu nehmen. Worte hatten sie bisher keine gewechselt, dazu waren sie immer noch zu sehr außer Atem.
    »Woher hattest du auf einmal den Ring?« Jenny fasste sich als Erste wieder.
    Lenz streckte seine Linke aus, betrachtete das Schmuckstück und begann daran zu drehen.
    »Ist ein Souvenir. Hatte ich es zufällig dabei.«
    Das konnte er seiner Großmutter erzählen. Jenny glaubte ihm kein Wort. So schnell würde sie sich nicht geschlagen geben.
    »Ich habe ihn bisher gar nicht an deiner Hand gesehen.«
    Lenz setzte die Drehbewegungen fort. Als sich der Ring fast an der Fingerspitze befand, zog Lenz ihn ab und verstaute ihn in der Tasche seiner Jeans.
    »Wusst’ ich, dass bald jemand kommen und nachsehen würde. Ist mir der Ring eingefallen. Hab’ ich ihn rasch angesteckt.«
    Mehr würde sie im Moment nicht aus ihm herausbekommen. Aber Jenny konnte sich denken, wem das Gegenstück, das sie angeblich verloren hatte, gehörte: Der jungen Frau, die sie auf dem Foto in Lenz’ Zimmer gesehen hatte, dieser Christa. Seltsam, dass er den Ring

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